Im Haus von Christian Reiter, CTO und Mitglied der Geschäftsleitung bei Opacc, findet sich eine kleine Bastelecke mit Lötkolben und Platinen. "Das kommt noch von meiner Studienzeit an der ETH Zürich. Mein Informatikstudium hatte damals noch viele Elemente aus der Elektrotechnik. Das hat mich bis heute geprägt und deswegen habe ich zuhause nach wie vor meine Ecke, in der Lötzeugs und selbstgemachte Einplatinencomputer herumliegen", erzählt der 53-Jährige und ist überzeugt, dass sich sein Interesse auch in seinem Beruf auszahlt. "Ich kenne noch die Elemente, die sich hinter der Software verstecken und weiss, wie man sie programmieren kann und wie sie sich anfühlen. Das ist etwas, was der heutigen Generation von Software-Entwicklern manchmal ein bisschen fehlt."
Vier Jahre nach dem Ende seines ETH-Studiums, welches er 1988 abschloss, entschied sich Reiter, zusammen mit einem Kollegen den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Gemeinsam begannen sie, Individualsoftware für den Energiesektor und später ERP-Komponenten für verschiedene Hersteller zu entwickeln. "Wir haben mit den Leuten gesprochen und schnell gesehen, wo in den einzelnen Unternehmen der Schuh drückt. Zudem war es die Zeit, in der dank der ersten PCs die Informatik erschwinglicher wurden und nicht mehr Millioneninvestitionen mit sich zogen. Dadurch bewegten wir uns in einem jungen, aber relativ breiten Geschäftsfeld."
2006 entschied sich Reiter, gemeinsam mit seinem Team, welches zu diesem Zeitpunkt auf fünf Personen angewachsen war, zu Opacc zu wechseln. "Beat Bussmann von Opacc und ich kennen uns seit meinem Studium und die Situation war so, dass er einen neuen Entwicklungsleiter gesucht hat und wir als Ingenieurbüro mit sechs Köpfen nicht mehr ohne weiteres wachsen konnten. Da ich mein Team mitnehmen konnte, hat es für beide Seite gerade gepasst", erzählt Reiter und ergänzt lachend: "Ich sage immer, Opacc hat uns übernommen und wir haben hier die Entwicklung übernommen."
Stolz auf seinen Beruf und erfolgreiche Projekte
Bis auf einen Mitarbeiter ist das gesamte Team, das Reiter vor gut zehn Jahren zum Krienser Unternehmen mitgenommen hat, noch vollständig und inzwischen auf 20 Mitarbeiter angewachsen. Für den Opacc-Softwarechef ist es kein Zufall, dass sein Team eine so starke Beständigkeit aufweist. "In meinen Augen ist es wichtig, dass man ein durchmischtes Team hat und man Mitarbeiter mit hohen Qualifikationen an Bord holt. Wir brauchen kein besonders grosses, sondern ein besonders qualifiziertes und motiviertes Team. Ich bin überzeugt, dass qualifizierte Personen auch ein hohes Mass an Motivation in ein Unternehmen bringen." Motivierte Entwickler für sein Team findet Reiter via Mund-zu-Mund-Propaganda, wie er selber sagt: "In der Entwicklung bei Opacc spüre ich auch den IT-Fachkräftemangel nicht so stark. Ich habe eher das Gefühl, dass gute Hochschulabsolventen es im Standort Schweiz schwer haben, einen angemessenen und spannenden Job zu finden."
