IT Reseller-Blitzumfrage: Orbit gut? Jein, aber...

Die Orbit/Comdex 2002 hat ihre Schwierigkeiten. Aber an der Ausrichtung auf Geschäftskunden liegt es nicht: 79% der letztjährigen Aussteller befürworten das Konzept weiterhin.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/03

     

In der Ausgabe vom 1. Februar berichtete «Cash», dass einige grosse Aussteller der letzten Jahre, wie Nokia, Canon, Xerox, John Lay, Motorola und Autronic nicht an der diesjährigen Orbit/Comdex in Basel vertreten sein werden. IBM macht eine «Denkpause» und beschränkt sich auf den Partnerstand. Insbesondere die Neuorientierung der Messe, der Trend weg von der Publikumsmesse hin zur reinen Geschäftsmesse, missfalle den Ausstellern, hiess es in dem Artikel.

B2B ist richtig

IT Reseller erschien das fragwürdig. In einer kurzfristig angesetzten Umfrage kontaktierten wir die letztjährigen Aussteller der Orbit/Comdex und fragten sie nach ihren Plänen für dieses Jahr. Von rund 650 angeschriebenen Standmietern (ohne Mitaussteller) des letzten Jahres reagierten 148. Unter den Teilnehmern der Umfrage sind die kleineren und mittleren Aussteller übervertreten.
Die Grossen hüllten sich, bis auf ein paar löbliche Ausnahmen, wohl lieber in Schweigen. 138 letztjährige Aussteller antworteten auch auf die Frage nach ihrer Einschätzung des Messekonzepts. Das Ergebnis fällt für die Veranstalter positiv aus: Nur 21% finden die Ausrichtung auf Geschäftskunden nicht mehr richtig – und die Hälfte der Kritiker wird wahrscheinlich trotzdem wieder an dieser Orbit vertreten sein.

An die IT-Konjunktur gefesselt

Alles in Butter also für die diesjährige Orbit? Wohl kaum. 28% der Umfrageteilnehmer, darunter eine knappe Mehrheit, welche die Ausrichtung der Orbit an sich richtig findet, werden dieses Jahr nicht mehr, oder eher nicht mehr ausstellen.
«Auch wir können das Marktumfeld natürlich nicht negieren», kommentiert Bernd Schuster, Pressesprecher der Orbit/Comdex, diese Zahl. Aber er zeigt sich von der momentanen Lage nicht beunruhigt. «350 der letztjährigen Standmieter haben bereits wieder zugesagt, und 70% der Fläche ist gebucht. Damit stehen wir nicht markant schlechter da als letztes Jahr, als zum gleichen Zeitpunkt 80% der Fläche besetzt war.»

Sind Messen out?

IT Reseller befragte die Aussteller auch nach den Gründen für ein mögliches Fernbleiben, wobei die Teilnehmer der Umfrage auch mehrere Gründe angeben konnten. Am häufigsten wurde ein allgemeiner Punkt genannt: Der Nutzen eines Messeauftritts rechtfertige heutzutage die Kosten nicht mehr.
Bernd Schuster ist nicht erstaunt. «Bei der heutigen Konjunkturlage hinterfragen viele Unternehmen den Nutzen einer Messebeteiligung. Dabei sollten sie aber nicht vergessen, dass sich Messen ganz allgemein in den letzten Jahren verändert haben. Sie sind keine reinen Order-Veranstaltungen mehr. Das heisst, dass ihr Nutzen nicht mehr so einfach in Verkäufen oder Leads messbar ist. Aber wenn man sich gut vorbereitet, und zum Beispiel Leute gezielt einlädt, sind Messen immer noch das beste Mittel um Eins-zu-Eins-Marketing zu betreiben.»

Wunder Punkt Preise

Brisant ist die These im «Cash», dass einige grosse Aussteller die Orbit dieses Jahr konzertiert boykottieren, um Druck auszuüben, zum Beispiel damit die Quadratmeterpreise gesenkt werden.
Dass Bemühungen um Absprachen im Gang seien, wurde gegenüber IT Reseller auch von Insidern bestätigt, kam aber in der Umfrage nicht zum Ausdruck.
Der Preis ist aber offensichtlich ein wunder Punkt und wurde als zweithäufigster möglicher Absagegrund genannt. Schuster argumentiert dagegen: «Von Versuchen, Druck auszuüben, ist mir nichts zu Ohren gekommen. Uns gegenüber wird der Quadratmeterpreis nur selten kritisiert. Wenn man sich bei anderen messen umschaut, sind unsere Preise im Rahmen.»
Absagen der Branchengrössen, aus welchen Gründen auch immer, reduzieren aber auf jeden Fall die Attraktivität einer Messe und können, wie unsere Umfrage zeigte, auch zu Folgeabsagen führen. (hjm)


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