Auch wenn Thomas
Baggenstos, Geschäftsführer des IT-Dienstleisters Baggenstos IT Services and Solutions, seine gesamte berufliche Karriere einem einzigen Unternehmen gewidmet hat: Langweilig wurde es ihm dabei nie. «Die Firma Baggenstos hat sich in ihrer Geschichte ein paar Mal neu erfunden. Als ich in das von meinem Vater gegründete Unternehmen eingestiegen bin, fand zum Beispiel gerade der Wechsel von Schreibmaschinen zu PCs statt. Später erfolgte der Wandel vom Handels- zum Dienstleistungsgeschäft. Und jetzt wird es immer wichtiger, neben den rein systemtechnischen auch die betriebswirtschaftlichen Anforderungen der Kunden umfassend zu verstehen und abzudecken», führt der heute 55-Jährige aus. Er sei immer wieder vor Herausforderungen gestellt worden. Und wenn es für eine Weile zu ruhig gewesen sei, habe er selbst für etwas Aufregung in seinem Leben gesorgt, fügt Baggenstos schmunzelnd an. In diese Kategorie fällt etwa sein Anbandeln mit Smart in den 90er-Jahren.
Smart suchte dazumal Lizenz- und Franchise-Nehmer für die Schweiz. Baggenstos war daran interessiert, «ich wollte aber nicht alleine in das Auto-Business einsteigen». Ein Freund brachte ihn deshalb mit Kenny Eichenberger von Kenny’s Auto-Center in Wettingen zusammen. «Nur wenig später haben wir Land in Wallisellen gekauft und den Smart Tower gebaut», erinnert sich der begeisterte Ausdauersportler. Und er ergänzt: «Für mich ist die Tätigkeit als Investor und Verwaltungsrat beim Smart Center eine Bereicherung und eine Abwechslung zur IT-Welt. Die Autobranche ist sehr interessant, das Geschäft ist viel emotionaler.» Sich selbst bezeichnet der zweifache Vater aber nicht als Automenschen – «seit ich in der Stadt Zürich wohne, habe ich kein eigenes Auto mehr.»
Der Weg in den Familienbetrieb
Der berufliche Weg von Thomas Baggenstos war unter anderem aufgrund des frühen Todes seines Vaters bis zu einem gewissen Grad vorgezeichnet. Nach dem Ableben des Vaters erbte der 19-jährige Ökonomie-Student den Familienbetrieb und wurde zum Verwaltungsratspräsidenten. «Wir hatten aber einen Geschäftsführer, der das Unternehmen geleitet hat. Ich musste mich also nicht so fest reinhängen», erinnert er sich. Nach dem Studium, bei welchem er erstmals mit Informatik in Berührung gekommen war, wurde er Assistent am Institut für Informatik der Universität Zürich. «Das war eine gute Zeit. Ich habe programmieren gelernt, mich um den Systembetrieb gekümmert und Vorträge gehalten», so
Baggenstos.
Weil er aber eine Dissertation schreiben wollte und ihm dazu als Assistent die Zeit fehlte, verliess er das Institut nach zwei Jahren wieder. «Ich wollte halbtags in der Firma arbeiten und den Rest der Zeit für meine Dissertation aufwenden, so der Plan. Schliesslich habe ich mich aber genau drei Wochen mit der Diss beschäftigt, dann habe ich gemerkt, dass mich das gar nicht so reizt und mir vor allem nichts bringt.» Ab diesem Moment kümmerte er sich im Unternehmen zu hundert Prozent um die Einführung von PCs. «Mein Einstieg in die Firma war durch das Aufkommen der PCs einfach, weil ich der einzige war, der sich damit befasste.»
Mehr Zeit für Reisen und Sport
Den Einstieg in das Unternehmen hat Baggenstos nie bereut: «Ich habe es nicht als Belastung empfunden. Mich haben die Themen Wirtschaft und Informatik schon immer interessiert, wieso hätte ich also nicht den Familienbetrieb übernehmen sollen?» Er möchte die Geschicke des Betriebs aber dennoch nicht mehr bis ins Alter von 65 Jahren lenken. Deshalb gibt der 55-Jährige auf Anfang 2013 die operative Leitung von Baggenstos ab. In seine Fusstapfen treten wird Michael Kistler, der im Rahmen der Übernahme von Netcommunications vor vier Jahren zum Unternehmen gestossen ist. «Es ist aber nicht so, dass ich dann golfen oder gärtnern gehe. Ich werde mich künftig vermehrt um strategische Angelegenheiten und das Marketing kümmern. Aber ich gebe die operative Verantwortung ab und freue mich darauf, nicht mehr jeden Tag um 8 Uhr zur Arbeit erscheinen zu müssen», betont
Baggenstos. Die dadurch gewonnene Freizeit will der zweifache Familienvater, der begeistert an Triathlons und Gigathlons teilnimmt, vermehrt mit Reisen und Sport verbringen: «Ich bin schon viel gereist. Südamerika und Kanada faszinieren mich. Aber auch Neuseeland und gewisse Teile Asiens reizen mich». Ausserdem steht noch eine Alpenüberquerung mit dem Mountainbike auf dem Programm, und er träumt von einem Bikerennen in Australien.
Erfolgreich dem Markt angepasst
Rückblickend auf seine Karriere ist der 55-Jährige stolz darauf, dass er die Firma erfolgreich durch alle Wechsel gebracht hat. «Ich durfte am 25-Jahr-Jubiläum von Also einen Vortrag halten, weil Baggenstos laut Also-Chef Marc Schnyder das einzige Unternehmen ist, das seit Anfang an auf der Kundenliste von Also steht – immer unter demselben Management und unter demselben Namen», freut sich
Baggenstos. Besonders stolz machen ihn aber auch seine Kinder und sein gutes Verhältnis zu ihnen: «Meine Tochter reist aktuell in der Welt herum und meinte kürzlich zu mir, dass sie sich überall sicher fühle, weil sie wisse, dass ich ihr bei Problemen immer helfen werde. Es ist schön, wenn das eigene Kind so etwas sagt.»
Thomas Baggenstos
Thomas
Baggenstos, Jahrgang 1957, ist in Herrliberg als Einzelkind aufgewachsen. Als er 18 Jahre alt war, starb sein Vater, der Gründer der Firma Baggenstos. Nach seinem Ökonomie-Studium an der Universität Zürich war Baggenstos während zwei Jahren als Assistent am Institut für Informatik der Uni Zürich tätig, bevor er zu Baggenstos wechselte, wo er seine gesamte bisherige berufliche Laufbahn verbrachte. Nebst dem Reisen gehört der Sport zu seinem grössten Hobby: «Ich mache viel Ausdauersport, sei es Biken, Rennen, Langlauf, Triathlon oder Gigathlon.» Der 55-Jährige ist geschieden und Vater von einem Mädchen (19) und einem Jungen (21).
(abr)