Schweizer Channel: Windows 8 soll das Geschäft neu beleben

Der Schweizer Channel sieht dem Launch von Windows 8 mit Freude entgegen. Sowohl Distributoren als auch Retailer und andere IT-Dienstleister erhoffen sich vom neuen Betriebssystem von Microsoft Geschäftsmöglichkeiten durch die Entstehung neuer Bedürfnisse und Produkte.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2012/09

     

Am 26. Oktober ist es endlich so weit: Windows 8 kommt auf den Markt. Nach monatelangem Warten und Bangen können es nicht nur die Konsumenten kaum noch erwarten, auch viele IT-Unternehmen zählen die Tage, bis das neue Betriebssystem von Microsoft für alle erhältlich ist. Denn mit dem starken Fokus auf Touch-Bedienung und der neuen Metro-Oberfläche bietet Windows 8 zum einen aufregende neue Funktionen, lässt gleichzeitig aber auch viel Spielraum für neue Geschäftsideen. So soll es künftig keinen Unterschied mehr machen, ob eine Aktion durch einen Tipp mit dem Finger auf dem Bildschirm oder einen Mausklick ausgelöst wird – dies wird bei den Kunden neue Bedürfnisse wecken und öffnet sowohl im Software- als auch im Hardware-Bereich neue Möglichkeiten für Produkte und Lösungen. Während «Swiss IT Magazine» den Nachfolger von Windows 7 in der aktuellen Ausgabe bezüglich den neuen Funktionen auf Herz und Nieren untersucht hat, wollte «Swiss IT Reseller» wissen: Was hält der Schweizer Channel von Windows 8, welche Erwartungen haben Distributoren und Retailer aber auch andere IT-Dienstleister an das neue Betriebs­system von Microsoft, und wie wollen sie künftig davon profitieren?

Grosses Interesse

Eines ist bereits jetzt klar: Die Neugierde auf das neue Produkt von Microsoft ist auf allen Seiten gross. Dies bestätigt auch Sales Director Richard Bühler des Software-Asset-Management-Anbieters und Microsoft-Gold-Partners Comsoft Direct: «Wir hatten noch nie so viele Anmeldungen für eine unserer Roadshows wie jetzt bei Windows 8. Jedermann, egal ob IT-Insider oder nicht, liest dieser Tage in irgendeiner Form von Windows 8. Es ist für alle jetzt schon klar, was Microsoft mit der neuartigen Touch-Bedienung will.» Man habe zudem bereits von einigen Comsoft-Kunden gehört, dass sie das neue Betriebssystem, als Ergänzung zum bestehenden Betriebssystem, punktuell für bestimmte Anwendungen und Geräte testen möchten. Auch beim Software-Dienstleistungsunternehmen Noser Engineering, ebenfalls Microsoft-Gold-Partner, ist das grosse Interesse der Kunden bereits deutlich spürbar. «Viele Leute können es nicht erwarten, ein solches Gerät in den Händen zu haben und sich persönlich von Windows 8 zu überzeugen», so Martin Straumann, stellvertretender Business Unit Leiter Microsoft Technologien bei Noser Engineering. Das Unternehmen sei deshalb bereits jetzt an der Entwicklung von Kunden-Apps, welche zum Windows-8-Launch für die Anwender bereit sein werden.

