Desk7 mit holprigem Start in der Schweiz
Quelle: Desk7

Desk7 mit holprigem Start in der Schweiz

Das Systemhaus Desk7 – spezialisiert auf Apple- und Windows-Arbeitsplätze – ist seit Anfang Jahr in der Schweiz präsent, konnte aber bislang keinen einzigen Mitarbeitenden finden. Nicht zuletzt deshalb sieht sich das Unternehmen nun nach potenziellen Übernahmekandidaten um.
9. August 2023

     

Seit Anfang Jahr gibt es hierzulande einen weiteren IT-Dienstleister. Das deutsche Unternehmen Desk7, das in Deutschland mit knapp 40 Mitarbeitenden Standorte in Hamburg, Berlin und Fürth unterhält, hat den Schritt in die Schweiz gewagt und eine Landesgesellschaft in Form einer AG gegründet sowie Büros im D4 Business Village in Root angemietet. Diese sind allerdings – Stand Mitte Juni – nach wie vor leer, dazu aber später mehr.

Desk7 ist ein Spin-off von Comspot – einst einer der grössten Apple-Partner in Europa – und kommt historisch entsprechend aus der Apple-Welt. Heute liegt der Schwerpunkt des Unternehmens auf den Bereichen Apple- und Microsoft-Workplace, Cloud Collaboration sowie Netzwerktechnologie und IT-Sicherheit. Die Apple-Wurzeln seien allerdings der Punkt, der Desk7 sicherlich von anderen Systemhäusern unterscheide, ist sich Daniel Rayer, Präsident des Verwaltungsrats von Desk7, sicher. "Die Schweiz bräuchte sicherlich nicht noch ein weiteres Systemhaus, das alles genauso macht wie die etablierten Marktteilnehmer", so Daniel Rayer gegenüber "Swiss IT Reseller". "Desk7 aber mit dem klaren Fokus auf das, was wir tun, braucht die Schweiz auf jeden Fall."


Er wisse um die Stärke von DQ Solutions als Apple-Spezialist in der Schweiz, glaube aber, dass es daneben noch Platz habe für einen Marktbegleiter. "Nicht im Sinne von Verdrängung, sondern von Ergänzung, auch weil die Ausrichtung nicht identisch ist." Im Falle von Desk7 spricht er damit unter anderem die Ergänzung der Windows-Welt zur Apple-Fokussierung an. "Die Realität in deutschsprachigen, mittelständischen Unternehmen sieht nun mal so aus, dass Windows und Apple oftmals koexistent verwendet werden. Diese Endpunkte sicher zu gestalten, zu verwalten und in die Unternehmensumgebung zu integrieren, das ist die hohe Kunst und die Anforderung an sehr spezialisierte Systemhäuser wie wir es sind."

Lokale Betreuung für lokale Kunden

Mit ein Grund, warum Desk7 eine Landesgesellschaft in der Schweiz gegründet hat, war unter anderem die Tatsache, dass das Unternehmen bereits einige Schweizer Kunden betreut – oft internationale Unternehmen mit Niederlassungen auch in Deutschland. Der Schweizer Markt mit seinen eigenen Regeln und Gesetzen habe im Zusammenhang mit diesen Kunden allerdings einige Herausforderungen mit sich gebracht, erzählt Daniel Rayer. "Anforderungen im Bereich Software kann man in der Regel remote erfüllen. Gibt es rund um den Workplace aber Probleme mit der Hardware, wird es schwierig, das von Deutschland aus zu lösen." Natürlich hätte es die Möglichkeit gegeben, lokale Partner zu suchen, die diese Aufgaben übernehmen. "Wir hatten aber den Anspruch an uns selbst, dass wir, wenn wir im Schweizer Markt weiter präsent sein wollen, das auch richtig machen wollen. Und da führte für uns kein Weg an der Gründung ­einer Landesgesellschaft vorbei."

Schwierige Mitarbeitersuche

Allerdings, und damit kommen wir zum Einstieg zurück, gestaltet sich die Gründung der Schweizer Tochtergesellschaft respektive der Aufbau der Niederlassung etwas schwieriger als gedacht. Auf die Frage, wie viele Leute Desk7 denn nach einem halben Jahr hierzulande beschäftigt, antwortet Daniel Rayer offen: "Wir haben leider in der Schweiz aktuell noch keinen Mitarbeitenden engagieren können." Die Leute, die im Moment für die Schweizer Gesellschaft arbeiten, würden dies von anderen Ländern aus tun – aus Deutschland, Österreich, ja sogar Spanien. "Das ist allerdings nicht das Ziel der Übung, sondern wir wollten im ersten Halbjahr eigentlich mindestens drei, besser fünf bis sechs Leute in der Schweiz angestellt haben, schliesslich haben wir die Räumlichkeiten in Root und bezahlen Miete."

