Carly Fiorina, die Chefin von
Hewlett-Packard und einige der wenigen Top-Kader-Frauen eines Weltkonzerns, ist wegen Differenzen bei der Unternehmensstrategie zurückgetreten, respektive wurde gefeuert. "Ich bedaure die Entscheidung, respektiere sie aber", so Fiorina in einem offiziellen Statement des Unternehmens. Sie habe andere Ansichten dazu, wie man HPs Strategie umsetze.
HPs Finanzchef, Robert P. Wayman, übernimmt interimistisch die Konzernführung. Patricia C. Dunn, HP-Director seit 1998, wurde zur Vorsitzenden ohne administrative Befugnisse berufen. Es werde unverzüglich mit der Suche nach einem neuen Chef begonnen, heisst es in einer Mitteilung.
Fiorinas Rausschmiss kommt nicht völlig überraschend: Bereits vor einigen Tagen hatte es Spekulationen über eine teilweise Entmachtung der HP-Chefin gegeben, diese wurden aber vom Konzern dementiert. Es bestünden keinerlei Pläne oder Absichten, die Verantwortlichkeiten im Unternehmen neu aufzuteilen, hiess es da noch.
Fiorina kam 1999 von Lucent als erster externer CEO zu HP und reduzierte während ihrer Amtszeit die einst 83 Geschäftsbereiche auf einige wenige. Durch Massenentlassungen und einschneidende Kostensenkungsmassnahmen konnte sie die Verluste im PC-Geschäft reduzieren und boxte 2002 die Übernahme von Compaq durch.
HPs Gewinn und Umsatz stiegen unter Fiorinas Führung, nicht zuletzt auch durch die Übernahme des Konkurrenten. Mittlerweile waren Stimmen zu vernehmen, die den Erfolg des Mergers in Frage stellen. Wohl auch ein Grund für Fiorinas Abgang.
In einer Telefonkonferenz, die um 16:00 Uhr anberaumt worden ist, nahmen Wayman und Dunn zur Absetzung von Fiorina Stellung. Zu den genauen Gründen hielten sie sich jedoch sehr bedeckt. Die Differenzen hätten mehr den Führungsstil und die Umsetzung der Strategien betroffen als strategische Inhalte, hiess es. Zudem ging dem Verwaltungsrat die Umsetzung der Strategie zuwenig schnell. Ein mehr zupackender Führungsstil sei in Zukunft gefragt, sagte Dunn.
Am 16. Februar, heute in einer Woche, wird HP über die Zahlen des ersten Quartals des laufenden Geschäftsjahres informieren. Die Zahlen sollen den Erwartungen entsprechen, wie Wayman sagte. Wie er weiter andeutete, soll an diesem Termin auch über Massnahmen informiert werden, wie Kosten eingespart werden können. Das Wort Entlassungen wurde so gut wie möglich umschifft.
Die Börse reagierte positiv auf die Meldung von Fiorinas Abgang: Die Aktien von Hewlett-Packard legten im vorbörslichen New Yorker Handel zeitweise um 11,47 Prozent zu. (sk/map)