In der IT-Welt ist es in den vergangenen Monaten zu zahlreichen Übernahmen gekommen. Zu den Unternehmen, die besonders zugekauft haben, gehört auch der britische Security-Anbieter
Sophos. Mit dem Netzwerksicherheits-Spezialisten Astaro im vergangenen Mai und dem Mobile-Device-Management-Spezialisten Dialogs im April dieses Jahres hat man sich nach der Fusion mit Utimaco im Jahr 2009 gleich zwei weitere, bekannte deutsche Firmen einverleibt.
Diese Übernahmewelle geht auch am Channel nicht spurlos vorbei: Per 1. Juli startet Sophos bekanntlich ein neues, einheitliches Partnerprogramm, das alle bisherigen ablöst. Anlässlich der Hauskonferenz Partner Connections EMEA in Barcelona, die künftig jährlich stattfinden soll, wurden die Partner Mitte Mai nun erstmals konkret darüber und über die weiteren Pläne des Security-Spezialisten informiert.
Neu: Solution-Partner und Reseller
Rund 330 Sophos-Partner aus ganz Europa waren laut Andrej Massaro, Country Manager Schweiz von
Sophos, an der Partnerkonferenz vor Ort, darunter auch einige aus der Schweiz.
Was das neue Partnerprogramm betrifft, das bereits in einem Monat starten wird, so war zur Zeit der Konferenz noch nicht alles bis ins letzte Detail ausgearbeitet. Was man den Partnern aber bereits mitteilen konnte war, dass es neu die drei Abstufungen Silver, Gold und Platinum Partner geben wird. Man hat das Rad hier also nicht neu erfunden.
Komplett neu ist dafür, dass ab Juli zwischen reinen Resellern und Solution-Partnern unterschieden wird. Solution-Partner erhalten gemäss dem Schweizer Länderchef die Möglichkeit, sich durch eigene Services von den Resellern abzuheben und dediziert Fähigkeiten aufzubauen. Zudem sollen sie selbstverständlich auch andere Rabatte erhalten. Als Reseller gelten derweil die Partner, die die Sophos-Lösungen ohne Zusatzdienstleistungen vertreiben.
In der Schweiz wird es im Sommer, nach aktuellen Schätzungen von Massaro, rund 50 bis 60 Partner auf Gold- beziehungsweise Platinum- und zwischen 100 bis 200 auf Silver-Stufe geben. Wie die Verteilung zwischen Resellern und Solution-Partnern sein wird, lasse sich noch nicht abschätzen.
Fliessende Einführung
Das neue Partnerprogramm wird wie erwähnt pünktlich am 1. Juli starten, auch in der Schweiz. Allerdings wird sich, wie
Sophos einmal mehr erklärt, auf dieses Datum hin nicht schlagartig alles ändern, sondern ein eher fliessender Einführungsprozess erfolgen. «Zu Beginn werden alle bestehenden Partner-Levels übernommen, danach werden wir uns mit den einzelnen Partnern an einen Tisch setzen», verspricht Massaro. Ziel sei es dabei ganz klar nicht, die Partnerlandschaft zu schwächen, sondern sie zu stärken. Ängste über den Verlust eines Status seien unberechtigt, das werde sicher nicht so sein.
Re-Zertifizierungen geplant Apropos Zertifizierung: Bisherige Astaro-Partner werden neu und «von Zeit zu Zeit» mit Re-Zertifizierungen konfrontiert werden. Bisher konnte man bei Astaro seine Zertifizierung, wenn man sie einmal hatte, behalten, auch über mehrere Produktgenerationen hinweg. Das fällt nun weg. Es soll aber alles in einem normalen, vernünftigen Rahmen bleiben. Mit Zertifizierungen verdiene man nichts, mit guten und zufriedenen Partnern jedoch schon, stellt Massaro klar.
Integrierte Lösungen kommen
Anlässlich der Partnerkonferenz in Barcelona informierte
Sophos den Channel neben dem neuen Partnerprogramm auch darüber, wohin die Produktentwicklung geht. Sophos unterstrich dabei einmal mehr seinen Complete-Security-Ansatz. Mit dem gewachsenen Produktportfolio von Firewall bis hin zu Endpoint Security will man in Zukunft vollständigen Schutz aus einer Hand anbieten.Im Sommer wird laut Massaro mit der Version UTM 9.0 das erste integrierte Produkt von Sophos auf den Markt kommen, eine Firewall mit Endpoint-Protection-Funktionalitäten. Solche integrierten Lösungen sollen insbesondere für KMU – und die Schweiz ist bekanntlich ein KMU-Land – sehr attraktiv sein.
Ein zweiter Schritt in Richtung Complete Security soll noch Ende dieses Jahres erfolgen, der dritte und letzte dann im Frühling 2013. Bis dann wird Sophos auch noch das Mobile Device Management und die Verschlüsselung auf die UTM-Appliance bringen.
«Trotz allem werden die Einzelprodukte selbstverständlich bleiben», beruhigt Massaro. Sie werden, im Gegensatz zu den Versionen in den integrierten Lösungen, mit denen man vor allem die Bedürfnisse von KMU vollständig abdecken will, erweiterte Funktionalitäten bieten, die insbesondere für grössere Kunden von Bedeutung sind.
Angeboten werden können die zukünftigen Complete-Security-Produkte laut Massaro von allen Partnern, die das nötige Know-how in den einzelnen Bereichen haben. «Wir haben heute aus der Historie heraus bereits ein paar wenige Partner, die in allen Bereichen tätig sind und mit Infinigate einen Disti, der schon in der Vergangenheit Sophos-Classic- und Sophos-NSG (Astaro)-Produkte vertrieben hat», erklärt Massaro den aktuellen Stand der Dinge. Was die Art und Weise der Lizenzierung der einzelnen Lösungen in den neuen, integrierten Produkten betrifft, ist aktuell noch nichts entschieden.
Partnerbasis soll wachsen
Soweit zu den generellen Plänen von
Sophos. Doch welche Ziele hat das Unternehmen in der Schweiz? «Wir wollen in allen vier Bereichen, in denen wir tätig sind, Leader sein», lauten die Ambitionen von Country Manager Massaro. Insbesondere im Bereich Endpoint Security gebe es da noch Aufholbedarf. Diese Lücke soll durch die neuen Complete-Security-Lösungen und die Partner – Stichwort «Crossselling» – geschlossen werden. Weiter will der Security-Spezialist seine Partnerbasis «vernünftig» ausbauen. Gesucht werden vor allem dedizierte und zertifizierte Solution Partner. Ausserdem soll das Direktgeschäft – Sophos betreute im Enterprise-Segment bisher viele Key-Account-Kunden auch direkt – verschwinden.
Weitere Übernahmen denkbar
Auf dem Plan von
Sophos Schweiz selbst steht derweil die Suche nach grösseren, neuen Räumlichkeiten. Wie der Schweizer Länderchef erklärt, wird es mit aktuell neun Mitarbeitern – sieben davon vor Ort in Schlieren – langsam eng. Ein Personalausbau ist derzeit allerdings nicht geplant. Es ist jedoch gut möglich, dass Sophos schon bald wieder zuschlägt und auch die Schweizer Niederlassung Zuwachs erhält. Der Security-Spezialist schliesst nämlich nicht aus, sich in den vier Säulen, in denen er aktuell zu Hause ist (Unified Threat Management, Endpoint Security, Verschlüsselung und Mobile Device Management) weiter zu verstärken.
(mv)