Die Schweizer Softwarebranche kehrt zu den Pre-Covid-Wachstumsraten zurück, so der Schluss des Branchenverbands
Swico aus den Ergebnissen des neuesten Swiss Software Industry Survey (SSIS), den das Institut für Wirtschaftsinformatik der Uni Bern im Auftrag von Swico erstellt hat. Für die Jahre 2022 und 2023 geht man von einem Wachstum von 6,5 beziehungsweise 6,3 Prozent aus. Und der Bedarf an Mitarbeitenden soll um 5,7 Prozent steigen ¬– angesichts des Fachkräftemangels eine durchaus optimistische Annahme. Auch die Profitabilität (EBIT) fiel für das Jahr 2021 mit 9,4 Prozent 1,3 Prozentpunkte höher aus als im Jahr davor.
Im Jahr 2022 erwirtschaftete die Softwarebranche unverändert nur 6,1 Prozent Ihres Umsatzes im Ausland. Über dem Branchendurchschnitt lagen dabei die Hersteller von Standardsoftware (12,2 %) sowie die Individualsoftwarehersteller (7,2 %). Der mit Abstand wichtigste Umsatzmarkt im Ausland bleibt Deutschland. Im Inland spielt die öffentliche Hand eine Hauptrolle: 34,4 Prozent des Umsatzes machte die Softwarebranche mit Aufträgen aus der Verwaltung, ganz besonders punkto Standardsoftware (64,4 %) und zu deutlich geringerem Anteil bei Individualsoftware (20,3 %). Hinter der öffentlichen Hand folgt als zweitwichtigster Auftraggeber die Finanzbranche mit 9,2 Prozent.
Ein Fokusthema des diesjährigen SSIS war der Fachkräftemangel. Hier stellt die Studie fest, dass Software-Unternehmen im Durchschnitt 81 Tage benötigen, um eine offene Stelle zu besetzen. Andere Branchen kommen mit durchschnittlich 50 Tagen Time-to-Fill-Zeit aus. Dieser Schlüsselindikator im Kampf um Talente zeige, dass die Softwarebranche aufgrund des Fachkräftemangels ihr Wertschöpfungspotenzial nicht voll ausnutzen könne, wodurch auch die Digitalisierung in der Schweiz markant gebremst werden könnte.
Einen hohen Stellenwert für die Bindung von Mitarbeitenden in Software-Unternehmen hat dabei die Flexibilisierung der Arbeit: 70 Prozent der befragten Unternehmen haben in den letzten drei Jahren verstärkt flexible Arbeitsmodelle eingeführt, wozu auch die Möglichkeit von Teilzeitarbeit für Mitarbeitende, die vor der Pensionierung stehen oder die Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder Beruf und Ausbildung zählen. Ausserdem wird festgestellt, dass Fringe Benefits bei den Mitarbeitenden beliebter sind als höhere Saläre.
Bei der Rekrutierung setzen Schweizer Software-Unternehmen hauptsächlich auf Hochschulabsolventinnen und -absolventen und ganz gezielt auf Frauen. Deutlich weniger Anstrengungen unternehmen sie, um Mitarbeitende aus dem Ausland anzuwerben. Eine weitere Möglichkeit zur Überwindung des Fachkräftemangels ist der Aufbau von Personalressourcen im (nahen) Ausland, das Near- oder Offshoring. 2021 bezog die Schweizer Softwarebranche 13,6 Prozent ihrer gesamten Wertschöpfung von externen Dienstleistern und 3,2 Prozent von eigenen Tochtergesellschaften in der Schweiz und im Ausland. Ausschlaggebend waren dabei nicht etwa Kosteneinsparungen, sondern vielmehr der Zugang zu Arbeitskräften.
(ubi)