Die Geldprobleme von Sunbay blieben während vieler Monate weitgehend unbemerkt. Sie dürften zu einem grossen Teil von einem ehrgeizigen Entwicklungsprojekt hergerührt haben: Das zu Beginn hauptsächlich in der Entwicklung von kundenspezifischer Individualsoftware tätige Softwarehaus, das in der Ukraine Dutzende von Programmierern im Offshore-Verhältnis beschäftigt, wagte sich nämlich zum Anfang des Jahres 2002 an die Entwicklung von Netsnapper.
Dieses Standard-Softwareprodukt soll über VARs vertrieben werden und verspricht, mobilen Mitarbeitern den Zugang zu Anwendungen im Firmennetz drastisch zu vereinfachen. «Netsnapper führte uns klar an Grenzen», räumt Gassmann, der Leiter Business Development von Sunbay, ein.
Anlässlich der ersten frühen Feldversuche mit der Softwarelösung sei erkannt worden, dass das Produkt um gewisse Funktionalitäten erweitert werden müsse, so Gassmann.
Finanzspritze von 1,7 Millionen Franken
Die jetzt erhaltene «Finanzspritze» stamme von «zwei in der Schweiz etablierten Persönlichkeiten, die diesen Betrag zu unterschliedlich hohen Anteilen gezeichnet hätten», führt Gassmann weiter aus. Mit Thomas Knecht, einem ehemaligen UBS- und Flight-Lease-Kadermann, übernimmt ab sofort ein Profi das Amt des Finanzchefs.
Dieses war nach dem Abgang von Thomas Billeter im März 2004 vorübergehend von Andre Wattenhofer ausgeübt worden, der bereits als Verwaltungsratspräsident und als Geschäftsführer in einer kritischen Doppelfunktion waltet.
Dennoch bleiben Zweifel: Der Betrag von 1,7 Millionen ist sprichwörtlich eine Finanzspritze und eben keine dauernde Infusion. «Die Strategie hält sich dennoch in einem vernünftigen Rahmen», meint Gassmann. Ausserdem dürfe nicht vergessen gehen, dass Sunbay nicht zu hundert Prozent vom Erfolg oder Misserfolg von Netsnapper abhängig sei, sondern das Kerngeschäft in der Entwicklung kundenspezifischer Software liege und man damit auch gutes Geld verdiene.
«Mit Netsnapper sind zudem mehrere erfolgreiche Feldversuche in der Schweiz und Deutschland am Laufen», meint Gassmann. Es bleibt zu hoffen, dass das Unternehmen mit der jetzt realistischeren Sicht der Dinge seine Ziele erreichen wird. (bor)