Richtig Bewerben – wertvoller Erfolgsfaktor

Der Markt ist härter geworden. In einigen Bereichen stapeln sich die Kandidatendossiers derzeit in rauhen Mengen. «Alte Tugenden», wie eine perfekte Bewerbung, sind wieder gefragt.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/03

     

Aktuell hat der Schweizer IT-Arbeitsmarkt mit wenigen Ausnahmen auf die Arbeitgeber-Seite gedreht. Spezialisten mit Nachweis werden nach wie vor gesucht – wogegen im Kader- und Marketingbereich von einem eigentlichen Aderlass die Rede sein könnte. Das Dotcom-Segment treibt seit einigen Monaten etliche Vice Presidents und C-Officers auf den Markt.
Die Bewerberzahl hat teilweise drastisch zugenommen. Richtiges Bewerben kann entscheidend sein. Gerade jetzt gilt: «You never get a second chance for a first impression.» Eine erfolgreiche Bewerbung ist kein Zufallsakt, sondern das Unterfangen, eine gegenseitige Win-Win-Situation auszuleuchten, anzustreben und einzugehen.
Die Bewerbung wirkt als Anbahnungs- und Filtrationsinstrument, in dem Informationen für eine allfällige Kooperation beschafft, ausgetauscht und interpretiert werden. Zudem wird das Zusammenspiel in einer späteren Arbeits- und Kommunikationssituation in gezielten Gesprächen simuliert und erprobt.

Bewerbungsunterlagen – Ihre Verkaufsunterlage

Bewerbungsunterlagen sind Ihr Vorbote, der bereits über den ersten Eindrucks entscheidet. Auf den Bürotischen von Personal- und Linienverantwortlichen häuft sich die Informationsmenge durch Unterlagen, Anschreiben, Werbesendungen, Notizen, Zeitungen etc. Unterstützen Sie Ihren «Zielkunden» mit einem aussagekräftigen, übersichtlichen Lebenslauf sowie einem kurzen Schreiben.
Geben Sie immer Aufschluss über Ihre Aus- und Weiterbildung, Schulungen sowie konkreten Tätigkeiten, Resultate und Erfolge. Achten Sie bei Ihren Engagements auf die genauen Monatsangaben und internen Wechsel. Rufen Sie vorab kurz an, auch wenn Sie Ihre Bewerbung per Email verschicken. Bei einer Sendung mit der Post verwenden Sie weisses Papier und eine neue Ring- oder Klarsichtmappe für Ihre Unterlagen, allenfalls verstärkt durch einen Rückenkarton. Vermeiden Sie irreführende Kunst. Bevorzugen Sie B4 Briefformat. Sie verkaufen nicht irgendein Produkt – sondern sich selber!

Das Gespräch

Gehen Sie auf jeden Fall vorbereitet in ein Interview. Ausreden gelten nicht. Kommen Sie nicht, um mal zu schauen, was läuft. Denken Sie sich in die mögliche Rolle ein. Bereiten Sie konkrete Fragen und Ideen vor. Führen Sie durch aktive Fragen nach Erwartungen und Aufgaben. Reden Sie darüber, wie die Sache in Angriff genommen werden könnte und welche Ziele bis wann zu erreichen sind. Lassen Sie Ihre Expertise und Motivation einfliessen. Erarbeiten Sie im Gespräch einen gemeinsamen Lösungsansatz. Lassen Sie das Interview nicht verkommen zu einem fahlen Schlagabtausch über Spesenansatz, Mitarbeiteranzahl und der Ungeduld als grösste Schwäche.
Zeigen Sie ehrliches Interesse am Gegenüber und stellen Sie Fragen, die das Gespräch bereichern und eine gemeinsame Lösung vorantreiben. Rüsten Sie sich immer mit einer Schreibunterlage aus, eventuell mit relevanten Kopien von der Webseite und wichtigen Gesprächspunkten. Argumentieren
Sie anfänglich nicht aus der Haltung, was Ihnen der Job bringen kann, sondern was Sie im Job für die Firma bringen können. Denken Sie vertieft darüber nach, was Ihren «Kunden» wirklich interessiert und warum er sich für Sie entscheiden sollte. Wenn im Gespräch das Eis emotional und fachlich bricht, Sie bereits über ein mögliches «wie, wo, wer, was» und «bis wann» sprechen, sind sie auf der richtigen Fährte.

Follow-up

Sprechen Sie sich nach einem Interview immer ab, wer welchen nächsten Schritt unternimmt, welche Punkte offen sind und ob allenfalls noch weitere Informationen nachzureichen sind. Halten Sie sich präzise an die Abmachungen – auch wenn sich die Gegenseite noch nicht gemeldet hat, oder Sie verschiedene Eisen im Feuer haben. Zögern Sie nicht, Ihren Ansprechpartnern ein persönliches Gesprächsresümée mit Ihrer Motivation zukommen zu lassen.
Manchmal hat ein ernsthaftes Schreiben bei ähnlicher Bewerberauswahl oder noch vorhandener Unsicherheit den entscheidenden Kick für eine weitere Gesprächsrunde oder einen Vertragsvorschlag gegeben. Bleiben Sie geduldig, fassen Sie freundlich nach, ohne aufdringlich zu sein. Geschicktes Timing, etwas Gespür und Ausdauer helfen oftmals mit.
Wenn Sie den Vertragsvorschlag erhalten haben, besprechen Sie allfällig offene Punkte sachlich durch. Erst wenn der Vertrag von beiden Seiten unterschrieben ist, entspannen Sie sich.

Wirksame Tipps

Gehen Sie immer vorbereitet in ein Interview und machen Sie Notizen.
Studieren Sie vorab die Website und andere Quellen.
Binden Sie Ihren Vermittler ein – lassen sich über die jeweilige Position und Ansprechpartner vorab genügend briefen und kommunizieren Sie aktiv.
Treten Sie dem Job angepasst – aber immer gepflegt und ausgeschlafen auf.
Seien Sie entspannt – niemals aber lässig oder jovial.
Fragen Sie aktiv und antworten Sie konkret und zielbezogen.
Achten Sie auf Vollständigkeit aller Zeugnisse und Zertifikate.
Wenn Sie ein Bild verschicken, sollte es von guter Qualität und neueren Datums sein.



Der Autor
Roland Köcher, lic.oec.HSG, ist Senior Consultant bei der Goldwyn Partners Group AG für die nationale und internationale Suche von Fach- und Führungskräften im IT- & Telecombereich.
rkoecher@goldwynpartners.com


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