Green IT ist teuer, meinen die einen.
Green IT spart Geld, sagen die anderen. Welche Aussage stimmt, hängt vom Begriffsverständnis ab. Das ist an sich keine neue Erkenntnis, aber dessen Verständnis ist eminent wichtig für den Verkauf von «grüner» Informationstechnologie. Die Marktforscher von Gartner nehmen in einer aktuellen Studie den Begriff genauer unter die Lupe und zeigten Geschäfts-Chancen und -Risiken auf, die sich dahinter verbergen.
Die Studie befasst sich schwerpunktmässig mit dem Einfluss einer Rezession auf sogenannte Green-IT-Projekte. Dazu befragte Gartner 620 Unternehmen weltweit zu entsprechenden Projekten. Analyst Simon Mingay erklärt gegenüber IT Reseller, dass man den Begriff Green IT absichtlich sehr breit fasse: «Wir verstehen darunter alles mögliche, das CO2 einsparen hilft.»
Also beispielsweise Virtualisierung, Konsolidierung oder andere Energie-Effizienz-Programme.
Green IT ist krisenresistent
Als Kernerkenntnis hat sich dabei herausgestellt, dass trotz Rezession der Trend hin zu Green-IT-Projekten anhält. Dies gilt vor allem für den Wirtschaftsraum Europa und Asien und innerhalb von diesem insbesondere für staatliche Betriebe, und Unternehmen, die im Energiesektor tätig sind. «Hauptgrund dafür ist, dass mit entsprechenden Projekten in erster Linie Geld gespart werden soll», so Mingay.
Trotzdem gibt es in einigen Regionen, konkret in Brasilien und den USA, einen Trend weg von solchen Projekten. Insbesondere in den Branchen Telekommunikation, Wholesale, Finanzdienstleistungen, Transport und im Gesundheitswesen verliert der Begriff an sich an Priorität.
Immerhin 58 Prozent aller befragten europäischen Unternehmen, die noch keine Green-IT-Projekte lanciert haben, gaben an, solche in den nächsten Jahren aufzugleisen. Simon Mingay dazu: «Es sieht ganz so aus, als dass es sich dabei um kurz- bis mittelfristige Einsparungsprojekte handeln würde. Die meisten Unternehmen liebäugeln mit einem Return on Investment innerhalb von wenigen Monaten.»
Begriffsentwirrung ist nötig
Als grössten Hemmschuh für Green-IT-Projekte identifiziert Mingay im Widerspruch dazu fehlende Budgets und eine anders ausgerichtete Priorisierung: «Die meisten Projekte scheitern am Unwissen des Endkunden, dass sich damit Geld einsparen lässt.» Es brauche
Also Aufklärung diesbezüglich, die auf das jeweilige Unternehmen angepasst ist. IT-Verkäufern empfiehlt er deshalb unterschiedliche Strategien.
Einerseits müsse bei ökologisch bewussten Unternehmen Einsparungen als Zusatznutzen verkauft werden. Andererseits erwähne man bei weniger umweltbewussten Betrieben den Begriff
Green IT besser erst gar nicht: «Kostensparende Projekte flächendeckend als Grün zu verkaufen lohnt sich definitiv nicht mehr. Es ist um einiges geschickter, die Kosteneinsparungen in den Mittelpunkt zu stellen und je nach Kunde den Umweltaspekt zusätzlich zu betonen», so der Analyst.
Umweltbewusstsein nutzen
Zweiteres könne auch bei Unternehmen sinnvoll sein, die sich ausschliesslich aus Reputationsgründen in der Öffentlichkeit ein grünes Mäntelchen zulegen wollen und entsprechende Projekte schliesslich als Bekenntnis zum Umweltschutz verkaufen wollen. Selbst die Anzahl solcher Unternehmen sei aber angesichts der drohenden Energie- und Klimakrise immer noch verschwindend klein, so Mingay. Denn offensichtlich sei der Druck noch zu klein, als dass Unternehmen im grossen Stil von sich aus auch diese langfristigen Probleme angehen. Trotzdem sei das Problembewusstsein zumindest in vielen Köpfen mittlerweile angekommen und werde da mittel- oder langfristig auch bleiben.
Green IT ist
Also doch nicht tot. (Claudio De Boni)