Offshore-Outsourcing: Sparpotential mit Risiken

Das Auslagern von Geschäftsprozessen ins Ausland kann die Kosten bis zu 30 Prozent senken – doch nicht alle Versprechen der Outsourcer werden tatsächlich erfüllt.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2003/19

     

Soreon, ein Schweizer IT-Research-Unternehmen, das auch in Deutschland tätig ist, hat in einer aktuellen Studie den Nutzen der Offshore-Auslagerung von IT-Prozessen untersucht. Dazu wurden 30 Outsourcing-Anbieter in neun Ländern zu Preisen und Projekten befragt.
Ausserdem analysierte Soreon rund 50 Einzelprozesse bei deutschen Unternehmen hinsichtlich ihrer Kostenstrukturen bei Outsourcing- und Inhouse-Projekten.
Das Ergebnis: Grossunternehmen ab 30’000 Mitarbeiter realisieren vor allem bei der Auslagerung von Geschäftsprozessen Kostenvorteile von bis zu 25 Prozent. Kleinere Unternehmen sparen vor allem bei der Softwareentwicklung – hier sollen sich Kostensenkungen bis 30 Prozent zeigen.
Auch bei der Auslagerung von IT-Infrastruktur lassen sich hier noch bis zu 26 Prozent einsparen.
Mittlere Unternehmen können in allen drei Sparten jeweils um die 20 Prozent profitieren.

Offshore-Lösungen nicht immer überlegen

«Die Versprechungen der Offshore-Outsourcing-Anbieter aus Indien oder Osteuropa sind aber mit Vorsicht zu geniessen», warnt Christian Lipski, der Autor der Studie, «häufig werden sie nicht erreicht».
Grossunternehmen können bei einer Auslagerung der Software-Entwicklung ins Ausland laut der Studie selten Kostenvorteile von mehr als 5 Prozent gegenüber der internen Entwicklung realisieren, da Skaleneffekte Inhouse genauso so gut zu realisieren sind.
Kleinere Unternehmen müssen bei einer Auslagerung von Geschäftsprozessen oft sogar Mehrkosten in Kauf nehmen, da die anfänglichen Investitionen im Ausland unter Umständen sehr hoch sind.

Risikobewertung

Soreon stellt in der Studie fest, dass Risiken und Einsparungspotenzial je nach Prozess stark variieren: Bei der Software-Entwicklung oder bei einer Offshore-Auslagerung des Call Centers bestehen Risiken für den Unternehmenserfolg, da hier strategische Kernprozesse betroffen sind. Dagegen können standardisierte Prozesse der Personalverwaltung und des IT-Helpdesks ohne grössere Risken ins Ausland ausgelagert werden.
Indien sehen die Analysten als beste Adresse, deutlich vor osteuropäischen Staaten wie der Tschechien und Polen. Doch selbst wenn Unternehmen alle Vorsichtsmassnahmen träfen, um eine Offshore-Auslagerung optimal abzuwickeln, blieben projekt- und länderspezifische Restrisiken bestehen. Einsparungspotenziale durch Offshore-Outsourcing unter 20 Prozent lohnten deshalb weder Aufwand noch Risiko, schreibt Soreon. (fis)


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