Die IT-Industrie hat den Umweltschutz entdeckt. Nicht freiwillig, sondern weil die Debatte um die Ursache der Erderwärmung und der damit verbundenen Klimaveränderung mittlerweile von Europa in die USA übergeschwappt und aus den Universitätsstuben und Versammlungslokalen von grünen Politikern in die Öffentlichkeit hinausgetragen wurde. Aufgrund der wachsenden Besorgnis der Menschen ist in den westlichen Regierungen das Thema zur Chefsache geworden.
Wer sich entgegen dem Wunsch der Mehrheit verhält, ist suspekt und wird gemieden, egal, was er tut. Wer will das schon? Am wenigsten Politiker und schon gar nicht Industrie-Unternehmen. Es ist also kein Wunder, dass diese nach wiederholtem weltweitem Erheben des Zeigefingers von Umweltorganisationen auf IT-Hersteller regagieren und darum bemüht sind, ihre Kunden zu beruhigen.
Als
Apple von Greenpeace kürzlich wegen der umweltfeindlichen Herstellungsverfahren ins Gebet genommen wurde, gelobte Steve Jobs schnurstracks Besserung. Dasselbe ist früher schon
Lenovo passiert. Der chinesische Hersteller ging in sich und wurde tatsächlich dieses Jahr von Greenpeace für seine besonders umweltfreundliche Herstellungs- und Beschaffungspolitik gelobt.
Eben wurde von
Intel und
Google zusammen mit diversen weiteren IT-Konzernen (Microsoft,
IBM, Lenovo etc.) eine Klima-Initiative gegründet. Die Unternehmen geloben, Energie zu sparen, um die Emission von Treibhausgasen zu verringern. Ich behaupte: Das Thema Energiesparen (z.?B. in Rechenzentren) ist schon lange ein Thema. Nachdem aber das Verkaufsargument, durch energiesparende Computer auch erheblich Kosten sparen zu können, im Markt nicht gegriffen hat (und zwar ganz einfach deshalb, weil in den IT-Abteilungen niemand für Energieausgaben zuständig ist), versuchen es die Marketingabteilungen der IT-Firmen jetzt mit dem Umweltschutz. Energiesparen ist aber auch ganz einfach deshalb ein Thema, weil auf den Wolkenkratzern in den US-Städten schlicht kein Platz mehr für Entlüftungssysteme ist. Kein Witz.
Markus Häfliger
Chefredaktor