Für das erste Halbjahr 2012 steht bei
Adobe nicht nur der Release der nächsten Produktgeneration CS6 an, sondern mit der Creative Cloud gleichzeitig auch die Einführung eines komplett neuen Vertriebsmodells für Adobe-Software. Mit der Creative Cloud wird es den Adobe-Kunden möglich werden, ihre (weiterhin lokal zu installierende) Software im Monatsabo zu beziehen.
Klaus Kurz, Manager Technical Sales, Adobe (Quelle: Adobe)
Die Komponenten der Creative Cloud, die ab 50 Euro pro Monat verkauft werden wird. (Quelle: Adobe)
Zum Start des Abo-Modells wird
Adobe sämtliche Applikationen der Creative Suite Master Collection zu einem monatlichen Preis ab 50 Euro zur Nutzung anbieten. Angereichert wird das Software-Angebot zudem durch Zusatzservices wie mehrere Touch Apps, das Webdesign-Tool «Muse» (das sich noch im Beta-Station befindet) oder Web-Services wie Business Catalyst.
Weiterhin via Channel
Die Bedeutung des Channels soll durch den neuen Vertriebsweg via Web aber nicht geschmälert werden – im Gegenteil: Die Creative Cloud soll – wie es heute mit Software-Boxen und Lizenzen der Fall ist – hauptsächlich via Channel an den Kunden gelangen. «Unsere Channel-Partner werden das Abo-Modell der Creative Cloud verkaufen können. Dabei wird es verschiedene Konzepte geben, welche zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht publik gemacht werden können», erklärt Klaus Kurz, Manager Technical Sales bei
Adobe. Zu berücksichtigen sei, dass verschiedene neue Technologien für die Creative Cloud nötig werden, etwa, wenn es darum geht, das Produkt beim Kunden zu aktivieren. Denkbar sei unter anderem auch, dass neue Verkaufsmodelle möglich werden und dass der Fachhandel beispielsweise Gutscheine verkaufen können – so wie man dies vom iTunes Store her kennt.
«Der Mehrwert, der ein Channel-Partner dem Kunden bieten kann, hat mit dem Vertriebsmodell ja eigentlich nichts zu tun und wird sich entsprechend mit der Creative Cloud auch nicht ändern», führt Kurz gegenüber «Swiss IT Reseller» aus. Er spricht dabei vor allem die Beratung beim Kunden an, welche primär über den Channel läuft. «Es wäre unmöglich, dass wir all unsere Kunden direkt bedienen und beraten. Hier ist der Channel-Partner gefragt. Das beginnt damit, ob die Creative Cloud für den Kunden eine Option ist. Der Kunde muss zusammen mit seinem Partner entscheiden, ob es für ihn sinnvoller ist, auf das Subscription-Modell zu wechseln oder beim herkömmlichen Lizenzmodell zu bleiben.»
Ausserdem würde das neue Vertriebsmodell auch spannende neue Möglichkeiten eröffnen. Mit der Creative Cloud werde es beispielsweise möglich, dass die Adobe-Produkte für ein einzelnes, einmaliges Projekt einige Monate genutzt werden können, ohne dass dazu teure Lizenzen gekauft werden müssen, die dann ungenutzt blieben. «So ist es also möglich, dem Kunden viel anforderungsspezifischer Angebote zu unterbreiten, was auch für den Channel-Partner aus einer Berater-Perspektive interessant ist.»
Aufklärungsarbeit nötig
Dass die Creative Cloud nun auf einen Schlag alle Boxen und Lizenzen verschwinden lässt, glaubt Kurz indes nicht. «Wir rechnen damit, dass das Gros unserer Software in diesem Jahr nach wie vor in traditioneller Form verkauft wird. Es wird eine Weile dauern, bis Kunden und Partner verstehen, wo die Vorteile des Abo-Modells und der Mehrwert der Creative Cloud liegen.»
Retailer aber, die bislang die Box-Versionen von Photoshop und Co. an Consumer verkauft haben, dürften die Creative Cloud über kurz oder lang jedoch schon spüren, auch wenn Kurz hier anderer Meinung ist.
«Wir werden auch für die Retailer Modelle im Angebot haben, mit denen sie von der Creative Cloud profitieren können – wie die angesprochenen Gutscheine. Zudem haben praktisch alle Retailer auch einen elektronischen Verkaufskanal, über die sie die Abo-Produkte verkaufen können.» Klar könne der Kunde auch direkt bei
Adobe bestellen, doch im Adobe Store werde er immer den empfohlenen Verkaufspreis vorfinden, während Adobe dem Retail keine Preisvorschriften mache und ein Händler auch Bündelangebote schnüren kann. «Der Channel hat für uns Priorität, das war schon immer so», erklärt Kurz.
Bis wann das neue Angebot erhältlich sein wird, kann der
Adobe-Mann zum jetzigen Zeitpunkt nicht verraten. Zum Start wird die erwähnte, erweiterte Master Collection bereitstehen. Später sollen dann auch einzelne Teile – etwa nur Photoshop – im Abo erhältlich sein.
(mw)