Bevor
Getronics entstand, musste einiges passieren: Im März 1998 übernahm der amerikanische Konzern Wang die Olivetti-Tochter Olsy im Tausch gegen 19% aller Aktien, was den italienischen IT-Riesen zum grössten Wang-Aktionär machte; die Firma wurde zu Wang Global umgetauft. Mit der Übernahme hatte sich Wang aber übernommen, nachdem sie schon 1992 vor dem Bankrott gestanden hatte und auch 1993 in Zahlungschwierigkeiten geriet. Die Firma fuhr Millionen-Verluste ein, was besonders amerikanische Börsianer ihr Vertrauen verlieren liess. Trotzdem integrierte Wang Global vor einem Jahr den Laupener Netzwerk-Integrator Datrac, der Olivetti und der ehemaligen Olsy gehörte. Im Mai 1999 verkauften die Italiener dann ihr Aktienpaket von Wang Global für günstige 1,8 Milliarden an die Getronics mit Sitz in Amsterdam.
Global denken, lokal handeln
Mit der Akquisition von Wang wurde
Getronics, die 1887 als «Elektrotechnische Fabrik» gegründet wurde, zum gewichtigen, weltweiten Player. In der Schweiz sei die Integration von Datrac, Olsy und Wang zur Getronics erfolgreich abgeschlossen. Die drei proprietären ERP-Systeme wurden auf
SAP R/3 umgestellt, zusätzliche Leute eingestellt und der Name Datrac getilgt: «Lieber kein Ruf als ein schlechter», meint Adrian Schmucki, GM Getronics Schweiz, dazu. Das Hauptquartier wurde in Wallisellen errichtet, Regionalzentren gibt es in Ittigen und Laupen, Bussigny und Ecublens sowie Pratteln. Den flächendeckenden Service sollen Service-Center in Biel, Chur, Genf, Luzern, Lugano, Sierre und St. Gallen garantieren. Im Moment beschäftigt Getronics Schweiz 310 Leute. «250 davon sind IT-Techniker, sogar unser Personalchef ist ETH-Ingenieur», meint Schmucki denn auch stolz.
Ausstieg aus dem PC-Geschäft
Die Schweizer Niederlassung hat letztes Jahr einen Umsatz von 130 Millionen Franken erwirtschaftet. Der Bereich Netzwerk-Integration ist in der Schweiz stark Infrastruktur-lastig: 35 zertifizierte Ingenieure bauten letztes Jahr Cisco-Produkte im Wert von 45 Millionen Franken ein. Aus dem PC-Bereich, der noch von Olivetti übrig blieb, wird jedoch mittelfristig ausgestiegen, auch die Bancomaten-Abteilung wurde verkauft. Der Bereich Enterprise Systems Integration ist der schnellstwachsende Bereich. Gegenwärtig arbeiten 17 Personen dort, Ende Jahr sollen es 30 sein. Der ISO 9000 zertifizierte Bereich Managed Services beschäftigt 120 Leute, die einen Pikettdienst aufrechterhalten – unter anderem für
Dell und die SBB. Alles in allem ist
Getronics ein riesiger Information and Communications Technology (ICT)-VAR.
Big Names bei den Kunden
Haupt-Fokus legt
Getronics auf den Finanzbereich, dieser macht über einen Drittel aller Kunden aus. Credit Suisse, Raiffeisen-Banken oder Zürcher Versicherungsgesellschaft sind hier die Namen. Zweitgrösster Bereich ist Telecom und IT. Diax,
Sunrise und
Swisscom sollen als Beispiele dafür herhalten. Öffentliche Dienste machen heute erst 15 Prozent aller Kunden aus – dieser Bereich soll in Zukunft noch stärker angegangen werden. Bereits tauchen hier Namen wie die Bundesverwaltung, verschiedene Polizeien und der Kanton Waadt auf. Im Welschland ist die Uhrenindustrie wichtigster Abnehmer, in der Region Basel greifen die Chemie-Multis auf Getronics zurück. (phk)