Im vergangenen Jahr wurden in der Schweiz 3,9 Prozent mehr PCs und Notebooks verkauft als im Vorjahr. Der Umsatz allerdings sank um 9,3 Prozent auf 1,779 Milliarden Franken. Das sind die Hauptfakten aus dem Marktreport zum nationalen PC-Markt 2009, dem «Weissbuch 2010», das Robert Weiss Anfang Februar präsentierte.
Die Gründe für den Umsatzrückgang sind laut Marktforscher und Berater Weiss die weiterhin stark fallenden Preise, die ihrerseits auch geringe Margen für die Hersteller, den Fachhandel und die Distributoren bedeuten.
Mehr als ein PC pro Haushalt
In der Schweiz gab es per Ende 2009 insgesamt 7,7 Millionen installierte PCs. Rund 4,1 Millionen davon sind Arbeitsgeräte, die restlichen zirka 3,6 Millionen werden privat genutzt. Das macht rund 1,2 PCs pro Haushalt oder 1,5 PCs pro Erwerbstätigen.
Was auffällt: Im Vergleich zu den Vorjahren werden sowohl in Unternehmen als auch zu Hause immer weniger Desktop-PCs eingesetzt. Der Trend geht ganz klar in Richtung mobiler Geräte. Insgesamt waren Ende 2009 29,7 Prozent mehr mobile Home- und 7,2 Prozent mehr mobile Business-Geräte installiert als noch 2008. Auch ein Blick auf die Stückzahlen für das Jahr 2009 zeigt dieses Bild: Von 1,787 Millionen total verkauften PCs waren 1,155 Millionen mobile Geräte. Das entspricht einem Zuwachs von 16,2 Prozent. Grund dafür sind die Netbooks, die sich einer äusserst grossen Beliebtheit erfreuten. Demgegenüber wurden im letzten Jahr 12,7 Prozent weniger Desktop-Geräte verkauft. Mehr zum immer wichtiger werdenden Mobile-Marktsegment erfahren Sie im Artikel auf der übernächsten Seite.
Preise sinken weiter steil
Wie eingangs erwähnt, konnten die Hersteller im letzten Jahr 3,9 Prozent mehr PCs verkaufen als 2008. Das Wachstum ist deutlich abgeflacht, wie ein Blick auf den letzten Report von Röbi Weiss, das Weissbuch 2009, zeigt: 2008 wurden im Vorjahresvergleich nämlich noch 15,1 Prozent mehr PCs abgesetzt.
Deutliche Unterschiede erkennt man auch beim Vergleich der Umsatzzahlen. Bereits 2008 musste – trotz tollem Stückzahlenzuwachs – ein Umsatzrückgang von 1,9 Prozent auf 1,962 Milliarden Franken bilanziert werden. 2009 liegt das Minus nun bei 9,3 Prozent und der Gesamtumsatz neu noch bei 1,779 Millionen Franken.
Die Umsätze sind durchs Band gesunken, sowohl in den Bereichen Desktop (–17,3%), Mobile (–4,2%) und Server (–12,2%). Auch beim Umfeld (–19,5%), bei den Druckern (–12,2%) und den Displays (–7,1%) sieht es nicht besser aus. Der totale PC-Markt verzeichnete im letzten Jahr einen Einnahmerückgang von rund 580 Millionen Franken.
Diese Ergebnisse zeigen: Die Preise stecken weiter in einem steilen Sinkflug. Um durchschnittlich 12,7 Prozent gingen sie im letzten Jahr zurück. Ein Business-Notebook kostete im Schnitt noch 1243 Franken (2008: Fr. 1398.–), ein Home-Notebook gar nur noch 875 Franken (Fr. 1036.–). Auch die Desktop-Computer wurden günstiger, mit durchschnittlich
5 Prozent allerdings deutlich weniger als die mobilen Geräte.
Einfluss von Krise und Windows 7
Um die einzigen positiven Umsatzzahlen zu finden, muss man im Weissbuch 2010 gut suchen. Im Bereich Mobile PCs für Home-User wird man fündig. Dieses Segment legte umsatzmässig um satte 24,9 Prozent zu, stückzahlenmässig waren es sogar 47,9 Prozent. Das führt dazu, dass der gesamte Home-Bereich punkto Umsatz um 17 Prozent zulegen konnte. Demgegenüber weist der Business-Bereich ein Minus von 27 Prozent auf. Auch bezogen auf die Stückzahlen ist der Business-Markt stark am Schrumpfen, und zwar um ein Fünftel (–20%).
Wie ist dieser markante Rückgang zustande gekommen? Noch 2008 legte der Business-Markt stückzahlenmässig nämlich um 13 Prozent zu und konnte den Umsatz halten. «Unternehmen investierten im letzten Jahr sehr konservativ in IT-Produkte», weiss Robert Weiss. Einerseits könne man die Wirtschaftskrise dafür verantwortlich machen, andererseits sei aber auch ein Zögern beim Wechsel auf das neue Microsoft-Betriebssystem Windows 7 festzustellen. «Der Einfluss auf Erneuerung der Desktop- und mobilen Arbeitsplätze macht sich erst gegen Ende dieses Jahres in den Investitionen bemerkbar», erklärt Weiss und ergänzt: «Der grosse Boom wird dann 2011 erwartet.»
