CE China: Wenn eine europäische Messe nach Asien expandiert
Quelle: Messe Berlin

CE China: Wenn eine europäische Messe nach Asien expandiert

Mit der CE China will die Messe Berlin den chinesischen Markt mit ihrem IFA-Konzept erobern. Direktor Jens Heithecker verrät die Strategie dahinter im Interview.
17. Mai 2016

     

Die IFA-Macher wagten mit ihrem Konzept aus Berlin den Schritt nach Asien: Vom 20. bis 22. April 2016 fand erstmals die CE China in Shenzhen statt. "Swiss IT Reseller" hat bei Jens Heithecker, Direktor Messe Berlin, nachgehakt.

Swiss IT Reseller: Wie kommt man auf die Idee, als Messe Berlin nach China zu expandieren?
Jens Heithecker: Wir reisen seit Jahren nach China, um dort kleinere und grössere Aussteller zu betreuen. Deshalb sind wir mit dem chinesischen Markt vertraut. Mit der CE China wollen wir unsere langjährige Expertise im Bereich Consumer Electronics, aber auch unser Messe-Know-how in den chinesischen und asiatischen Markt einbringen. Wir sind überzeugt, dass das IFA-Konzept auch im Ausland wettbewerbsfähig ist. Deswegen sind uns besonders prosperierende Märkte so wichtig.


Wie sieht Ihr Konzept aus?
Das Interesse der wachsenden Mittelschicht in China an neuen Marken, an Nischenmarken sowie an Qualitäts- und Designprodukten wächst. Ausserdem ist der Handel im Vergleich zu anderen Schwellenländern gut entwickelt. Unsere Idee war es, Industrie, Konsumenten und Handel zusammenzuführen – eine Kombination, die die IFA seit Jahren erfolgreich forciert.

In der Region gibt es bereits zahlreiche Messen rund ums Thema Elektronik. Warum braucht es die CE China überhaupt?
Es gibt in China zwei Arten von Messen. Zum einen die Export-orientierte Messe, wo es darum geht, für die einheimische Industrie eine Exportplattform aufzubauen und möglichst viele internationale Einkäufer zur Messe zu holen. Das andere ist die eher Technologie- und Politik-orientierte Messe, wo es darum geht, Wirtschaftsförderung für einzelne Standorte in China zu organisieren. Als IFA haben wir uns bewusst dafür entscheiden, eine Messe für den chinesischen Markt aufzubauen, die dem lokalen Markt in allererster Linie Consumer Electronics zugängig machen will und insbesondere Innovationen fördern möchte. Dabei spielt es keine Rolle, woher diese Marken kommen, ob das chinesische, europäische, amerikanische oder japanische Technologieunternehmen sind. Bei globalisierten Brands macht es keinen Sinn zu fragen, wo sie herkommen, sondern eher: Wie erreichen die Händler die Konsumenten auf effektive Art und Weise.
Wie lautet Ihr Fazit nach diesem ersten Versuch im April?
Wir blicken auf eine aussergewöhnlich erfolgreiche Premiere der CE China zurück. Unsere Aussteller und unsere Partner, ob aus China oder dem Ausland, sind von diesem Auftakt insbesondere angesichts der überwältigenden Medienresonanz begeistert. Wir blicken mit grossem Optimismus auf das nächste Jahr und bauen darauf, gemeinsam mit unseren Partnern wie der Regierung von Shenzhen diesen Erfolg in einer Wachstumsmesse verstetigen zu können.

Ein festes Datum steht aber noch nicht.
Nein, wir sind in Gesprächen mit der Regierung. Derzeit stellt uns das sehr gut ausgelastete dortige Gelände vor die Herausforderung ein optimales Datum zu finden. Eine Messe wird auf jeden Fall stattfinden und wir hoffen, dass wir in Shenzhen den richtigen Termin finden. Wie Christian Göke, CEO Messe Berlin, während der Pressekonferenzen in Hongkong sagte: "Wir sind hier, um zu bleiben."


Welche Herausforderungen wollen bis dahin noch gemeistert werden?
Wie bei der IFA, sind starke Partner der Schlüssel zur Erfolgsgeschichte - deshalb werden wir unser Bestes tun, unsere bestehenden Kooperationen mit der Industrie und dem Handel weiter zu stärken. Und bei der Terminfindung müssen wir auch die lokalen Niederlassungen internationaler Marken erreichen, das ist nicht einfach. Zum Beispiel entscheidet bei Sony nicht das Sony Headquarter in Tokio über die Teilnahme an der Messe, sondern Sony China. Mit ihnen müssen wir natürlich in Kontakt sein, sie überzeugen und für sie den Markt entsprechend entwickeln. Das dritte ist natürlich, dass wir der einen oder anderen chinesischen Technologiemarke die nötigen Argumente liefern. Wir wollen sie dafür gewinnen in ihrer Heimatregion auszustellen und hier die Messe für China, für Asien mitaufzubauen. Denn am Ende kann ich keine Markenmesse etablieren ohne die entscheidenden Markenhersteller. Das ist ein Zirkelprozess, in der Hoffnung, dass man sich Stück für Stück emporschraubt mit jedem Partner, den man neu überzeugt.

Welche Partner hätten Sie gern noch dabei?
Da gibt es viele. Natürlich würden wir uns aus der Region noch Huawei oder TCL wünschen.

Die Unterstützung der chinesischen Regierung hatten Sie dieses Jahr – wie haben Sie das angestellt?
Durch viele Gespräche. Das schwierigste ist, die Idee vorzustellen. Nach dem Motto: Wir wollen eine neue Messe und versprechen, viele Partner mitzubringen. Für eine Stadtregierung ist es immer schwer zu bewerten, wer da mit welchem Hintergrund kommt. Wir haben aber nicht nur mit der Messe Berlin und der weltweit grössten Messe für Consumer Electronics, der IFA, den Beweis antreten können, dass wir erfolgreich in diesem Gebiet arbeiten können. Wir haben auch glaubhaft gemacht, dass wir das Netzwerk einbringen und dass wir investieren. Das heisst, wir haben nicht gefragt, wie sie uns subventionieren können, sondern wir haben gesagt: Wir brauchen eure Unterstützung für das Gelände und bestimmte organisatorische Dinge, aber wir investieren ernsthaft. Das ist für eine Stadtregierung eine angenehme Ausgangslage, wenn jemand nicht nur nach Subventionierung fragt, um dann ins nächste Gelände weiterzuziehen, wo die Subventionierung vielleicht höher ist. Auf der anderen Seite ist es schwierig für die Stadtregierung – weil die Messegelände in der Regel in China gut gebucht sind mit lokalen Messen – wenn jemand aus dem Ausland kommt und sagt: Wir wollen eine internationale Messe mit Priorität bei der Terminvergabe aufbauen.

Was war rückblickend Ihr persönliches Highlight?
Zum einen die globale Pressekonferenz – 350 internationale Journalisten von Rang und Namen waren dabei. Und dann, wie Shenzhen von der Presse beschrieben wurde, als das chinesische Silicon Valley. Das zeigt, wie wir mit der Stadt, der Region und der Messe beeindrucken konnten. Auch unsere Opening Gala am Vorabend der Messe im Kongresszentrum über den Messehallen hat alle begeistert, es war eine sehr emotionale Eröffnungsfeier. Das ist ungewöhnlich für Messen in China und darauf sind wir stolz. (aks)


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