Die Naturverbundene: Cornelia Lehle, Geschäftsführerin, TCA Thomann
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Die Naturverbundene: Cornelia Lehle, Geschäftsführerin, TCA Thomann

Die 37-jährige Cornelia Lehle, Geschäftsführerin von TCA Thomann, will sich spätestens mit 50 Jahren den Traum von einem grossen Hof mit Pferden erfüllen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2020/03

     

Als Kind träumte sie von einem Leben als Bereiterin, mit einem grossen Gestüt mit vielen Pferden und einer Reitschule für Kinder. Die Rede ist von Cornelia Lehle, Geschäftsführerin von TCA Thomann. Davon träumt sie noch immer, doch aktuell muss dieser Traum etwas hintenanstehen – verschoben ist aber nicht aufgehoben. «Ich werde irgendwann einen grossen Hof haben mit Pferden, wo ich benachteiligten Kindern und ihren Familien ermögliche, etwas anderes als ihren Alltag zu sehen. Spätestens mit 50 werde ich diesen Traum realisieren», ist die heute 37-Jährige sicher.


Zudem will Cornelia Lehle in einem Bergdorf eine kleine Beiz für Wanderer und Biker eröffnen, die man nicht mit dem Auto erreichen kann. «Das soll kein Touri-Ding werden, und man wird im besten Fall kein Internet und Handy-Empfang haben, um zur Ruhe zu kommen, seine eigene Mitte zu finden. Also das komplette Kontrastprogramm zu meinem heute oft sehr hektischen IT-Alltag.»

Vom beschaulichen Dorf in die weite Welt

Dieser Wunsch nach Natur und Ruhe ist wohl in Lehles Kindheit begründet. Aufgewachsen in einem kleinen Dorf nahe Friedrichshafen – «da gab es mehr Obstgärten, Kühe und Pferde als Einwohner» – war ihre Kindheit geprägt vom Draussen sein, spielen und reiten. Nichts deutete damals darauf hin, dass es sie dereinst in die grosse, weite Welt ziehen würde. «Nach dem Fachabitur habe ich ganz klassisch eine Lehre als Bankkauffrau bei der Sparkasse Bodensee absolviert. Das mit der Bereiterin und dem Gestüt musste ich aus finanziellen Gründen früh begraben.»

Bei der Bank habe sich rasch herauskristallisiert, dass sie verkäuferisches Talent besitze und redegewandt sei – «dennoch war es mir bei der Bank zu langweilig». Anstatt des von der Sparkasse bezahlten Bankbetriebswirtschaftsstudiums, entschied sich Lehle deshalb dafür, internationale Betriebswirtschaftslehre zu studieren. Um sich dieses Studium zu finanzieren, musste ein Nebenjob her – «so bin ich 2006 als Werkstudentin zu Avira gekommen». Ursprünglich nur als Nebenjob gedacht, machte Cornelia Lehle bei Avira grosse Karriere. «Avira war dazumal nur im DACH-Raum unterwegs, international noch nicht wirklich. Ich war eine der wenigen, die Englisch sprechen wollte und Französisch und Spanisch konnte, und deshalb durfte ich zusammen mit einer Kollegin den noch zaghaft besiedelten internationalen Vertriebszweig betreuen. Ich gehörte zu den ersten Mitarbeitern, die den internationalen Vertrieb aufgebaut haben und schliesslich durfte ich dann den weltweiten B2B-Vertrieb leiten.» Auch wenn es eine sehr intensive Zeit war, mit Arbeitszeiten fernab von normal und vielen Reisen: «Wir haben die ganze Welt gerockt. Das war eine der besten Zeiten in meinem Leben, begleitet vom besten Team der Welt.»


Die viele Arbeit und das viele Reisen hinterliessen aber auch ihre Spuren. Die Ehe von Cornelia Lehle ging in die Brüche. «Meine Partnerschaft hat sehr darunter gelitten, dass ich so viel gearbeitet habe. Ich war die Einzige in unserem privaten Umfeld, die von einem beschaulichen ländlichen Leben in ein solch internationales wechselte. Das war ein krasser Kontrast. Mein Fokus und der meines damaligen Mannes haben sich auseinanderentwickelt.» Für Lehle war die private Unzufriedenheit der ausschlaggebende Punkt, an dem sie merkte, dass sie bei Avira auf Dauer nicht mehr alles alleine managen konnte – «ich wollte nicht, dass meine Familie kaputt geht und war auch langsam ziemlich erschöpft». Auf der Suche nach einem sie entlastenden Mitarbeiter wurde sie durch die Empfehlung eines Vertriebspartners bei Maik Thomann, ihrem heutigen Lebenspartner und Geschäftsführer bei TCA Thomann, fündig. «TCA Thomann war langjähriger Vertriebspartner von Avira, deshalb kannte ich Maik beruflich bereits. Maiks Eltern, die die ursprüngliche Firma TCA Thomann vor 33 Jahren gegründet haben, unterstützten die Pläne ihres Sohnes, etwas internationale Luft zu schnuppern.»

