In der IT-Industrie gibt’s viele Initiativen, aber wenig Initiative. Bei genauerem Hinsehen entpuppen sich nämlich die mit viel Initiative lancierten Meldungen zu besonders lobenswerten Leistungen oft als wenig initiativ in der Sache selbst. Ich möchte ein paar Beispiele dafür geben, die aufzeigen, dass vermeintlich initiative, fortschrittliche Bemühungen oft geprägt sind von konservativen Lösungsansätzen. Dass oft gar nicht versucht wird, das Problem an sich anzugehen.
Nehmen wir die Bemühungen der Filmindustrie für einen DVD-Nachfolger? Wozu braucht man denn eigentlich Blu-ray-Disketten? Damit die Filmindustrie die Verteilung der Inhalte im Griff hat. Anstatt Filme zum Runterladen im Web anzubieten, schiebt man eine «technologische» Initiative vor, um die Vergangenheit möglichst lange in die Zukunft retten zu können.
Ein gutes Beispiel ist auch das Thema Grün-IT. Unzählige Medienmitteilungen und Marketinganstrengungen wurden in den letzten Monaten von Herstellern lanciert. Seit Umweltschutz bei den Regierungen und Massenmedien angekommen ist und sich auch Nachbarn und Vereinskollege um die Umwelt sorgen, haben sogar die Unternehmen das Thema für sich entdeckt. Tatsächlich steckt hinter den vorgeblichen Bemühungen zum Umweltschutz bei den Herstellern nicht viel mehr als der konsequente Einbau von stromsparenden, aufeinander abgestimmten Komponenten und damit vor allem das Kundenbedürfnis nach Kostenreduktion. Mit Umweltschutz hat das Ganze nur am Rande zu tun, quasi als erfreulicher Nebeneffekt.
Frauen in der IT-Branche ist ein ähnlich lasches Thema. Das weibliche Geschlecht wird doch nur gefördert, weil es einfacher ist, als das Thema Informatik an Schulen und Hochschulen grundsätzlich zu fördern. Es lassen sich vielleicht kurzfristig Resultate erzielen, an der Problematik des fehlenden Nachwuchses und am grundsätzlichen Desinteresse an der IT ändert sich durch Frauenförderung aber rein gar nichts.
Markus Häfliger, Chefredakteur