HP-Boss Léo Apotheker plant einen Radikalumbau des Konzerns. So teilt
HP im Rahmen der Veröffentlichung der Quartalszahlen mit, dass geprüft werde, das komplette PC-Geschäft entweder teilweise oder komplett auszugliedern oder gleich ganz zu verkaufen. Es gäbe verschiedene Möglichkeiten, die für das PC-Business geprüft würden. HP ist wohlgemerkt der grösste PC-Hersteller der Welt, und das PC-Business ist HPs grösster Umsatzbringer – gleichzeitig wirft die Abteilung aber am wenigsten Gewinn ab.
Weiter hat HP verlauten lassen, dass man sich aus dem Geschäft mit Smartphones und Tablets zurückziehen wird. Das von Palm übernommene Betriebssystem WebOS wird also fallengelassen, auch wenn HP zu Protokoll gibt, dass das OS weiter bestehen bleiben soll (geprüft werden eine Lizenzierung oder ein Verkauf der Software) und lediglich keine neuen Geräte mehr erscheinen werden. Das WebOS hat HP im vergangenen Jahr im Rahmen der Palm-Übernahme, für die 1,2 Milliarden Dollar aufgewendet wurde, gekauft und danach riesige Ressourcen in die Weiterentwicklung gesetzt. Erste Geräte unter der Marke HP sind erst vor wenigen Monaten erschienen, und erst seit wenigen Wochen tauchen Meldungen auf, wonach sich die WebOS-Geräte mehr schlecht als recht verkaufen. Offenbar sieht man bei HP keine Möglichkeiten, diese Verkäufe nachhaltig anzukurbeln, um es mit Ökosystemen wie dem iOS oder Android aufnehmen zu können. Und deshalb habe Léo Apotheker frühzeitig die Handbremse gezogen, wie er laut Medienberichten in einer Telefonkonferenz mit Investoren erklärt haben soll. Tablets hätten das Geschäft verändert, doch die Touchpad-Verkaufszahlen würden nicht HPs Erwartungen entsprechen.
Wohin der Weg bei
HP geht, ist derweil bereits seit geraumer Zeit bekannt, zeichnete sich mit der Berufung des ehemaligen SAP-Bosses Apotheker (Bild) an die Konzernspitze immer deutlicher ab und wurde gestern noch einmal unterstrichen: HP setzt auf Services und Software. Entsprechend wurde verkündet, dass man das britische Softwarehaus Autonomy übernehmen will und bereit ist, dafür rund 10 Milliarden Dollar aufzuwenden. Autonomy stellt Enterprise-Software her und ist unter anderem auf Enterprise-Search-Lösungen sowie auf Lösungen spezialisiert, die unstrukturierte Daten automatisch analysieren.
HP geht mit dem Abstossen des PC-Business und der stärkeren Fokussierung auf Services und Software denselben Weg, den
IBM vor Jahren bereits erfolgreich gegangen ist. Jedoch scheinen die Anleger die Strategie nicht zu honorieren. Nach Bekanntgabe der Pläne noch vor dem US-Börsenschluss gaben die HP-Papiere um 6 Prozent nach – nachbörslich sollen sie nochmals um 10 Prozent eingebrochen sein.
Die Quartalszahlen des IT-Riesen entsprachen derweil den Erwartungen der Analysten. Der Umsatz im Q3 konnte von 30,7 auf 31,2 Milliarden Dollar gesteigert werden. Der Gewinn pro Aktie stieg gegenüber Vorjahr von 0,75 auf 0,93 Dollar. Derweil wurde die Umsatzprognose fürs gesamte Jahr von 129 bis 130 Milliarden Dollar auf 127,2 bis 127,6 Milliarden gesenkt. Die Gewinnprognose fürs Gesamtjahr wurde von 4,27 Dollar pro Aktie auf 3,59 bis 3,70 Dollar pro Aktie angepasst.
(mw)