Zahlen, Prognosen und noch mehr Trends. Traditionsgemäss haben Schlag auf Schlag die verschiede-
nen Marktforschungsinstitute, Wirtschaftsverbände und Branchenvereinigungen uns in den letzten Wochen mit den zu erwartenden IT-Trends 2006 beglückt. Zieht man eine erste Bilanz, so präsentieren sich die Prognosen für das noch junge Jahr durchaus positiv, auch wenn einige Stimmen sich eher verhalten und zuweilen gar schlecht zur Entwicklung des IT-Marktes äussern (siehe Kasten).
Auguren hin oder her
Allen Unkenrufen zum Trotz blickt der Schweizer IT-Channel zuversichtlich ins Jahr 2006 und will nahtlos an die positive Geschäftsentwicklung des vergangenen Jahres anknüpfen. Ein Vergleich der IT-Reseller-Konjunkturumfrage vom letzten und diesem Jahr zeigt eindrücklich: Die Schweizer IT-Branche kennt den Markt und die Bedürfnisse ihrer Kunden, weiss Chancen zu nutzen und hat dementsprechend realistisch eine positive Einschätzung zur Entwicklung und zu den Wachstumschancen abgegeben.
Auf die Frage zur Umsatzentwicklung im Jahr 2005 haben 80 Prozent der befragten Vertreter der IT-Branche ein Wachstum realisiert. 44 Prozent im Bereich zwischen 1 und 10 Prozent (2004: 17%), 16 Prozent zwischen 11 und 20 Prozent (2004: 17,5%), und 20 Prozent konnten gar mehr als 20 Prozent Zuwachs verzeichnen (2004: 7,1%).
Umsätze steigen moderat
Bei den Prognosen, wie sich die Umsätze im neuen Jahr entwickeln werden, äusserten sich die Umfrageteilnehmer wieder positiv. Bereits im letzten Jahr haben 93 Prozent der Teilnehmer einen Umsatzzuwachs erwartet. Gestützt auf die Belebung im Markt und die positive Geschäftsentwicklung, die vor allem seit rund einem halben Jahr verstärkt spürbar ist, gehen 92 Prozent davon aus, mehr Umsatz als im Vorjahr zu generieren. 4 Prozent glauben, einen gleichbleibenden Umsatz zu erwirtschaften, und nur gerade 4 Prozent rechnen mit einem Umsatzrückgang. 48 Prozent gehen von einem moderaten Wachstum zwischen 1 und 10 Prozent aus, 32 Prozent rechnen mit einer Umsatzsteigerung zwischen 11 und 19 Prozent, und 12 Prozent prognostizieren eine Steigerung von mehr als 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Verändertes Investitionsverhalten
Besonders zu Beginn des letzten Jahres war es für viele IT-Anbieter schwierig, sich über die Investitionsbereitschaft der Schweizer Unternehmen zu äussern. Trotz anstehenden Ersatzbeschaffungen und Migrationen wagten nur wenige, eine Prognose abzugeben, wie sich das Investitionsverhalten entwickeln wird. Einer von ihnen war Eduard Etter, Geschäftsleiter des Systemintegrators Baltek, der sich ebenfalls zurückhaltend zu diesem Thema äusserte. Heute, zwölf Monate später, hat sich das Blatt gewendet. Etter: «Die Stimmung bei den KMU bezüglich Storage-, Backup- und Archivierungs-Technologien wurde bereits im zweiten Halbjahr 2005 merklich besser, und die Zeichen stehen gut, dass sich dieser Trend fortsetzt.» Balteks Markteinschätzung schliesst sich ein Grossteil der befragten Entscheidungsträger an
Die Zugpferde der Branche
Das grösste Entwicklungspotential 2006 bei den Produktkategorien sehen die Schweizer IT-Verantwortlichen im Bereich Security, Voice over IP und Konvergenz sowie Teil-Outsourcing. Bereits 2005 galten diese Segmente als Wachstumshoffnung und Zugpferde der Branche. Security gehört seit Jahren zu den Favoriten unter den Wachstumsstärksten Produktsegmenten. Weiteres Potential versprechen die Bereiche Storage und WLAN sowie RZ- und Server-Konsolidierung, Server Based Computing/Thin Client, Messaging/Collaboration als auch mobile Anwendungen.