Erste Vorbereitungen

Doch auch andere Microsoft-Gold-Partner in der Schweiz bereiten sich auf den Markteintritt von Windows 8 vor. «Es sind bereits einige spannende Kampagnen und Angebote für unsere Kunden in Aussicht», meint André Miguel Ihnenfeld, Leiter Category Management Computing & News Business des Schweizer Retailers Interdiscount. Details will er aber noch keine preisgeben. Und der Distributor Alltron führt wie der Software-Reseller Comsoft eine Roadshow durch. Comsoft gastierte im Juli in den Städten Bern, Zürich, St. Gallen und Lausanne. «Anlässlich dieser Events präsentierten wir unseren Teilnehmern gemeinsam mit Microsoft die wichtigsten Funktionen, Neuerungen und Einsatzmöglichkeiten und gaben entsprechende Lizenzierungsempfehlungen weiter», so Bühler. Die Roadshow von Alltron ist derweil hauptsächlich auf Alltron-Handelskunden ausgerichtet. «Selbstverständlich werden wir auch Einstiegsangebote für Windows 8 lancieren, um dem Kunden den Umstieg und Einstieg zu erleichtern», so Andreas Kipfer, Teamleiter Software der Abteilung Einkauf IT bei Alltron. Aktuell gebe man den Kunden zudem die Möglichkeit, kostenlos auf Windows 8 zu wechseln, wenn Händler bei Alltron einen PC aus eigener Produktion kaufen. Distributor Ingram Micro dagegen setzt als vorbereitende Massnahme laut eigenen Angaben auf Produktschulungen der Mitarbeiter und Partner im Markt. «Zudem sind diverse Aktionen zu diesem Thema in Planung», so Daniela Siegenthaler, Microsoft Produkte Managerin bei Ingram Micro Schweiz. Noser Engineering sieht seine Chancen währenddessen in erster Linie im Bereich der App-Entwicklung. «Wir bilden seit einiger Zeit Mitarbeiter auf dem Gebiet der Entwicklung aus und sind zudem intern mit der eigenen IT daran, Möglichkeiten von Windows 8 bezüglich Integration und Kollaboration in unseren Systemen zu evaluieren, entwickeln und zu testen», erklärt Straumann. Auch Innobit, ein Basler IT-Dienstleister in den Bereichen Server Platform und Desktop, hat die Beta-Versionen der neuen Technologien intern bereits integriert und verwendet diese zu Testzwecken schon produktiv im Alltag. «Für unsere Kunden organisieren wir einen grossen Event am von Innobit veranstalteten Basler Technologie Apéro am 18. Oktober», so Sebastian Bloch, Head Project- & Service-Management von Innobit.

Die wichtigsten Neuerungen

Windows 8 kommt mit vielen neuen Funk­tionen daher. Doch welche Features sind für den Schweizer Channel die wichtigsten? «Bei Windows 8 gefallen mir hauptsächlich vier Dinge: Die neue Touch-Bedienung, die angekündigte Client-Virtualisierung mit Hyper-V, die Möglichkeit, problemlos zwischen Touch- und der herkömmlichen Bedienung umschalten zu können und nicht zuletzt die vielen neu angekündigten Windows-8-tauglichen Endgeräte», fasst Bühler von Comsoft die wichtigsten Vorteile des neuen Betriebssystems zusammen. Auch Ihnenfeld von Interdiscount meint: «Ein Highlight ist sicher die Benutzung von Windows 8 über Touchscreen oder mit Maus und Tastatur. So können neue Produkte im Retail entstehen und bestehende Produktwelten zusammenwachsen.» Einen Unterschied zwischen Tablet und Notebook werde es mit dem neuen Betriebssystem nicht mehr geben, prophezeit Ihnenfeld. Für Kipfer von Alltron ist die Metro-Oberfläche die wichtigste Neuheit: «Egal über welchen Kanal eine Mitteilung empfangen worden ist oder über welches Netzwerk eine Verbindung aufgebaut werden soll: Die Benutzeroberfläche fasst alle Informationen zusammen, die für den Nutzer gerade relevant sind.» Und für das Software-Dienstleistungsunternehmen Noser Engineering ist die grösste Opportunität der Online-Shop, in dem sich Apps kaufen lassen. «Das bringt eine Vereinfachung der Installa­tion und der Verteilung mit sich», erklärt Straumann. Nicht zuletzt wird auch die Geschwindigkeit von Windows 8 immer wieder als wichtiger Vorteil genannt. «Die Schnelligkeit von Windows 8 überzeugt schon bei der Consumer und der Release Preview», so Siegenthaler von Ingram Micro. Wisse man erstmal, wo man die alten Funktionen des entfernten Start-Button findet, sei man mit Windows 8 schneller als mit Windows 7. So sind durch die neue Startoberfläche die meistbenutzten Programme beispielsweise immer schnell in Reichweite.

