Microsoft und seine Partner trotzen dem Fachkräftemangel
Quelle: zVg

Microsoft und seine Partner trotzen dem Fachkräftemangel

Die Coronapandemie hat die Arbeitswelt nachhaltig geprägt und verändert. Geblieben ist der Fach­kräftemangel, der in der Schweizer IT-Landschaft besonders stark spürbar ist. Microsoft treibt seine Initiativen weiter voran, um diesen zu bekämpfen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2021/07

     

Etwas mehr als ein Jahr nach Ausbruch der Coronapandemie in der Schweiz hat sich der Arbeitsalltag für einen Grossteil der Bevölkerung grundlegend verändert. Wer davor in einem Büro arbeitete, verrichtet seine Auf­gaben nun in der Regel im Home ­Office, und wer noch immer vor Ort in einem Betrieb seiner Arbeit nachgeht, sieht sich mit umfassenden und teils einschneidenden Sicherheitsvorkehrungen konfrontiert, die das Ziel haben, die Ausbreitung des Virus einzu­dämmen.

So oder so: die Arbeitswelt ist nicht mehr dieselbe wie vor der Pandemie. Eine Folge des Trends hin zu hybriden Arbeitsmodellen ist laut dem im April veröffentlichten Work-Trend-Index-Bericht von Microsoft, dass 41 Prozent der Schweizer Belegschaft über einen grossen Karrierewechsel innerhalb des nächsten Jahres nachdenkt. Das sind 20 Prozent mehr als in den Vorjahren.


Was bleibt ist der Mangel an qualifizierten Fachkräften. Gerade in der IT-Branche ist dieser nach wie vor stark ausgeprägt. In den Bereichen Data, AI, Cloud und Security ist der Bedarf an Spezialisten laut Microsoft riesig. Seit geraumer Zeit versucht das Unternehmen deshalb auch in der Schweiz, dem Fachkräftemangel mit verschiedenen Initiativen zu begegnen. So hatte sich das Unternehmen im Juni vergangenen Jahres auf die Fahnen geschrieben, in der Coronapandemie weltweit 25 Millionen Menschen digital weiterzubilden. Seither verzeichnete diese Global-Skills-Initiative mehr als 30 Millionen Teilnehmer. Allein in der Schweiz sind es mittlerweile mehr als 375’000 Lernende, die sich auf den Portalen von Microsoft weiterbilden. Und der Konzern plant, die Initiative weltweit noch auszuweiten, mit dem Ziel, zur inklusiven Erholung aus der Coronakrise beizutragen.

Skills für die Schweiz

Bereits im Februar dieses Jahres hat Microsoft zusammen mit der Adecco Gruppe Schweiz und Campbell & Jones ausserdem die Lernplattform Skills for Switzerland initiiert. Das Angebot soll Personen aus allen möglichen Fachbereichen eine digitale Weiterbildung ermöglichen, denn die Coronapandemie hat im Schweizer Arbeitsmarkt auch Arbeitslosigkeit gesät. Auch weil die meisten Jobs immer mehr digitale Fähigkeiten voraussetzen, ist die Nachfrage nach Upskilling in diesem Bereich gross.


Die Plattform bietet eine breite Auswahl an Kursen, Webinaren und Zertifizierungen von Microsoft Learn und Linkedin Learning an. Die Kurse sind grundsätzlich kostenlos. Die Zertifizierungen kosten für Angestellte 130 Franken und 15 Franken für Personen, die bei einem Regionalen Arbeitsvermittlungszentrum angemeldet sind. Zudem zeigt das integrierte Jobportal der Adecco Gruppe Schweiz passende offene Stellenangebote. Dazu werden durch ein kurzes Online-Assessment die eignen Wissenslücken und die dazu passenden Lernpfade aufgezeigt.

Struktureller oder zyklischer Fachkräftemangel

Nicht nur Microsoft selbst ringt mit dem Fachkräftemangel, auch die Partner müssen in der Lage sein, geeignete Ressourcen aufzubauen oder an Bord zu holen. Laut Thomas Winter, Partner Sales Leader bei Microsoft Schweiz, gibt es dabei einen wichtigen Aspekt, der jedoch selten in den Vordergrund tritt: «Es stellt sich die Frage, welche Themen rund um den Fachkräftemangel struktureller und welche zyklischer Natur sind. Als die Pandemie ihren Lauf nahm, haben alle begonnen, Kollaborationstools wie Microsoft Teams in ihren Unternehmen auszurollen. Das führte zu einem akuten Mangel an ­Spezialisten, die solche Lösungen implementieren können.» Gerade für Partnerfirmen sei es in so einem Fall wichtig abschätzen zu können, ob es sich dabei um einen Mangel handelt, der strukturell bedingt ist und dem technologischen Wandel zugeschrieben werden kann, oder ob er aufgrund der Pandemie entstanden und nur vorübergehend ist.