Man habe bislang einerseits ein wenig Pech mit potenziellen Kandidaten gehabt, andererseits mache sich der Fachkräftemangel deutlich bemerkbar, begründet Rayer das Verfehlen der personellen Ziele. "Es ist leider nicht so, dass sich täglich Bewerber bei uns melden, die für uns arbeiten wollen. Das haben wir tatsächlich etwas unterschätzt und ist eine grosse Herausforderung." Im Gegensatz übrigens zu vielem anderen, wie Daniel Rayer anfügt. So sei die Firmengründung in der Schwiez beispielsweise viel einfacher gewesen als sie es in Deutschland sei, die Hürden kleiner, die Formalitäten geringer und die Behörden deutlich hilfreicher. "Die Verwaltung in der Schweiz ist freundlich, aufgeschlossen, unterstützend – da beweist unser Nachbar uns Deutschen, wie es gehen könnte", windet er der Schweiz ein Kränzchen.


Dass aber die Situation mit leeren Schweizer Büros unbefriedigend ist, daraus macht Daniel Rayer keinen Hehl. "Wir sind zum aktuellen Zeitpunkt in der Schweiz nicht so aufgestellt, wie wir das gerne wären. Natürlich könnten wir relativ schnell irgendwelche Leute anstellen. Doch wir legen Wert auf Qualität beim Personal und auf Nachhaltigkeit." Geplant sei nach wie vor, dass Desk7 in der Schweiz ­eigene Sales Consultants beschäftigt, die verkaufen und beraten können. Daneben wolle man auch Systemingenieure in der Schweiz anstellen, die die Leistungen bei den Endkunden letzlich erbringen. Und man wolle Hardware-Services lokal implementieren, brauche also jemanden, der defekte Geräte reparieren könne.

Suche nach Übernahme­kandidaten

Trotz der fehlenden personellen Präsenz sei es aber gelungen, seit Anfang Jahr bereits sechs neue Kunden in der Schweiz zu akquirieren – allein darum, weil man den Schritt in die Schweiz gewagt habe. "Diesen Kunden spielt es keine Rolle, wo die Leistungen erbracht werden. Doch auf die Tube drücken, was die Neukundenakquise angeht, können wir aufgrund der aktuellen Situation natürlich nicht", erklärt Daniel Rayer.

Nicht ausschliessen möchte der Verwaltungsratspräsident – nicht zuletzt aufgrund der aktuell unbefriedigenden Situation mit dem Personalmangel – die Möglichkeit einer Übernahme ­eines bestehenden Schweizer Dienstleisters. "Ganz grundsätzlich sieht man im Systemhaus- und Fachhandelsmarkt in Europa eine Konsolidierung. Nebst organischem Wachstum gehören auch Übernahmen zur Unternehmensstrategie unseres Mutterhauses Byteclub. Beispielsweise haben wir erst kürzlich ein kleines Zehn-Mann-Systemhaus in Bayern zugekauft." So etwas sei grundsätzlich auch in der Schweiz denkbar. "Trotzdem wollten wir nicht mit einer Übernahme in der Schweiz starten, sondern selbst eine eigene Gesellschaft gründen, weil wir so ganz viel über den Markt und die lokalen Gegebenheiten sowie auch über den Schweizer Channel lernen konnten, der anders funktioniert als der Channel in Deutschland und anders, als wir das bislang gewohnt waren."


Und so erklärt Daniel Rayer abschliessend, dass er es zwar keinen Augenblick bereue, den Schritt in der Schweiz mit eigener Firmengründung gewagt zu haben, es aber nicht von der Hand zu weisen sei, dass man noch nicht da sei, wo man zum jetzigen Zeitpunkt habe sein wollen. "Und nur organisch zu wachsen, wird nicht funktionieren, wie wir uns das vorstellten – so viel haben wir gelernt. Unsere Kriegskasse ist gut gefüllt, und deshalb schauen wir uns aktiv nach potenziellen Übernahmekandidaten in der Schweiz um, die zu uns passen könnten", so Daniel Rayer. Denkbar sei beispielsweise ein IT-Dienstleister, der seine Nachfolge regeln wolle. Man führe im Rahmen dieses Suchprozesses auch Gespräche mit den Distributionspartnern, die den lokalen Markt und ihre Partner kennen. "Und ich nutze auch gerne die Gelegenheit, an dieser Stelle potenzielle Partner oder Unternehmer, die ihre Nachfolge noch nicht geregelt haben, aufzurufen, sich mit uns in Verbindung zu setzen." (mw)


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