Unsichere Zukunft von Deep
Quelle: Deep

Unsichere Zukunft von Deep

Nach der Übernahme von Telecom Liechtenstein wird Deep wohl ebenfalls verkauft. Die Frage ist, ob als Ganzes oder zerstückelt.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2012/10

     

Swisscom will 75 Prozent von Tele­com Liechtenstein (TLI) übernehmen und hat mit dem Tele­kom-Unternehmen aus dem Ländle eine entsprechende Absichtserklärung unterschrieben. Ge­plant ist, das Telekommunikations-Geschäft sowie die heute noch bei den liechtensteinischen Kraft­werken angesiedelte Telekom-Infrastruktur zu übernehmen und ins Schweizer Geschäft zu integrieren.
Explizit ausgeschlossen vom
Deal ist allerdings Deep, die 100-prozentige Schweizer Tochter von TLI. Dass Deep ebenfalls von Swisscom übernommen wird, sei allein aus wettbewerbstechnischen Gründen schon kein Thema, erklärt Deep-Gründer und CEO Ivo Frei gegenüber «Swiss IT Reseller». Er gehe deshalb davon aus, dass Deep vorerst wohl an das Land Liechtenstein gehen wird. Was der Staat dann mit
Deep mache, könne er im Moment aber noch nicht voraussehen.

Verkauf wahrscheinlich

Allerdings geht Frei nicht von einem langfristigen Verbleib beim Staat aus, sondern rechnet mit einem Verkauf. Die Frage, die sich dann stelle, sei die, ob Deep als Ganzes verkauft oder in Einzel­teilen abgestossen werde. Frei: «Es gibt viele Firmen, die an einzelnen Bereichen von Deep Interesse hätten. So bin ich mir sicher, dass zahlreiche Provider nur zu gern unsere Breitband-Kunden und Hoster unsere Hosting-Kunden übernehmen würden. Allerdings würde es mir weh machen, wenn Deep so zerstückelt würde.» Er hoffe deshalb, dass – wenn
Deep verkauft werden soll – die Firma als Ganzes angeboten werde. «In diesem Fall würde mich die Summe, die für Deep verlangt wird, dann sicher interessieren», erklärt Frei, «und ich würde ein Angebot platzieren, sollte es zum Verkauf kommen.»
Er kenne das Unternehmen in- und auswendig und wisse, was es wert und wozu es fähig sei. «Aber schlussendlich ist es das Deep-Team, das mir am Herzen liegt. Dafür werde ich nochmals kämpfen.» Dass sein Angebot aber angenommen würde, sei fraglich, da viele Interessenten vorhanden sein dürften. Ob in diesem Falle auch die Arbeitsplätze in Chur verbleiben, sei nicht sicher, gibt Frei zu bedenken.

Weiter wie gehabt

Bezüglich der Endkunden erklärt Frei, dass vorerst alles wie gehabt weitergehen wird. Deep bietet in der Schweiz primär zwei Telcom-Dienstleistungen an, die von TLI erbracht werden: Zum ersten eine Virtual-PBX-Lösung, zum zweiten Fibre to the Home (FTTH) in Bern. Dass diese TLI-Produkte nicht weiter in der jetzigen Form angeboten werden können, wenn das Mutterhaus an Swisscom gehe, sei sicher möglich, so Frei. «Aber ich bin sicher, dass wir hier eine Lösung finden, eventuell auch in Zusammenarbeit mit Swisscom.» Er könne den Kunden versprechen, dass bis auf weiteres alles wie gehabt weiterläuft, und dass man informieren wird, sobald man mehr weiss. «Bis März 2013 wird es aber keine Veränderung an den Produkten geben.» Zudem sei die Situation für Deep nicht kritisch, weil besagte Produkte nur rund 5 Prozent des Gesamtumsatzes ausmachen.
Was für die Endkunden gilt, gilt überdies auch für die Partner von Deep. Das Reselling-Programm umfasse dieselben Produkte, die auch an Endkunden verkauft würden – entsprechend ändere für die Partner genauso wenig oder so viel wie für die Endkunden.
Bevor aber überhaupt etwas ändert, muss das Liechtensteiner Parlament über die für die Übernahme notwendigen gesetzlichen Anpassungen entscheiden. Dies soll gegen Ende Jahr geschehen. Das Geschäft werde nun eingehend geprüft und anschliessend werden die Übernahmeverträge ausgehandelt. Sind sich beide Seiten einig, sollen die Verträge bis Ende 2012 unterzeichnet werden.

Kurzer Ausflug in die Schweiz

Telecom Liechtenstein (TLI) wollte 2008 auch in die Schweiz expandieren und eröffnete im Mai 2010 hierzulande sogar eine Niederlassung. Man wollte sich damals vor allem auf den Businesskundenmarkt stürzen. Per Anfang 2011 übernahm Telecom Liechtenstein das Churer Unternehmen Deep, um die Geschäftsentwicklung in der Schweiz weiter voranzutreiben. Ende 2011 wurde dann bekannt, dass TLI und Deep fusionieren, womit Telecom Liechtenstein faktisch aus dem Schweizer Geschäft verschwunden ist. Einzelne Kunden, die TLI in der Schweiz bis damals gewonnen hatte, gingen nach der Fusion ans Mutterhaus zurück und werden nun an Swisscom gehen, der (kleine) Rest landete bei Deep. (mw)


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