Hohe Erwartungen

Dem Hype entsprechend sind auch die Erwartungen an den Launch des neuen Betriebs­systems von Microsoft gross. Distributoren und Retailer sind sich einig: Windows 8 wird das Handelsgeschäft beleben. «Durch die neue Oberfläche, die eine Abkehr von bisherigen Windows-Benutzeroberflächen darstellt, werden bei den Kunden neue Bedürfnisse entstehen, auf die es sich einzustellen gilt», meint Kipfer von Alltron. Für den Erfolg mitentscheidend werden jedoch die Werbemassnahmen des Herstellers selbst sowie der Preis des neuen Produktes sein, fügt er an. Ihnenfeld von Interdiscount ist guter Hoffnung: «Wir gehen davon aus, dass Windows 8 eine grosse Nachfrage auslösen wird. Bereits jetzt ist das Interesse deutlich spürbar.» Distributor Ingram Micro sieht das grösste Potential derweil im Bereich Bring your own Device. Nicht zuletzt, weil Windows noch immer das mit Abstand am weitesten verbreitete Betriebssystem ist, bringt Windows 8 auch ein hohes Potential für neue Geschäftsideen. «Wir sehen natürlich vor allem in den Bereichen Consumer- und Business-Apps ein grosses Poten­tial», erklärt Straumann von Noser Engineering. Möglichkeiten für neue Business-Anwendungen sieht er beispielsweise im Sales-, Marketing- oder B2E-Umfeld. So könne man Produktkollektionen auf dem Tablet sehr gut darstellen und interaktiv anschauen – inklu­sive direktem Zugang zu ERP- und CRM-Systemen. Zudem sieht er Potential für Apps für den internen Gebrauch von Mitarbeitern für Dinge wie Zeiterfassung oder den Spesenrapport. «Im Consumer-Bereich ist die Welt bekanntlich unbegrenzt», fügt er an. Bei einigen Firmen sind die Erwartungen an Windows 8 derweil deutlich weniger hoch. «Offen gestanden rechnen wir kurzfristig nicht mit dem grossen Geschäft mit Windows 8», meint beispielsweise Bühler von Comsoft. Mittel- und langfristig erwartet er jedoch zunehmend Hybridlösungen im Betriebssystemumfeld, wo Windows 8 zum Zuge kommen werde. Bloch von Innobit erklärt: «Im Business-Umfeld wird es sicher schwieriger sein, die Akzeptanz für Windows 8 zu schaffen, da die Ausrichtung stark auf Tablets und Heimanwender zielt.»

Windows Server 2012

Dafür dürfte das neue Server-Betriebssystem Windows Server 2012, das optional ebenfalls die Metro-Oberfläche verwendet, im Business-Bereich grosses Potential bieten. «Wir erhoffen uns insbesondere neue Geschäfte im Bereich Windows Server 2012 und System Center 2012», so Bloch. Bereits gebe es erste «Proof of Concepts» bei den Kunden, fügt er an. Windows Server 2012 bringe herausragende neue Möglichkeiten im Bereich der Server-Virtualisierung. In Verbindung mit den neuen Komponenten aus der System-Center-2012-Familie erlaube dies das Management und die vollständige Automatisierung von grossen Umgebungen. Auch Comsoft freut sich auf die neue Server-Software von Microsoft und konnte diese bereits testen. Sales Director Bühler gefallen unter anderem die ausgebauten Remote-Desktop-Services sowie die neuen und erweiterten technischen Features von Windows Server 2012. Abschliessend kann gesagt werden, dass Windows 8 und Windows Server 2012, sollten sie die Erwartungen der Konsumenten und auch die des Schweizer Channels erfüllen, nicht nur bei Microsoft die Kassen klingeln lassen werden. Auch viele Schweizer IT-Unternehmen dürfen auf neue Geschäftsmöglichkeiten hoffen, die frischen Wind in den Markt bringen werden. (dv)


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