Ricoh schlägt helvetische Wurzeln

Nach der Fusion von Celltec, Infotec und Lanier spricht Stefan Ammann, erster CEO von Ricoh Schweiz, gegenüber IT Reseller im Interview über die Fusion und gibt Auskunft zur Strategie.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2008/20

     

Ricoh Europa ist dieses Jahr mit Stärke in den Schweizer Markt eingestiegen. Die zusammengekauften Tochtergesellschaften Celltec, Infotec Printing Solutions und Lanier sind per 1. Oktober zu Ricoh Schweiz verschmolzen. Das neue Unternehmen mit Hauptsitz in Horgen (ZH) beschäftigt rund 500 Mitarbeitende an schweizweit 19 Standorten. IT Reseller hat den Ricoh-CEO Stefan Ammann im Interview zum Zusammenschluss und zur Zukunft des neuen und starken Players befragt. Ammann ist seit 2007 CEO von Celltec. Das Unternehmen wurde per 1. Januar von Ricoh übernommen, am 1. Juli folgte Infotec und am 1. Oktober Lanier Schweiz. Der 43-jährige Ammann startete seine Karriere 1999 als Country Manager von Nortel Networks für Österreich, Tschechien und Ungarn. Von 2003 bis 2006 führte er als Direktor den Firmenkundenbereich von Sunrise.

IT Reseller: Wie verlief die Fusion und der Namenswechsel?

Stefan Ammann: Es ging zwar ohne Probleme, aber es war deshalb nicht einfach. Unser erst begonnener Dreijahresplan wird trotz Finanzkrise konsequent weiterverfolgt. Unsere Führung sieht das Unternehmen als einen Baum, der zuerst seine Wurzeln schlagen muss. Es ist nicht meine erste Fusion. Wir hatten wenig Fluktuation und konnten den Stamm von rund 500 Stellen einigermassen halten. Wir müssen die Stellen aber noch ausbauen und suchen besonders Systemlösungs-Spezialisten, um unsere Strategie weiterzuverfolgen. Die wenigen Abgänge sehe ich als Beweis des Mitarbeitervertrauens.


Wie sieht Ihre Strategie aus?
Wir befinden uns mitten in einem Wechsel vom Druckerverkauf zum Anbieter von Drucklösungen. Die Anforderungen steigen in Richtung Informatik. Wir sind aber bereits gut verwurzelt und breit aufgestellt in der Schweiz: Celltec bediente vor allem KMU mit Drucklösungen, mehrheitlich in der Ostschweiz; Lanier betreut hauptsächlich Grosskunden; Infotec ist mit Produktionsdruck erfolgreich und in der Romandie sehr stark. Wir wollen uns nun als schweizweites Solution Powerhouse etablieren. Doch das braucht die richtigen Leute.

Wie wollen Sie das Ziel erreichen?

Als Celltec waren wir bereits in diesem Bereich aktiv, allerdings eher für KMU. Infotec wird darin integriert und mit Lanier als Grosskundenbereich erweitert. Wir müssen bei den Mitarbeitenden das Bewusstsein aufbauen und weiterentwickeln, unter dem Dach der Ricoh Schweiz zu agieren. Ein weiterer Beitrag dazu sind die neuen gemeinsamen Arbeitsverträge ab 2009, die sich an den üblichen Konditionen der IT-Branche orientieren. Dies führt unter anderem bei Infotec zu mehr Ferien: von vier auf fünf Wochen. Wir wollen damit ein Signal für den Wert der Arbeit setzen. Zudem haben wir die Logistik an die Planzer-Tochterfirma Polysys ausgelagert. Wir verabschieden uns damit klar vom hardwareorientieren Geräteverkäufer zum Lösungsanbieter.

In der Schweiz kennt man Ricoh kaum, wie gehen Sie damit um?

Wir müssen unseren Namen bekannter machen, beispielsweise mit Marketingmassnahmen. Wir sind nun Schweizer Marktführer mit 22 Prozent Anteil und haben das fast jahrzehntelang führende Unternehmen Canon abgelöst. Ricoh ist weltweit einer der stärksten Player im Markt für Drucklösungen. Mit der Übernahme von Ikon Office Solutions sind wir besonders in den USA noch stärker.


Welche Rollen spielen Partner?
Wir arbeiten bisher nur vereinzelt mit regionalen Systemintegratoren wie dem welschen VAD Devillard zusammen, sind aber mit Partnermodellen, Boni- und Distiverträgen vorbereitet für neue. Zudem bieten wir uns selbst als IT-Outsourcing-Partner an und arbeiten etwa für Fujitsu Siemens Computers und Swisscom IT Services. (Interview Marco Rohner)


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