Postmail, die Briefpost-Sparte der Schweizer Post, forciert ihre Anstrengungen bei den elektronischen Dienstleistungen und übernimmt mit Swiss-Sign für einen „einstelligen Millionenbetrag“ einen Spezialisten für PKI (Public Key Infrastructure). Mit deren Technologie, die mit der elektronischen Zustellplattform Inca-Mail kombiniert werden soll, wird die Post in der Lage sein, eine Art elektronische Variante des eingeschriebenen Briefes oder einen elektronischen Poststempel anzubieten. Swiss-Sign steht kurz vor der durch Bundesgesetz vorgeschriebenen Zertifizierung ihrer PKI-Technik. Mit dem elektronischen eingeschriebenen Brief und anderen Produkten reagiere man unter anderem auf sinkende Umsätze im Briefversand, sagten Post-Vertreter an einer Medienkonferenz in Zürich.
Dass die Post jetzt mit Volldampf ins Geschäft mit Signaturen und Verschlüsselung einsteigt, erstaunt nicht: "Eigentlich ist die Post die logische Registration Authority der Schweiz", sagt Peter Delfosse, Geschäftsführer der Post-Tochter DCL Data Care und Verantwortlicher für E-Business-Aktivitäten von Postmail. In der Tat kann das Unternehmen als Herausgeber des rechtlich anerkannten Poststempels und Besitzer eines lückenlosen Filialnetzes mit Vorteilen auftrumpfen, wenn es darum geht, Herr und Frau Schweizer mit einem Schlüssel für die digitale Identität auszustatten. Insbesondere für
Swisscom, die selber ebenfalls zur Registration Authority werden will, bedeutet der Vorwärtsschritt von Postmail einen Schlag ins Gesicht.
Die neuen elektronischen Dienstleistungen von Postmail werden für Business-Kunden verfügbar sein, sobald der Zertifizierungsprozess von Swiss-Sign abgeschlossen ist. Voraussichtlich wird dies gegen Ende dieses Jahres der Fall sein. Vorgesehen ist, Firmen diverse Gesamtpreis-Pakete im Sinne einer Flat-Rate anzubieten. Zu den konkreten Kosten pro Brief wurde einzig gesagt, dass der elektronische eingeschriebene Brief mit Sicherheit günstiger sein werde als derjenige aus Papier.
Gut positioniert für die neue Ära hat sich als strategischer Partner von Postmail auch die ERP-Schmiede
Abacus Research aus St. Gallen. Sie hatte vor der Übernahme die Mehrheit an Swiss-Sign gehalten und prescht seit längerem in Sachen digitale Signaturen vorwärts. Das Softwarehaus will künftig alle Datenaustauschprozesse mit seiner betriebswirtschaftlichen Lösung "digital erp" über die Inca-Mail-Plattform abwickeln. So soll es etwa möglich sein, Lohnabrechnungen via elektronischem Brief den Mitarbeitenden direkt ins private E-Postfach zu senden – rechtlich anerkannt und sicher wie bis anhin mit der Briefpost. Als weitere Anwendungsbeispiele nannte Abacus-CTO Daniel Senn auch Offerten, Mahnungen und diverse andere Formulare: "Die Möglichkeit, zuverlässige Empfangsquittungen von gesicherten Daten und Dokumenten zu bekommen, leitet eine neue Ära der Prozessintegration in ERP-Systemen ein", sagte Senn. (bor)