SCOs Klage gegen
IBM wegen einer angeblichen Verletzung seiner Unix-Patente durch Technologietransfer zu Linux wurde von vielen als schlechter Witz wahrgenommen: Heisse Luft produziert von einem verzweifelten Unternehmen am Rande des Konkurses.
Die Sache will sich aber nicht so einfach in Luft auflösen, wie IBM und die Linux-Gemeinde hofften. Einige Experten glauben inzwischen, dass SCO durchaus juristische Argumente auf seiner Seite hat.
Freitag der 13.
Nun hat SCO die juristische Schraube nochmals kräftig angezogen. Anlässlich der ursprünglichen Klage hatte SCO – auf Umwegen an einige Unix-Rechte gekommen –
IBM eine 100-Tage-Frist eingeräumt, um im Rechtsstreit einen Vergleich einzugehen.
Die Frist ging am Freitag, den 13. Juni zu Ende und am Montag darauf zog SCO die Unix-Lizenz tatsächlich zurück. Das von SCO angerufene Gericht in Utah soll es IBM nun verbieten, seine Unix-Variante AIX weiter zu verbreiten. «Heute ist AIX eine nicht authorisierte Variante von Unix System V (dessen Rechte SCO besitzt), und von heute an benutzen die Anwender AIX, ohne dafür eine legale Basis zu haben», sagte einer der Anwälte SCOs.
Die potentiellen Auswirkungen wären für IBM wesentlich übler als die verlangte Schadensersatzsumme, die SCO auf über 3 Mrd. Dollar erhöht hat: Betroffen sein könnten nicht nur die in der Klage erwähnten Intellistation-Workstations sowie die RS/6000 und pSeries-Server.
Dass SCO die iSeries und zSeries (noch) nicht aufgeführt habe – meinen Analysten – zeige nur, dass die SCO-Anwälte keine Ahnung von IBMs Server-Business hätten. IBM seinerseits stellt sich auf den Standpunkt, dass es nichts zurückzuziehen gebe: Die Lizenz sei «unwiderrufbar, für immer und voll bezahlt.»
Und die Realität?
Obwohl SCO vor Gericht sogar Recht bekommen könnte – so viele US-Experten – erwartet kaum jemand, dass ein Gericht wirklich den AIX-Vertrieb verbieten könnte. Die wirtschaftlichen Auswirkungen wären viel zu gross und das Verbot ausserhalb der USA kaum durchsetzbar.
Welche Strafe dann aber
IBM in der Realität auferlegt werden könnte, darüber wagt, angesichts der notorischen Unberechenbarkeit der IS-Gerichte, kaum jemand eine Prognose.
Schon von Anfang an stand ja die These im Raum, dass SCO die Klage nur angestrengt habe, um von Big Blue übernommen zu werden. Inzwischen ist eines fast sicher: IBM wird, wenn der Fall weitergezogen wird, wesentlich mehr Geld für Anwälte und Gegen-PR ausgeben müssen, als eine Übernahme von SCO kosten würde. Wie Big Blue das allerdings ohne Gesichtsverlust durchziehen könnte, ist eine andere Frage. (hjm)
Linux gewinnt in Europa Boden
Gemäss jüngsten Schätzungen wird Linux den westeuropäischen Markt über die nächsten vier Jahre im Sturm erobern. Für das laufende Jahr rechnet IDC mit einem Umsatz von 621 Mio. Dollar und einem Absatz von 162’000 Serversystemen. Binnen vier Jahren soll der Umsatz auf 1,9 Mrd. hochschnellen und die Stückzahl sich mehr als verdoppeln. Für den Desktop-Bereich rechnen die Marktforscher ebenfalls mit Wachstum. 15,5% der Firmen evaluieren die Migration der Arbeitsplätze auf das Open-Source-Betriebssystem.