Finnova und Avaloq: Modern ist anders

13. November 2006

     

Premium-Abonnenten von IT Reseller wissen es bereits: Standardsoftware für das Core-Banking steht zur Zeit hoch im Kurs. Bei Finnova hat die Zahl der Referenzkunden innerhalb der letzten Monate von 3 auf 22 Banken zugenommen. Avaloq zählt aktuell 20 Verträge und ist in Verhandlung mit drei Raiffeisen-Banken. Die Migration auf eine neue Plattform beansprucht typischerweise gut und gerne drei Jahre. Deshalb stellt sich die Frage, wie modern eine solche Software nach der Inbetriebnahme überhaupt noch ist.

"Meiner Ansicht nach befinden sich die beiden Produkte von der Entwicklung her auf einer ähnlichen Stufe", sagt Patrick Burkhalter, Geschäftsführer der Zürcher Softwareschmiede Ergon Informatik. Finnova habe schon mehr mit Java gemacht, während Avaloq in der Branche noch eher der Ruf eines proprietären Systems anhafte: "Natürlich macht die Technologie immer Schritte nach vorne. Klar ist deshalb, dass man einiges anders machte, würde man mit dem Bau heute auf der grünen Wiese beginnen."


Ähnlich nimmt Andrej Vckovski, der Geschäftsführer des Schweizer Software-Engineering-Spezialisten Netcetera, Stellung: "Beide Systeme waren vor einigen Jahren in gewissen Aspekten sehr innovativ. Das Problem von Avaloq besteht meiner Meinung nach im frühen Erfolg. Man ist irgendwie gefangen in den ausgelieferten Versionen und kann sich über die kommenden Jahre grössere Umstellungen schlicht nicht mehr erlauben", so Vckovski.

Zudem könne die Migration der Daten von einer alten auf eine neue Version komplex sein. "Technisch gesehen ist das Konzept von Avaloq mit der Datenbank im Zentrum etwas ausgeufert. Dies führt dazu, dass das System nicht besonders modular ist", kritisiert Vckovski. Finnova und Avaloq würden aber bestimmt an Verbesserungen arbeiten, auch hinsichtlich SOA (Service Oriented Architecture): "Natürlich ist man mit der Aufnahme von neuen Trends aber limitiert, wenn die Systeme schon in Produktion sind."

Finnova-Chef Charlie Matter hält fest, dass die Software seiner Firma durchaus modular aufgebaut sei und das Aufbrechen und Herausnehmen einzelner Geschäftsprozesse erlaube. Seitens Avaloq heisst es auf Anfrage, dass man dabei sei, die Modernisierung voranzutreiben. Ein Integrationsserver, der auch SOA-Aspekte beinhalte, werde als neuer Layer eingeführt. So bewegen sich die Core-Banking-Lösungen zumindest schrittweise in Richtung Zukunft. Und die heisst: Web Services. (bor/map)


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