In einem hart umkämpften Verdrängungsmarkt, in welchem Stillstand zwangsläufig Rückschritt bedeutet, investieren die Schweizer IT-Player auch weiterhin in die Entwicklung ihres Unternehmens. Zu den wichtigsten Budgetposten in diesem Jahr, in welchen die Befragten investieren wollen, gehören die Bereiche Marketing und Infrastruktur mit je 60 Prozent, gefolgt von Mitarbeiterschulung und Akquisitionen mit jeweils 52 Prozent. Weitere Gelder werden für Prozessoptimierungen (36%), neue Geschäftsfelder (36%), Qualitätssicherung (24%) sowie in die Bereiche Channel, Expansion und Produktentwicklung mit je 16 Prozent gesprochen.
Arbeitsmarkt erholt sich langsam
Erfreuliches zur Arbeitsmarktsituation hat das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) zu berichten. Nachdem sich bei der Entwicklung der (vollzeitäquivalenten) Beschäftigung im Jahresverlauf 2005 erste leichte Aufhellungstendenzen bemerkbar gemacht hätten, dürfte sich diese positive Entwicklung in den nächsten Quartalen verstärken. Die Expertengruppe des Seco geht davon aus, dass dies für 2006 und 2007 eine Beschäftigungszunahme zur Folge haben wird und sich die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt auf 3,5 Prozent im 2006 beziehungsweise 3,2 Prozent im Jahr 2007 niederschlagen wird. Die Pläne hinsichtlich der Personalstruktur der befragten Umfrageteilnehmer bekräftigen die Aussage des Seco. Obwohl 16 Prozent der Befragten letztes Jahr einen Stellenabbau verzeichnen mussten, so haben mehr als die Hälfte, sprich 52 Prozent der Befragten, neue Mitarbeiter eingestellt. 32 Prozent konnten den Personalbestand beibehalten. Heuer wollen 60 Prozent der IT-Firmen ihre Belegschaft aufstocken, 40 Prozent den aktuellen Bestand beibehalten. Stellenabbau ist für niemanden ein Thema – vorerst jedenfalls nicht.
Die Stimmen der Marktforscher
Stellvertretend für alle Marktforscher haben wir einige Prognosen für die IT-Industrie 2006 von Gartner, AMR Research und Forrester zusammengefasst:
Nur in wenigen, ausgewählten Bereichen soll die IT-Industrie in diesem Jahr ein gutes Wachstum zeigen. Marktforscher von AMR Research und von Gartner schätzen die Aussichten für IT-Firmen deshalb laut einem Bericht der «Financial Times» Deutschland eher schlecht ein.
Zwar rechnet AMR Research mit einem Anstieg der Ausgaben für Business-Software um fast 15 Prozent im Vergleich mit dem Vorjahr. Insgesamt sollen die Unternehmen aber weniger ausgeben. Gartner prognostiziert einen Anstieg der IT-Budgets um drei Prozent gegenüber dem Jahr 2005. Im Vorjahr sollen die Budgets noch um lediglich 2,5 Prozent zugenommen haben. Dies sei zwar eine Verbesserung, entspreche aber leider faktisch immer noch einer Stagnation. Für den US-Markt wird ein Zuwachs von 5,5 Prozent erwartet.
AMR Research erwartet vor allem bei den kleinen und mittelständischen Unternehmen neue Käufe. Die bestehenden Firmensoftwaresysteme seien veraltet und schwer zu warten. Grossunternehmen dagegen würden primär in die Integration ihrer auf der ganzen Welt verteilten Standorte investieren, heisst es. Überdurchschnittlich sollen – geht es denn nach dem Willen der Marktforscher – einmal mehr die Bereiche Sicherheit, Business Intelligence und Mobile wachsen.
Forrester Research prognostiziert ebenfalls einen Rückgang der IT-Investitionen und nennt Kostendruck und geringer ausfallende Budgets als Hauptgründe. Grösster Budgetposten dürfte, gemäss Forrester das Thema Sicherheit (Security-Software-Applikationen, Antivirus-Lösungen oder Host-Intrusion-Prevention) und Web-Anwendungen sein. Die Investitionen in Serviceaufwendungen hingegen sollen um rund die Hälfte schrumpfen.
Die Megatrends 2006 sind nach Einschätzung der Auguren die Bereiche Konvergenz, Mobility und serviceorientierte Architekturen (SOA). Der Trend zur Virtualisierung wird gemäss den Auguren zudem Auswirkungen auf die IT-Konzepte vieler Unternehmen haben und diese vom heutigen Standpunkt her umkrempeln. Ähnliche Entwicklungen könnten Voice-over-IP und drahtlose Übertragungstechniken in der Kommunikations-Infrastruktur bewirken.