Der Berner IT-Dienstleister
Bedag Informatik, eine öffentlich-rechtliche Anstalt des Kantons Bern, soll privatisiert werden. Der Umwandlung der Bedag Informatik in eine AG hatte der Kantonsrat Bern mit 105 zu 37 Stimmen und 17 Enthaltungen Ende März zugestimmt. Laut Gesetz kann der Kanton, bisheriger Alleineigner, bis zu 49 Prozent der Bedag-Aktien an Dritte veräussern.
Streit um Kantonsbeteiligung
Ob der Kanton, wie von der Regierung gewünscht, in Zukunft die Aktienmehrheit behalten wird, ist derzeit noch offen. Darüber entfachte im Grossen Rat eine hitzige Diskussion. Von SVP- und FDP-Räten wurde beantragt, den Artikel, der eine Mehrheitsbeteiligung des Kantons an der Bedag von mindestens 51 Prozent festlegt, zu streichen.
Der Kantonsrat wies vorerst den Antrag zurück und verschob den Entscheid auf eine zweite Lesung. Der Antrag der SP für die Erarbeitung eines Gesamtarbeitsvertrages für die ca. 300 Mitarbeitenden von Bedag wurde mit 96 zu 63 Stimmen abgelehnt. Das Dotationskapital der
Bedag Informatik wurde mit einer Stimmenmehrheit von 123 zu 5 Stimmen von 27,5 Millionen auf 10 Millionen Franken heruntergesetzt. Dieser Beschluss bringt der Staatskasse 17,5 Mio. Franken ein.
Misserfolg mit Strassenverkehrslösung
Vor knapp zwei Jahren versuchte Bedag die Strassenverkehrslösung «Bistrada» zu entwickeln. Das Projekt stiess seitens zahlreicher Kantone auf grosses Interesse. Mit der Motorfahrzeugkontrolle des Kantons Basel gab es laut deren Aussage bereits konkretere Verhandlungen über den Einsatz der Bedag-Lösung. Seitens Bedag wird das bestritten. Richtig
sei, so Rudolf Steiner, Kommunikation Bedag, dass verschiedene Kantone ihr Interesse an Bistrada bekundet hatten, zu näheren Verhandlungen sei es aber nie gekommen.
Laut unseren Informationen wollte die Motorfahrzeugkontrolle die Lösung im Januar 2000 bereits einsetzen und sei zuerst von Bedag vertröstet worden, die schliesslich das Projekt ganz sterben liess. Im Geschäftsbericht der Bedag ist denn auch zu lesen, dass es mit der Strassenverkehrslösung Bistrada nicht gelungen sei, eine standardisierte Applikation zu entwickeln, welche die unterschiedlichen individuellen Anforderungen der verschiedenen Kantone abzudecken vermag.
Der Aufwand für die Fertigstellung einer solchen Lösung sei unterschätzt worden. Die grössten Hindernisse bildeten die Datenübernahme aus den bisherigen Systemen, die sehr unterschiedlichen Besteuerungssysteme in den Kantonen und die Anbindung an die verschiedenen Finanzsysteme. Das Projekt wurde in den Sand gesetzt. Bei der Motorfahrzeugkontrolle Basel hält man sich bedeckt, will lieber nichts gesagt haben. Bedag seinerseits schweigt sich auf die Frage nach der Höhe der Verluste durch dieses misslungene Projekt aus. Es soll sich um mehrere Millionen Franken handeln. Ganz zu schweigen von den Verlusten, die Kunden und Zulieferer erleiden mussten. (sk)