Xing, StudiVZ, Plazes, Kyte, Netmoms, Restorm.com und Trigami – das sind ein paar der insgesamt rund 50 Unternehmen aus dem ICT-Bereich, in die Peter Schüpbach in den letzten Jahren investiert hat. Bei rund 25 wirkt der Berner, der sich selber als Vollblutunternehmer bezeichnet und als Jugendlicher bereits als Vinyl-Platten-Importeur und Wander-Disco-Betreiber tätig war, immer noch aktiv mit. Seine Hauptbeschäftigung ist derzeit aber Fashionfriends, eine Schweizer Online-Shopping-Community, die er als CEO führt.
Vom Traum zum Alptraum
Peter Schüpbach? Den meisten Leserinnen und Lesern dürfte der Name des Unternehmers und Investors durchaus bekannt sein. 1986 gründete der damalige Student an der HWV in Bern zusammen mit einigen Kollegen des Tech in Burgdorf die Firma Miracle Software und war mehr als zehn Jahre als CEO tätig.
Die Geschichte rund um Miracle, der rasante Aufstieg und der ebenso schnelle Niedergang, prägte den heute 47-Jährigen sehr stark. «Ich habe in dieser Zeit einiges gelernt», bilanziert Schüpbach rückblickend. Beispielsweise, dass man im Technologieumfeld seine Chance nicht zwingend heute wahrnehmen müsse, bedingungslos und blind, sondern auch eine gesunde Portion Geduld ganz gut sei. Damals ging aber alles schnell: Anfangs mit Studentenkrediten und dann durch den Import und das Assemblieren von PCs aus Taiwan finanziert, beschäftigte das Unternehmen bald 100 Leute und wuchs zu einem der grössten Software-Hersteller für die Auftragsabwicklung in der Schweiz. «Wir hätten die Firma damals verkaufen können», erklärt Schüpbach, «waren aber alle noch sehr jung und wollten es stattdessen noch einmal selber wissen.» Die Idee: Ein komplett neues, objektorientiertes ERP, Miracle XRP. Das Unternehmen investierte enorm, beschäftigte zeitweise über 350 Mitarbeiter, eröffnete Niederlassungen im Ausland und ging im Jahr 2000 an die Börse. Ein Jahr später schloss Miracle seine Türen.
Zwei grosse Schicksalsschläge
«Der Druck, der damals auf mir lastete, war riesig», gesteht der Miracle-Mitgründer, obwohl er damit eigentlich gut umgehen könne und seinen Teams jeweils selber viel Druck auferlege. Mehr als alle wirtschaftlichen und geschäftlichen Belange hätten ihm jedoch die vielen, teilweise sehr persönlichen Angriffe zu schaffen gemacht, die auch seine Familie betrafen.
Der Niedergang von Miracle war für Schüpbach ein Neuanfang. Er wollte sich nun voll und ganz auf die Unterstützung von neuen Projekten und den Aufbau neuer Firmen aus dem ICT-Bereich konzentrieren. Bis der nächste Schicksalsschlag folgte: Ende 2001 verunfallte sein Bruder, der sich aus Miracle ausgegliedert hatte und eine Software-Lösung für Schulen entwickelte. Knall auf Fall übernahm er sein Unternehmen, aus dem der Software-Hersteller Genevalogic entstand, den Schüpbach 2006 an den Konkurrenten Netop verkaufte.
Zwischen Miracle und Fashionfriends
Der Unfall seines Bruders habe ihm einmal mehr aufgezeigt, dass es letztlich sehr viel wichtigere Sachen gebe als das Geschäft, meint der 47-Jährige. Dazu zählen für ihn die Familie und sein persönliches Umfeld. Deshalb entschied er sich 2008, nach sieben Jahren, in denen er auf der ganzen Welt unterwegs war und arbeitete, geschäftlich wieder in der Schweiz ansässig zu werden. «Ich war damals für den Aufbau von Brands for Friends in Deutschland vorgesehen, hätte aber nach Berlin ziehen müssen», erklärt Schüpbach. Anstelle dessen habe er sich entschlossen, das Konzept zu nehmen und es in der Schweiz umzusetzen. Ende 2008 ist daraus Fashionfriends entstanden, mit Hauptsitz in Langenthal, nur unweit von seinem privatem Wohnsitz entfernt. Für ihn persönlich sei das natürlich ein enormer Qualitätsgewinn gewesen, der Standort sei aber auch für die Firma optimal, biete er doch die einmalige Gelegenheit Logistik, Community und Entwicklung an einem Ort zu vereinen.
Fliegenfischen und Marathon
Vor ein paar Wochen ist eine erste Erweiterung respektive Commerce-Plattform auf Basis des Fashionfriends-Konzeptes erschienen, weitere sollen bald dazukommen. Und was hat der Vollblutunternehmer sonst noch vor? «Ich bin ein Mensch, der gerne Neues anpackt, Wachstum sucht und Chancen packen will. Und Unternehmen aufzubauen, ist etwas vom Schönsten was es gibt», erklärt Schüpbach nur kurz und lässt sich nicht weiter in die Karten schauen.
So technisch-fortschrittlich Schüpbach im Geschäft ist, so traditionell ist er übrigens in seinem Privatleben. Er nutzt Soziale Netzwerke wie Facebook und Co. privat beispielsweise eher selten. «Ich brauche die Plattformen daheim vor allem zur Kommunikation und bin kein wirklich aktiver Nutzer», gesteht er. Und der PC laufe zu Hause fast nie. Viel mehr Zeit verbringt er draussen in der Natur, beispielsweise beim Rennen. Er hat bereits acht Mal am New-York-Marathon teilgenommen und trainiert regelmässig mit seiner Frau. Ausserdem ist Schüpbach passionierter Fliegenfischer. Mit Kollegen und Freunden hat er einen Abschnitt eines Flusses gepachtet, auf dem sie ihr Hobby pflegen. Das Fliegenfischen sei die «Formel 1 des Fischens», meint Schüpbach bezogen auf die Technik und den Schwierigkeitsgrad. Zudem sei es sehr beruhigend und damit der perfekte Ausgleich zum Arbeitsalltag.
Peter Schüpbach
Peter Schüpbach, 47, wuchs im bernischen Lotzwil auf. Sein Vater leitete zu dieser Zeit die Firma Gugelmann in Roggwil, eine der damals grössten Spinnereien in der Schweiz. Nach der obligatorischen Schule verbrachte er zwei Jahre in einem Internat in Schiers, danach folgte eine Banklehre. Nach der Rekruten- und Offiziersschule sowie einem Stage bei einer Grossbank und einem Auslandaufenthalt in den USA, während dem er sich zum Baumwollklassierer ausbilden liess, entschied er sich gegen eine Bankkarriere und für ein Studium an der HWV in Bern. Dieses brach er nach dem Vordiplom ab, um sich voll auf Miracle zu konzentrieren. Seit dem Ende des Software-Herstellers unterstützt Schüpbach viele, meist internationale Internet- und Software-Projekte und gründete zuletzt
Fashionfriends. Der leidenschaftliche Marathonläufer und Fliegenfischer lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern heute in Madiswil.
(mv)