Auch Eigenverantwortung ist dem CTO von Opacc wichtig. "Natürlich gibt Opacc als Unternehmen das grosse Ziel vor, aber wir lassen unsere Mitarbeiter ihre Tätigkeiten und Arbeitstage selbst gestalten. Ich bin sicher, dass wenn die Software-Architekten nicht mit ihren eigenen Ideen kommen würden, das Ganze bei uns nicht so gut funktionieren würde." Darum ist für Reiter selbstverständlich, dass die Software-Entwickler ihre Erzeugnisse auch live bei den Kunden sehen. "So sehen die Entwickler einerseits, was mit ihrer Software nun angestellt wird. Und sie bekommen eine Möglichkeit, selbständig Optimierungspotential in ihren Produkten zu erkennen. Damit stärkt man auch den Berufsstolz in seinem Team." In Reiters Augen ist der Berufsstolz etwas, was bei vielen Informatikern heute zu kurz kommt. "Viele Informatiker verstecken sich inzwischen hinter Projekten oder Verträgen und entwickeln wohl auch deswegen nicht den nötigen Stolz für ihre Arbeit. Ich verfolge bei jedem Projekt das Ziel, dass ich mich auch in zehn Jahren mit einem gewissen Stolz darauf zurückbesinnen kann", kommentiert Reiter.
Ruhe unterwegs, zu Hause und beim Segeln
Um sich einen Ausgleich vom Büroalltag zu verschaffen, arbeitet Reiter auch gerne von ausserhalb. "Das bedeutet, dass ich irgendwo in der Welt bin und von dort aus arbeite." Dazu geht er etwa an internationale Fachtagungen, hört bei Vorträgen zu und nutzt die übrige Zeit, um die fremden Umgebungen für neue Inspirationen zu nutzen.
Sich eine Auszeit von der Arbeit zu gönnen, ist dem 53-Jährigen wichtig: "An langen Arbeitstagen schaue ich, dass ich zum Mittagessen nach Hause gehe. So kann ich kurz abschalten und neue Energie tanken." Und wenn die Tage länger werden und die Temperaturen steigen, achtet Reiter auch darauf, dass er pünktlich von der Arbeit loskommt, um noch einen Törn mit seinem Segelboot auf dem nahen Vierwaldstättersee zu machen oder eine Runde auf dem Velo zu drehen.
Das Segeln gehört zu Reiters Leidenschaft und so erstaunt es auch nicht, dass er seine Frau bei einem Segeltrip kennengelernt hat. "Wenn man im Meer segelt, ist man in einer anderen Welt. Es gibt nur das Boot und dich. Diese Ruhe habe ich jeweils sehr genossen." Ruhe ist grundsätzlich wichtig für den Opacc-CTO. Daher trennt er seine Arbeit auch strikt von seiner Freizeit. "Wenn ich in den Ferien bin, bin ich offline."
Abseits vom Wasser und dem Segelboot sucht Reiter die Ruhe in den Bergen. "Im Sommer gehe ich gerne wandern und im Winter schnalle ich mir die Ski- oder Schneeschuhe um." Und wenn er mal keine Lust auf Bewegung hat, verbringt er seine freien Stunden gerne im Südtirol bei gutem Essen sowie einem guten Buch. Vor allem Krimis mit Lokalkolorit haben es Reiter angetan. "Ich mag Krimis, die in Norwegen und Schweden spielen. Da ich selber schon im Norden unterwegs war und die Landschaft dort kennengelernt habe, bekommen die Geschichten noch einen zusätzlichen Touch, der mir sehr gefällt." Ähnlichkeiten mit irgendwelchen Krimi-Charakteren sieht Reiter bei sich aber nicht. "Natürlich findet man immer irgendwelche Parallelen zwischen sich und den Kommissaren, aber starke Ähnlichkeiten sind mir bis jetzt noch nicht aufgefallen", so Reiter augenzwinkernd.
Christian Reiter
Christian Reiter (53) ist in Rothrist aufgewachsen und hat in Zofingen die Matura abgeschlossen. Nach seinem Informatikstudium an der ETH Zürich entschied sich Reiter 1992, gemeinsam mit einem Kollegen, den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. 2006 erfolgte dann der Wechsel zu Opacc nach Kriens, wo er heute noch tätig ist. In seiner Freizeit findet man Reiter, der zusammen mit seiner Frau eine 18-jährige Tochter und einen 20-jährigen Sohn hat, auf dem Segelboot, in den Bergen oder beim Lesen.