Dell-EMC: Channel hat keine Angst

Mitte ‘01 setzte EMC in der Schweiz ein Channel-Programm auf. Im Oktober folgte das Bündnis mit Dell - ein Schock für den Channel? Der IT Reseller wollte es genauer wissen und startete eine kleine Channel-Umfrage.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/03

     

Kürzlich flatterte dem Verlag Compress Information Group, der auch IT Reseller herausgibt, ein interessantes Fax ins Haus. Absender Dell lud darin die Systemverantwortlichen zu kostenlosen Informationsveranstaltungen zum Thema NAS / SAN und dem EMC-Dell-Bündnis ein. Es ist offensichtlich: Dell macht Ernst.
EMC hat in der Schweiz erst Mitte letzten Jahres ein Channel-Programm aufgesetzt und eine ganze Reihe von Partnern gewonnen. Im Oktober wurde dann bekannt, dass Dell als EMC-OEM auftreten wird. Ist mit dem Dell-EMC-Bündnis die Herrlichkeit im Storage-Channel schon vorbei? Halten nun die Hungermargen, wie man sie aus dem PC-Bereich kennt, auch im High-End Einzug? Ein kleine, nicht repräsentative Umfrage im EMC-Channel gibt Auskunft.

«Wir wollen sowieso kein ‘Blech’ verkaufen...»

«Wir sind zu Anfang schon ein bisschen erschrocken», dies der Tenor der Befragten. Die EMC-Partner, mit denen wir sprachen, sind sich einig, dass mit dem Eintritt von Dell die Margen bei reinen Hardware-Verkäufen unter Druck geraten werden. Andreas Meldau von RedIT SI (Systemintegration) sagt: «Die Margen werden sicher unter Druck kommen. Der ganze Markt wird mit dem Eintritt von Dell in Bewegung kommen.» Ralf Damerau von Dicom Security stimmt dieser Einschätzung zu: «Die Hardware-Marge wird ins Rutschen kommen.» Doch er fügt hinzu:
«Das ist uns egal! Für uns sind Engineering-Dienstleistungen wichtiger.»
Michael Heegewald von Hirt Informatik gibt zwar zu, dass man mit den EMC-Margen bisher gut gelebt hat, doch auch er fürchtet sich nicht vor Dell. Heegewald: «Dell verkauft auch Adic Tape-Libraries und macht extreme Preise. Trotzdem verkaufen auch wir noch Libraries.» Sollte es zu massiven Preiskämpfen im EMC-Channel kommen, so erwartet Heegewald von EMC zumindest «gleichlange Spiesse».
Auch Stephan Schneider von Proact lässt sich nicht ins Bockshorn jagen. Er ist überzeugt, dass bei Disksystemen immer grössere Kapazitäten zum reinen Commodity-Geschäft werden. «Wir konzentrieren uns auf Dienstleistungen. Eigentlich ist uns egal, woher das Blech kommt», so sein unaufgeregtes Fazit.

Profitieren von Dell?

Alle EMC-Partner mit denen wir gesprochen haben, bezweifeln, ob Dell tatsächlich in der Lage sein wird, neben dem Verkauf von NAS- oder SAN-Boxen auch die nötigen Services zu erbringen. Sobald Dell dazu die Engineering-Kapazitäten aufbaue, könne der Direktverkäufer auch nicht mehr als Preisbrecher auftreten, so die einhellige Überzeugung.
Interessant ist hingegen die Frage, ob der spezialisierte Storage-Channel nicht gar vom Dell-EMC-Deal profitieren könnte. Die meisten Speicherspezialisten liebäugeln nämlich mit der Möglichkeit, von der Dell-Verkaufsmaschine zu profitieren und eigene Services wie Projektleitung, Technologie-Consulting oder Software-Integration zu verkaufen. (hc)


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