WAP-Internet: Die grosse Konfusion der Marktforscher

11. April 2000

     

WAP, der drahtlose Zugriff aufs Web via Handy, teilt die Marktforscher:

– IDC sieht in einer neuen IDC-Studie schon Ende 2002 mehr User kabellos auf das Internet zugreifen als per Festnetzverbindung. Denn 1999 habe im mobilen Internet-Markt zwei zwei wichtige Entwicklungen gebracht: Microsofts Support für das WAP-Protokoll (Betritt zum WAP-Forum) und Portale, die spezifisch für Wireless Devices gebaut wurden.


Das grösste Hindernis sei nun die fehlende Information beim User: WAP sei in Realität nämlich nicht Downloaden von Webseiten aufs Handy, sondern bestehe aus speziell aufbereiteten News-Services und Ankündigungen sowie E-Mail. Die grössten Marktchancen hätten deshalb Services wie Ticket-Reservation oder lokales Shopping.


– Wesentlich skeptischer sind die Marktforscher der englischen Ovum, die davor warnen, einfach aus der Zahl der Handy-User auf künftigen mobilen E-Commerce zu schliessen. Bisher würden mobile E-Commerce-Services vor allem von den Hardware-Anbietern und den Journalisten gepusht – mit der "coolen Technologie" als Hauptargument –, während das Thema den Consumer noch kaum interessiere.

Die Gründe für die Zurückhaltung: Fehlende Sicherheit (WAP bietet keine End-to-End-Security), zuwenig Bandbreite, zuwenig wirklich guter Content und wenig attraktive Terminals (viel zu kleine Bildschirme in den Handies). Deshalb werde es auch viel länger dauern bis zum mobilen Shopping in grossem Stil. Allenfalls werde WAP ab 2002 in Europa ein gewisser Erfolg, wo es mit GSM einen einheitlichen Mobil-Markt gebe. In den USA mit ihren vorerst drei konkurrierenden Mobil-Technologien bleibe der Internet-Zugriff über (billige) feste Leitungen noch lange dominant.


– WAP-Experte Marc von Ah bringt die Vorbehalte gegen WAP im neuesten "PC Guide" auf den Punkt: "WAP, das heisst simple Textseiten ohne Formatierung, mehr schlecht als recht lesbar auf kleinen Displays, mit Links als mehr oder weniger einziger Interaktivität... Da wartet man doch lieber auf die Geräte der nächsten oder übernächsten Generation."

Diese neuen WAP-Handies sollen nicht nur grössere Bildschirme bringen, sondern vor allem die Unterstützung der neuesten Übertragungsstandards wie GPRS und UMTS. "Kann man erst mal mit x-facher ISDN-Speed mobil surfen, sehen WAP und WML aber sofort alt aus." Spätestens in zwei Jahren werde sich daher auch XHTML als neue Standardsprache für mobile Geräte durchsetzen.

Dass die drei heute angebotenen WAP-Handies kaum erhältlich sind – und auch für die Nachfolgemodelle bereits wieder Engpässe angekündigt sind –, ist pure Absicht, meint von Ah: "Denn eigentlich hat kein Mensch auf WAP gewartet, die Killeranwendung gibt es bisher nicht, und die baldige Einführung der neuen Telefoniestandards erhöht die Gefahr, dass man am Schluss auf den Geräten sitzenbleibt." (mvb)


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