«Unsere Partner müssen entscheiden, in welchen Bereichen sie Investitionen tätigen wollen. Unter Umständen kann man einen zeitlich begrenzten Ressourcen-Engpass auch aussitzen, letztlich ist es aber eine Frage der Kapazitätsplanung, die aus unternehmerischer Sicht eine grosse Herausforderung darstellt», so Winter. Wie er weiter ausführt, hätten viele Partner am Anfang der Pandemie ihre IT-Ressourcen in Richtung Microsoft Teams mobilisiert, während jetzt die Expertise eher im Bereich Data Analytics im Zusammenhang mit dem Dynamics-365- und dem Power-BI-Portfolio knapp wird, weil eine grosse Nachfrage herrscht. «Die Frage stellt sich auch hier wieder, ob es sich um ein zyklisches oder um ein strukturelles Phänomen handelt. Angesichts der Nachfrage glaube ich in diesem Fall jedoch, dass wir hier vor einem strukturellen Wandel stehen, der einen nachhaltigen Mangel an Data-Analytics-Spezialisten generieren wird.»

Constant-Learning-Philosophie

Um solche Ressourcen-Engpässe zu überwinden, benötigen Unternehmen eine klare Strategie. Wie Thomas Winter erklärt, verfolgt Microsoft die Philosophie des konstanten Lernens, von der auch die Partner profitieren sollen: «Auf der Partnerseite haben wir in der Schweiz einen Mitarbeiter, dessen Hauptaufgaben das Partner Skilling und die Partner Readiness sind. Er koordiniert die Angebote, die zum einen auf Microsoft.com/learn zu finden sind, aber auch andere, wie Einführungsseminare oder Webinare. Ausserdem arbeiten wir mit Learning-Partnern zusammen, welche Zertifikatskurse anbieten. Grundsätzlich ist aber das gesamte Material für alle Zertifizierungslevel auch kostenlos online verfügbar und kann im Selbststudium erarbeitet werden. Die Zertifizierung bei unseren Partnern ist dann jeweils mit Kosten verbunden.» Die Motivation für die Microsoft-Partner, ihre Mitarbeitenden zu zertifizieren und sie kon­stant weiterzubilden, liegt gemäss Winter in den vielfältigen Spezialisierungen, die auch als Qualitätsausweis gegenüber den Kunden dienen.


Trotz des anhaltenden Fachkräftemangels zeigt sich Thomas Winter aber erfreut über die gegenwärtige ­Situation: «Es gibt eine signifikante Anzahl Partner, die eine strukturierte Wissens-­Pipeline entwickeln, indem sie beispielsweise Lernende in den Infor­matik-Disziplinen ausbilden oder Quereinsteiger einstellen, weil die Nachfrage nach Fachkräften derzeit so gross ist. Das sind Investitionen, die sich auszahlen, denn es braucht Zeit, um gute Mitarbeitende aufzubauen.» Es gebe auch Partner, die eigene Akademie-Vehikel auf­gebaut hätten oder in einem Beispiel eine Lehre, die auf der Micorosft-­Cloud-Technologie aufbaut und für die der Partner auch mit sozialen Einrichtungen zusammenarbeitet, um Arbeitskräfte zu ­rekrutieren. Das sei schon aus sozialen Gründen ­lobenswert, aber auch, weil solche Projekte langfristig ausgelegt seien und den Aufbau wichtiger Kompetenzen ermöglichen würden, findet Winter.

Kurzfristige Probleme mit langfristigen Lösungen

Der Partner Sales Leader von Microsoft Schweiz hat auch eine klare Empfehlung für die Partner: «Investiert in Eure Talent-Pipeline. Das kann ich als grosser Technologie-Vendor leicht sagen, aber als Partner muss man sich natürlich fragen, wie lang die Time to Monetization der eigenen Ressourcen ist. Dennoch sollte man sich mit dem Thema befassen und die Skills Pipeline mittel- und langfristig planen, denn wir bewegen uns in einem Markt, der in einem hohen zweistelligen Prozent­bereich wächst, und fehlende Skills werden dazu führen, dass andere Player diese Lücken füllen werden, vielleicht aus dem Ausland oder von Offshore-­Standorten aus.»


Letztlich handelt es sich beim ­Fachkräftemangel laut Thomas Winter um ein grosses strukturelles Problem: «Der Mangel an qualifizierten IT-Fach­kräften generiert kurzfristige Herausforderungen, deren Lösungen aber einen langen Zeithorizont haben. Was ich mir beispielsweise wünschen würde ist, dass die Politik verstärkt versuchen würde, mehr Frauen für die IT zu begeistern. In den Hochschulen sind die Zahlen in diesem Bereich leider rückläufig. Hier sollte man wohl Ursachenforschung betreiben. Ein anderer ­Aspekt ist, dass die Arbeitgeber meiner Meinung nach mehr Flexibilität an den Tag legen und versuchen sollten, die Frauen in der Workforce zu halten. ­Dafür braucht es flexiblere Arbeits­modelle.» Wie Winter abschliessend moniert, sei die Schweiz hier im Vergleich zu anderen Ländern noch nicht sehr weit und müsse dringend aufholen. (luc)


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