Marktforschung Vorsichtiger Optimismus

Der Schweizer IT-Markt wird in diesem Jahr – trotz allem – um etwa vier Prozent wachsen. Markttreiber bleiben Professional Services und Datenkommunikation.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/03

     

Der Schaffhauser Marktforscher MSM Research befragt jährlich zwischen 800 und 1000 Schweizer Unternehmen und untersucht ihre IT-Budgets. So entsteht ein genaues Bild der geplanten Investitionen und Unterhalts-Ausgaben für die IT-Infrastruktur in der Schweizer Wirtschaft.

Sparen, sparen, sparen

«Steigender Kostendruck» – dies ist, wenig überraschend, die grösste Herausforderung für die Schweizer IT-Manager von Grossfirmen. Ebenfalls «Bauchweh» macht den helvetischen CIOs der Problemkreis Kundenfokussierung und Customer Relationship Management. Die fortschreitende Globalisierung rangiert auf der Liste der sechs grössten «Herausforderungen» hingegen ganz am Schluss.
Interessant die Ausführungen von MSM-Chef Philipp Ziegler zur Rolle der IT, wie sie in den Firmen selbst wahrgenommen wird. Während heute noch die Automatisierung von Geschäftsprozessen und die Verbesserung der Effizienz im Vordergrund steht, wird es in Zukunft das Managen von Beziehungen sein. Auch dies wieder ein klarer Hinweis auf die Bedeutung von Kunden- und Partnerbeziehungen – CRM im weitesten Sinne – in der Informationstechnologie. Dabei kann man sich fragen, ob in den Firmen das Management der Beziehungen nicht auch als Geschäftsprozess angesehen werden kann, den es nun als nächsten Schritt in der IT abzubilden und damit zu rationalisieren gilt.

Der 12-Milliarden-Kuchen

Letztes Jahr wurden in der Schweiz etwas über 12 Milliarden Franken für Informationstechnologie ausgegeben. Nur etwas mehr als ein Drittel davon entfällt auf Hardware (PCs, Midrange- und Grosssysteme). Immerhin etwa ein Fünftel wird für Standard-Software ausgegeben, während ein gutes Viertel der Ausgaben im Bereich «Professional Services» anfallen.
Das Wachstum in der Schweiz fiel – alles andere als eine Überraschung – wesentlich geringer aus, als es ursprünglich von MSM prognostiziert wurde. Insgesamt wuchs der Schweizer Markt um 2,9 Prozent. Am wenigsten Wachstum zeigten Grosssysteme, während Datenkommunikation und Professional Services den Markt antrieben. Für PCs und Server ermittelten die Schaffhauser immerhin noch ein Wachstum von 2,2%.

Optimismus für 2003

Das Bild der zu erwartenden IT-Ausgaben für das laufende Jahr sieht ähnlich aus. Markttreiber bleiben weiterhin Datenkommunikation und Professional Services. Wenig mehr ausgeben möchten die befragten Firmen hingegen für den Hardware-nahen Support und Grosssysteme. Insgesamt rechnet MSM im laufenden Jahr mit einem Wachstum von etwas über vier Prozent.
Richtig optimistisch ist Ziegler hingegen für 2003. Er erwartet dann «eine deutliche Erholung, da viele Projekte zu ‘Hype’-Themen verschoben worden sind. Man kann Projekte aber nicht ewig hinausschieben», macht Ziegler der Industrie Hoffnung. Insgesamt soll der hiesige IT-Markt 2003 um 7,5 Prozent wachsen – in den Bereichen Datenkommunikation und Professional Services werde das Wachstum sogar knapp zweistellig sein.

Applikationen und Konsolidierung der Infrastruktur

Ganz oben auf der Liste der IT-Projekte, die im laufenden Jahr die 500 grössten Schweizer Unternehmen am meisten beschäftigen, steht die Einführung von neuen Applikationen. Fast die Hälfte der befragten Unternehmen geben an, im laufenden Jahr Anwendungen in Betrieb zu nehmen. Ebenfalls weit vorne stehen Projekte zur Konsolidierung der bestehenden Infrastruktur. Gute Zeiten also für Consulter und Integratoren mit viel Server- und Storage-Know-how.
Noch etwa ein Drittel der IT-Chefs plant dieses Jahr Netzwerke zu erneuern. Weniger oft geplant werden, entgegen der allgemeinen Erwartung, Projekte zur Erhöhung der Sicherheit. Projekte für System- und Netzwerkmanagement (knapp 20%) und Speicherlösungen (16%) laufen, scheinen aber die CIOs nicht über die Massen zu beschäftigen.
Jene Dienstleistungen und Projekte, die jahrelang den Markt angetrieben haben, sind dieses Jahr nicht so gefragt: Nur etwas über ein Fünftel plant die Desktop-Infrastruktur zu erneuern und genau gleich viele wollen neue Business-Software (ERP, PPS, Warenwirtschaft) in Betrieb nehmen.

Und E-Business?

Philipp Ziegler schätzt den Schweizer Markt für Investitionen in E-Business-Projekte für das laufende Jahr auf etwa 1,2 Milliarden Franken, also etwa ein Zehntel des Gesamtmarktes. Grosse Anteile an dieser Summe verschlingen Beratungs-Dienstleistungen. Business Consulting macht davon fast ein Fünftel aus. Ziegler: «Die wenigsten Anbieter aus der Technologiewelt können bei betriebswirtschaftlichen Fragen helfen.» (hc)
Hinweis:
Der vorliegende Artikel basiert auf den halbjährlichen IT-Markt-Briefings der MSM Research AG. Das nächste Briefing findet am 29.8.’02 statt.
Infos: www.msmag.ch


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