Der Weg in die Selbständigkeit

Als Avira 2014 die strategische Produktentwicklung im Unternehmensumfeld einstellte, war für Lehle klar, dass sie die Firma verlassen möchte. Anfangs konnte sie den Entscheid von Avira emotional nicht verstehen – «ich hing mit sehr viel Herzblut an meinen Mitarbeitern und Partnern und wir waren vertrieblich sehr erfolgreich unterwegs». Sie brauchte einen Moment, bis sie anhand der Fakten sehen konnte, dass dies zwar ein unerwarteter, aber eben auch gangbarer Entscheid gewesen war. Rückblickend würde sie heute Emotionen rausnehmen. «Die Tatsache als solche wäre dieselbe geblieben, aber ich hätte sie schneller akzeptieren können und hätte deutlich weniger Energie vergeudet.» Nach ihrer Avira-Zeit gab es diverse Jobangebote, auch aus den USA und Kanada. Doch Lehle lehnte sie allesamt ab. «Ich wollte nicht ganz so weit weg von meiner Familie, auch weil meine Mama damals an Krebs erkrankt war.» Sie entschied sich daher, mit Maik Thomann in die Schweiz zu gehen und die heutige TCA Thomann Gruppe aufzubauen. «Dieser Entscheid fiel mir extrem schwer, weil Maik dann auch noch ganz frisch mein neuer Lebenspartner wurde und ich beruflich und privat eigentlich niemals mischen wollte.» Entgegen ihren Befürchtungen funktioniert das Lehle/Thomann-Gespann bis heute aber ausserordentlich gut – auch wenn der Einstieg in einen Familienbetrieb als Schwiegertochter zwischendurch sicher herausfordernd ist, wie sie unumwunden zugibt.

Die Natur um Energie zu tanken

Ihre freie Zeit verbringt Cornelia Lehle in der Natur, sei es mit dem Fahrrad, im See schwimmend, beim Skifahren oder joggend. «Ich muss mich regelmässig auspowern. Wenn mein Kopf funktionieren soll, dann muss mein Körper gearbeitet haben.» Pferde hat sie aktuell aus Zeitgründen keine. «Ich hatte immer Sportpferde und die brauchen mehrere Stunden Zeit pro Tag.» Relativ neu für sich entdeckt hat sie Trailrunning. «Ich renne durch die Berge und versuche, dies effizienter zu machen als andere. Letztes Jahr habe ich am Arosa Trailrun mitgemacht und in meiner Kategorie den siebten Platz erreicht. Darauf bin ich stolz.» Nebst all der Action gibt es sie aber auch, die ruhigen Momente von Cornelia Lehle. «Ich mache oft abends nichts ab und habe einen Tag pro Woche, wo ich machen kann was ich will.» Sie braucht diese Zeit ganz alleine für sich: «Da sortiere ich mich, denke ich nach, komme zu mir selbst. Und wehe, da stört mich jemand.»

Cornelia Lehle

Cornelia Lehle ist mit ihrer fünf Jahre älteren Schwester und dem zehn Jahre jüngeren Bruder in Ailingen am Bodensee aufgewachsen. Nach dem Fachabitur folgte eine Lehre zur Bankkauffrau und im Anschluss ein BWL-Studium. 2006 bei Avira als Werkstudentin eingestellt, erhielt sie bald die Chance, das Unternehmen international zu etablieren und den gesamten B2B-Vertrieb zu leiten, bevor sie 2014 gemeinsam mit Maik Thomann die Geschäftsführung von TCA Thomann in der Schweiz übernahm. Heute lebt die 37-Jährige zusammen mit ihrem Lebenspartner in einem kleinen Dorf am Hallwilersee und geniesst die vielen Obstbäume, Kühe und Pferde in ihrer direkten Nachbarschaft. (abr)


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