Bluewin-Dumping? Weko prüft

Sparsame Vielsurfer freuen sich, die Konkurrenz knirscht mit den Zähnen: Bluewin hat seine ADSL-Angebote für Privatnutzer massiv verbilligt.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/05

     

Am ersten März konnten sich alle Schnell-Surfer freuen: Bluewin reduzierte die Preise für sein ADSL-Angebot für 256 Kbit/s auf 49 Franken monatlich und streicht für schnellentschlossene im Monat März auch gleich noch die sonst erhobene Aufschaltgebühr von 149 Franken. Ein Preis, der Konkurrenten staunen lässt.
Offenbar arbeitet Bluewin besonders kostenarm und lebt fast nur von der Luft allein. 49 Franken sind nur zehn Franken mehr, als die Konkurrenz der Swisscom für den Anschluss zum weiterverkauf zahlen muss. Bleiben also noch zehn Franken, um sämtliche Kosten zu decken und Werbung zu machen um Kunden zu gewinnen.

Bluewin: Wir denken langfristig

Bluewin Pressesprecherin Deborah Bucher findet nichts dabei und sieht keinen Anlass, die Preisgestaltung zu überprüfen: «Darüber denken wir im Moment gar nicht nach. Bluewin hat die gleichen Konditionen wie alle Internet Service Provider.» Auf die Frage, wo denn da noch Gewinn zu holen sei meint sie nur: «Wir denken eben langfristig. Natürlich ist es unser Ziel, die Marktführerschaft auszubauen.»
Sunrise Mediensprecherin Monika Walser kann sich kaum vorstellen, wie Bluewin das neue Angebot finanziert, wenn Swisscom tatsächlich für alle die gleichen Kosten berechnet: «Wir fordern ganz klar die letzte Meile, schliesslich sind alle Bluewin-Konkurrenten auf Gedeih und Verderb auf die Swisscom angewiesen.» Bei Sunrise kostet die 256kbit ADSL-Leitung momentan 64 Franken – plus Aufschaltgebühr von 100 Franken. 64 Franken waren auch der alte Preis von Bluewin.

ADSL als Kerngeschäft tot

Urs Käppeli (Bild), CEO des ADSL-Anbieters Profitel, ist empört über das Bluewin-Angebot und hat sein Einschreiben an die Wettbewerbskommission (Weko) schon abgeschickt. Er rechnet vor: «Der 256er Anschluss kostet im Einkauf 39 Franken, dazu kommen Installationskosten von 100 Franken. Alleine daraus ergibt sich eine Subventionierung von 10 Monaten.» Damit sei ADSL als Kerngeschäft für andere Anbieter tot.
Personalkosten, Miete und Werbung rechnet er dabei noch gar nicht. Für ihn ist klar, dass die Swisscom Bluewin subventioniert: «Die Swisscom ist mit der als Profit–Center geführten Bluewin in den tiefroten Zahlen. Sämtliche in der Öffentlichkeit verfügbaren Informationen deuten darauf hin, dass Bluewin noch längere Zeit ein strukturelles Defizit haben wird und von der Swisscom quersubventioniert werden muss.» Nur dadurch könne Bluewin ihre Preise so gestalten.

Die Weko prüft

Patrik Ducrey von der Weko will zum Thema momentan noch wenig sagen: «Wir haben einige Eingaben erhalten, die wir prüfen und mit denen wir natürlich als ersten Schritt die Swisscom konfrontieren werden.»
Der Preisüberwacher Werner Marti hat die Swisscom ohnehin schon auf seiner To-do-Liste für 2002. Im Laufe des Jahres will er die Mietleitungspreise der Swisscom unter die Lupe nehmen, und die Vorwürfe der Eidgenössischen Kommunikationskommission (Comcom) überprüfen. Die Comcom hatte die Mietleitungspreise vor kurzem als massiv überhöht bezeichnet. Sie musste aber auf einen Entscheid des Bundesgerichts hin ein Gesuch von TDC Switzerland (Sunrise) auf Entbündelung der letzten Meile wohl oder übel ablehnen. (ava)


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