Tauchen, Klettern, Mountainbiken, Joggen, Leichtathletik, Kunstturnen, Tennis, Tanzen, Skifahren, Inlineskating, Snowboarden: Es gibt wohl kaum eine Sportart, die Joe Feierabend noch nicht ausprobiert hat. Der Senior Managing Director des Distributors
Ingram Micro Schweiz gibt denn auch zu: «Ich bin ein bisschen sportsüchtig». In seiner Jugend betrieb er während zehn Jahren intensiv Kunstturnen. «Ich habe vier bis fünf Tage pro Woche trainiert», erinnert sich Feierabend. Die Kunstturn-Karriere nahm aber mit zunehmendem Wachstum ein Ende: «Mit 1,87 Meter war ich irgendwann schlicht zu gross für diesen Sport.» Als Ersatz widmete sich der heute 58-Jährige fortan dem Fünfkampf sowie dem Tennis. In jungen Jahren standen die Zeichen denn auch für eine Weile auf einer Karriere im Sportbereich. «Als es darum ging, sich für eine Ausbildung zu entscheiden, war Sportlehrer durchaus ein Thema. Aber viele haben mir davon abgeraten», erinnert sich Feierabend. Zudem habe er gemerkt, dass der Sport, sobald man speziell gefördert werde, zu einem Zwang werde. «Wenn man wirklich Erfolg haben will, lebt man nur noch für den Sport, und das wollte ich nicht. Für mich muss Sport Freude machen», betont Feierabend.
So begann er schliesslich eine Lehre als Hochbauzeichner. Aber: «Ich merkte schnell, dass das nicht mein Ding ist. Ich brach die Lehre ab und machte eine Handelsschule.» 1974 startete er seine Karriere in der IT-Branche, und zwar als Programmierer bei Ruf Buchhaltung. «Die Alternative wäre ein sicherer Job bei der AHV in Zug gewesen. Aber ich habe mich für das Neue entschieden. Ich wusste damals noch gar nicht genau, um was es bei der Programmierung geht», erinnert sich Feierabend. Heute bezeichnet er seinen Job bei Ruf als die beste Entscheidung. Denn er entdeckte dabei, dass es ihm Freude bereitet, für Probleme eine Lösung zu finden.
Distribution aus Zufall
Als es 1991 zu einem Umbau bei Ruf kam, war es für Feierabend an der Zeit, sich auf die Suche nach etwas Neuem zu machen. «Ich hatte nach dem Abschluss des Verkaufsleiters und dem BBA einige gute Angebote – in die Distribution bin ich per Zufall reingekommen», berichtet er. Sein Bekannter Beat Bitzi von Computer 2000, dazumal der grösste Disti in Europa, habe ihm, als man sich beim Einkaufen über den Weg gelaufen sei, den Job als Verkaufsdirektor bei Computer 2000 angeboten. So habe er einige Jahre daran mitgearbeitet, Computer 2000 vom reinen Box Mover in Richtung Lösungsgeschäft zu entwickeln. Als irgendwann aber die Chemie im Management nicht mehr stimmte, schaute sich Feierabend nach Alternativen um: «Ich hatte bereits in der Vergangenheit mit dem Gedanken gespielt, eine eigene Firma zu gründen, war aber bislang nicht bereit, das Risiko einzugehen, zumal ich von den bisherigen Arbeitgebern immer sehr gut ‹verköstigt› wurde. Mit 40 war ich dann soweit.» 1996 rief er den Distributor Macrotron Distribution ins Leben, der 1999 von
Ingram Micro gekauft wurde. Feierabend wurde mit der Fusion der beiden Firmen betraut und leitet seither die Geschicke von Ingram Micro in der Schweiz.
Immer wieder bei Null anfangen
Das Interessante an seinem Job ist laut Feierabend, dass immer etwas passiert: «Man kann sich nie ausruhen. Jedes Jahr geht der Zeiger wieder auf Null.» Allerdings dürfe die Freude an der Arbeit nicht auf der Strecke bleiben. Der 58-Jährige erklärt: «Meine Philosophie ist, dass der Job Spass machen muss. Klar muss man manchmal leiden, aber man sollte auch Freude haben – das ist wie beim Sport.»
Spass macht ihm die Arbeit, wenn er zum Erfolg des Unternehmens beitragen kann. Zudem weiss er, wie wichtig gute Teamarbeit ist. «Als Manager spielt man oft eine zentrale Rolle, aber man sollte sich nicht zu wichtig nehmen – viele Manager haben das Gefühl, sie seien extrem wichtig. Das geht nicht, ist man doch Teil eines Organismus», mahnt Feierabend.
Kalkulierbares Risiko
Obwohl Feierabend seine Arbeit liebt, ist es keineswegs sein Ziel, bis 70 zu arbeiten. «Ich habe noch viele Ideen, was ich noch machen möchte, und will noch mehr von der Welt sehen», verrät er. Dass sich auch seine Zukunftsträume vor allem um Sport drehen, erstaunt wenig. So träumt Feierabend etwa davon, einen Segeltörn zu machen: «Richtig segeln kann ich bislang nicht, aber ich habe Freunde mit Segelbooten, die mich gerne mitnehmen». Aber auch sein wiederentdecktes Hobby, das Klettern, würde der 58-Jährige gerne ausbauen. Die Faszination beim Klettern liegt für ihn im Kampf gegen den Berg. «Und auch das, dank Sicherung kalkulierbare, Risiko reizt mich», gibt Feierabend zu. Zudem üben Gipfel eine magische Anziehungskraft auf ihn aus: «Wenn ich einen Hügel sehe, muss ich hinauf, um herauszufinden, was man von dort oben alles sehen kann.»
Neben der Arbeit und den sportlichen Aktivitäten in der Freizeit hat der Manager aber auch noch andere Hobbies. So ist der Familienvater in einem Weinclub sowie im Ambassador Club Zug und bezeichnet sich als passionierten Hobby-Koch. Manch einer mag sich fragen, woher Feierabend die Zeit für all diese Dinge nimmt. Der 58-Jährige meint dazu nur schmunzelnd: «Ich lese zwar jeden Tag die NZZ auf meinem iPad, aber fast keine Bücher. Romane langweilen mich, ich sehe das eher als Zeitverschwendung. Während meine Frau in den Malediven also ein Buch liest, besuche ich einen Tauchkurs.»
(abr)