Während Windows 7 in Unternehmen laut Robert Weiss also noch nicht angekommen ist, so ist es laut ihm im Home-Segment bereits ein Renner: «Der Windows-7-Effekt kam hier sehr schnell zum Tragen.» Weiter haben laut dem Marktforscher – neben dem Aufkommen der Netbooks – neue, energiesparendere und leistungsfähigere Prozessoren zur Kaufeuphorie beigetragen.
Dell und Fujitsu lassen Federn
Kommen wir zu den Herstellern. Unangefochtener Leader im Schweizer PC-Markt ist auch 2009, wie könnte es anders sein,
HP. Der Branchenprimus konnte seinen Marktanteil 2009 mit 35,9 Prozent sogar noch ausbauen (2008: 30,7%) und hat insgesamt 642’000 PCs verkauft, 259’000 Desktops und 383’000 Net- bzw. Notebooks. Mehr als jeder dritte in der Schweiz verkaufte PC stammt also von
HP.
HP ist nur in einem Marktsegment nicht führend, bei den Netbooks. Dort musste man
Acer den Vortritt lassen. Der taiwanesische Hersteller konnte vom grossen Netbook- und Mobile-Boom profitieren und liegt neu mit einem Marktanteil von 16,3 Prozent auf Platz zwei im PC-Markt Schweiz.
Regelrecht abgestürzt ist Dell. Bereits das vierte Jahr hintereinander büsste der PC-Hersteller 2009 Marktanteile ein. Neu kommt Dell auf 9,5 Prozent Anteil (2008: 14,2%), was nur noch zum vierten Platz reicht. 2008 konnte man sich noch knapp auf dem zweiten Platz halten. Insgesamt hat Dell 2009 in der Schweiz 170’000 PCs verkauft, 30,5 Prozent weniger als vor einem Jahr.
Wenn es Dell nicht mehr auf das Podest geschafft hat, wer liegt dann auf dem dritten Platz?
Apple. 211’000 Geräte haben Steve Jobs und Co. 2009 in der Schweiz verkauft. Das entspricht einem Marktanteil von 11,8 Prozent (2008: 9,9%). Auf Platz fünf folgt
Lenovo (Marktanteil: 5,7%), vor
Toshiba (4,3%),
Asus (4,0%) und
Sony (2,2%).
Auf dem neunten Platz liegt einer der weiteren grossen Verlierer neben
Dell,
Fujitsu Siemens Computers (2,2%), mit 47,2 Prozent weniger verkauften Geräten im 2009. Die Erklärung dafür ist einfach: Fujitsu hat nach dem Ausscheiden von Siemens seinen Fokus neu gelegt und sich unterdessen sogar ganz aus dem Home-Geschäft verabschiedet. Auf dem zehnten Platz liegt
Steg Computer (2,1%), der grösste Schweizer Assemblierer.
Erobert Acer den Home-Markt?
Wie bereits erwähnt, dominiert HP praktisch den gesamten Markt. Bei den Desktops beträgt der Marktanteil 41 Prozent, im Business-Markt 44,3 Prozent, im Mobile-Segment 33,2 Prozent und im Home-Markt 29,6 Prozent.
Im letztgenannten Markt hat HP am meisten Konkurrenz.
Acer, das den Netbook-Markt dominiert (mehr dazu auf der folgenden Seite), liegt mit einem Anteil von 24,7 Prozent nur noch knapp hinter
HP. «Im laufenden Jahr könnte Acer durchaus die Stellung von HP als Leader im gesamten Home-Segment angreifen», glaubt Robert Weiss.
Leichtes Wachstum 2010
So weit zum Schweizer PC-Markt 2009. Natürlich enthält das aktuelle 21. Weissbuch auch einige Prognosen für das laufende Jahr 2010. Die sind optimistisch. Laut Marktforscher Robert Weiss werden 2010 15,3 Prozent mehr PCs verkauft, 2,06 Millionen Stück insgesamt. Der Desktop-Bereich soll wieder wachsen, um 2,8 Prozent. Und sogar 22,1 Prozent mehr mobile Systeme sollen abgesetzt werden.
Die PC-Preise werden gemäss Weiss auch im laufenden Jahr wieder deutlich sinken, nämlich im Durchschnitt um 10,4 Prozent. Ausser beim mobilen Business-Gerät wird der Durchschnittspreis aller anderen PCs unter 1000 Franken liegen.
Trotz dem erneuten Fallen der Preise soll der Umsatz, nach den Rückgängen 2008 und 2009, wieder leicht ansteigen, um 3,2 Prozent auf 1,837 Milliarden Franken. Nur leicht schrumpfen oder gleich bleiben wird der Business-Markt, deutlich zulegen können soll erneut der Home-Markt.
iPad, Smartphones & Co.
2010 könnte das Jahr der Multitouch-Tablets werden. Marktforscher Robert Weiss wird sich in den kommenden Monaten also fragen müssen: Sind iPad,
HP Slate & Co. auch PCs? Weiss geht sogar noch weiter und stellt die Frage in den Raum, ob man in Zukunft vielleicht sogar die Smartphones zum PC-Markt zählen müsse.
Man darf gespannt sein, wie sich die beiden grossen IT-Marktforscher IDC und Gartner entscheiden. Warten wir also auf die ersten Quartalszahlen nach dem iPad-Launch.