Daniel Lamprecht ist seit 1. Oktober 2010 Country Manager Software bei HP Schweiz. Im Gespräch mit «Swiss IT Reseller» zieht der ehemalige BMC-Mann und RSA-Security-Country-Manager eine erste Bilanz.
Swiss IT Reseller: Herr Lamprecht, wie lautet Ihr Fazit nach gut einem halben Jahr als Softwarechef bei HP Schweiz?Daniel Lamprecht: Ich bin beeindruckt vom breiten Portfolio und dem enormen Know-how in HP. Was mich besonders freut: Auch wenn HP mit Software nur etwa 3 Prozent vom Gesamtumsatz macht, gilt HP Software als strategisch. Entsprechend viel Unterstützung haben wir innerhalb von HP. Auch wurde erkannt: HP Software spielt bei der Umsetzung der Cloud-Strategie eine zentrale Rolle. Automatisierung etwa ist in Cloud Service Centers ein ganz zentraler Punkt – das können wir bieten.
Ich glaube, auf dem Markt ist nicht immer ganz klar, was HP Software eigentlich genau macht. Wo liegen die Schwerpunkte?Ja, Sie haben Recht, HP Software ist ein gut gehütetes Geheimnis. Das ist umso erstaunlicher, als wir mit den genannten 3 Prozent Umsatz der sechstgrösste Softwareanbieter der Welt sind. Was wir tun, kann auf einen einfachen Nenner gebracht werden: Ziel unseres Softwareportfolios ist es, eine optimierte IT-Umgebung aufzubauen, sicher zu betreiben, Informationen effektiv zu managen und zu schützen sowie einen hohen Automatisierungsgrad zu erreichen. Und natürlich vorgegebene Compliance-Anforderungen abzudecken.
Mich dünkt, dass HP Software vor allem für Grossunternehmen konzipiert ist. Findet man auch spannende Lösungen für KMU?Wir sind schon sehr stark im Grosskundengeschäft tätig, da haben Sie Recht. Allerdings sind unsere Produkte nicht von der Grösse der Unternehmen abhängig. Zum Beispiel Software-Testing mit unseren Lösungen macht durchaus auch für einen kleineren Softwareentwickler Sinn.
Im März hiess es, Léo Apotheker wolle den HP-Fokus unter anderem verstärkt auf Software legen, trotz dem bislang bescheidenen Anteil am HP-Gesamtumsatz. Wie wird sich das äussern?In den Unternehmen besteht noch enorm viel Potenzial, die IT-Umgebungen optimal auf die Geschäftsprozesse auszurichten und damit einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen. Dafür haben wir die Lösung: Wir können Erkenntnisse über die Infrastruktur und Anwendungen mit Geschäftsprozessen korrelieren. Eine sichere, auf die Geschäftsprozesse ausgerichtete und optimierte Infrastruktur aufbauen, automatisieren und sicher betreiben und diese geschäftskritische Infrastruktur im Hinblick auf die Geschäftsziele zu überwachen – das sind zentrale, vom Business an die IT gestellte Anliegen auf der Seite unserer Kunden. Und deshalb ist das für uns als Anbieter strategisch.
In Vergangenheit hat HP Milliarden in die Übernahme von Softwarefirmen investiert. Trotzdem ist das Wachstum bescheiden, und man hört bisweilen, dass HP Software ein wenig integriertes, zusammengekauftes Flickwerk sei. Was sagen Sie dazu?Klar ist, dass HP Software in Zukunft stärker wachsen muss und wird – in der Schweiz wollen wir 15 Prozent wachsen dieses Jahr. Es ist tatsächlich so, dass wir sehr viel Übernahmen im Bereich Software getätigt haben, und natürlich haben Sie recht: All diese verschiedenen Teile waren zu integrieren, was aufwändig ist und Ressourcen bindet. Diese Arbeit ist jetzt aber getan, wir können den Fokus nun völlig auf den Markt richten. Weil wir eine modulare und trotzdem zwischen den verschiedenen Modulen hochintegrierte Lösung haben und wie oben beschrieben ganz zentrale Anforderungen des Business an die IT erfüllen können, bin ich sicher, dass wir stark wachsen. HP Software ist das Kronjuwel im HP-Portfolio.
Es wird immer wieder spekuliert, dass HP weitere Übernahmen plant. Namen wie Symantec, BMC Software, Comvault oder gar Red Hat tauchen auf. Wird es weitere Übernahmen geben, und wenn ja, welche Bereiche sind für HP Software spannend?Ich kann natürlich nicht darüber spekulieren. Persönlich glaube ich, dass wir nun ein sehr gutes Portfolio haben, das allenfalls noch in einigen Bereich abgerundet werden kann.
Stehen auch Schweizer Software-Schmieden auf dem Übernahme-Radar?Unser Team, das sich mit Übernahmen befasst, ist geografisch nicht begrenzt, sondern sucht nach inhaltlichen Kriterien.
Wie viel «Swissness» können Sie Schweizer Interessenten von HP Software bieten? Wird an HP Software auch hierzulande entwickelt, und wie entscheidend ist der Faktor «Swissness» für hiesige Kunden in Ihren Augen?«Swissness» ist enorm wichtig – allerdings nicht gemessen an der Anzahl Code-Zeilen, die hier in der Schweiz entwickelt werden, sondern in der Betreuung: Es geht ja häufig um grosse und weitreichende Projekte. Und da wollen Kunden von Mitarbeitenden betreut werden, die ihre Sprache sprechen, die Herausforderungen der Unternehmen kennen und auch für eine gewisse Kontinuität stehen. Auf dieser Basis können dann natürlich auch internationale Ressourcen beigezogen werden – das ist ja schliesslich eine Stärke von HP.
Wie wichtig ist für Sie der Schweizer Channel beim Software-Verkauf, und welche Pläne hegt HP Software in der Schweiz im Channel-Bereich?Das ist eine sehr wichtige Frage! Persönlich bin ich überzeugt, dass wir noch deutlich zu wenig machen im Channel. Wir wollen den Umsatz mit dem Channel in der Schweiz auf rund 30 Prozent steigern. Das bedeutet noch viel Arbeit für uns – denn natürlich müssen wir viel in die Ausbildung und Zertifizierung neuer Partner stecken. Denn die Qualität soll dabei natürlich wenn möglich noch erhöht und die Swissness gestützt werden.
(mw)