Zürich ist EDS’ Sprungbrett nach Asien

EDS ist mit der Übernahme von Atraxis in der Schweiz zur Nummer zwei im Outsourcing-Markt aufgerückt. Dadurch gewinnt der Schweizer Standort für EDS als zweites Kompetenzzenter weltweit an Bedeutung.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/08

     

Vom Leader IBM ist EDS durch die Übernahme von Atraxis im Schweizer Outsourcing-Markt nur noch um knappe 5 Millionen Euro Jahresumsatz entfernt. Denn obwohl nach der Übernahme der ehemaligen IT-Firma der Sair Group einige Verträge und fast die Hälfte der Mitarbeiter nicht übernommen wurden, teilen sich IBM und EDS vom jährlichen Schweizer Outsourcing-Kuchen von ca. 1 Mrd. Euro rund zwei Drittel: IBM scheffelt 340, EDS/Atraxis 335 Mio. Euro. (Quelle: PAC, 2001). In der Schweiz soll der Markt bis 2005 noch jährlich um 20% wachsen.
Doch nicht nur für die lokale EDS-Niederlassung scheint der Standort Schweiz durch die Übernahme von grosser Bedeutung zu sein. EDS spricht nämlich seit der Übernahme von Atraxis vom Schweizer Standort als dem zweiten internationalen Kompetenzzentrum (für Europa und Afrika) neben dem US-Hauptsitz.
Von hier aus soll in einer dritten Phase gar der asiatische Raum erobert werden. Laut IDC werden Fluggesellschaften für IT weltweit in diesem Jahr 9,8 Mrd. Dollar ausgeben. Der Anteil von EDS an der nicht unbeträchtlichen Summe wird von den Marktforschern auf 13% geschätzt.

Warum weniger Mitarbeiter nötig?

Doch wie werden die aus den beiden Firmen zusammenwachsenden Organisationen in Zukunft funktionieren? Wird es zu einer Konsolidierung von Verwaltungs- und Rechenzentren kommen? EDS hatte vor der Übernahme rund 550 Mitarbeiter, jetzt sind es ca. 1400. Auf Management-Ebene wird man nicht müde zu betonen, dass durch die Übernahme 850 Arbeitsplätze gerettet wurden – die Entlassungen wurden ja auch vor der Übernahme vorgenommen.
Die Frage, wie die frühere Atraxis jetzt plötzlich mit gut der Hälfte Mitarbeitender weniger auskommen soll, bleibt nur zum Teil beantwortet. Jürgen Thorenz (Bild) frisch gebackener Geschäftsführer von EDS Schweiz zu IT Reseller: «Von dem, was Atraxis vor der Übernahme der Sair Group geliefert hat, sind einige Verträge weggefallen. Dienstleistungen für die Sabena zum Beispiel gibt es nicht mehr.»
Ansonsten möchte sich Thorenz nicht in die Nesseln setzen: «Sie verstehen, dass wir zum Zustand vor der Übernahme keine Stellung nehmen können.»
Was die Rechenzentren angeht, so sei man dabei, die ehemaligen Atraxis-Rechenzentren zu vollen EDS Service Management Centres auzubauen. Letztere würden nämlich zusätzlich zum normalen Rechenzentrum-Betrieb Dienstleistungen wie etwa Help Desks bieten. Gleichzeitig sollen die ehemaligen Atraxis-Rechenzentren mit den 160 EDS-Rechenzentren vernetzt werden, gehe es doch darum, allen Kunden der EDS weltweit durch den globalen Verbund kontinuierlich sich verbessernde Dienstleistungen bieten zu können.

Keine Übernahmen geplant

Allerdings wird es im EDS-Rechenzentrum laut Peter Römer, Director Aviation Industry EMEA bei EDS, keine S390 mehr geben: «EDS betreibt in der Schweiz ausschliesslich im ehemaligen Atraxis-Rechenzentrum Mainfraime-Rechner.»
Von den Beziehungen der Atraxis nach Indien hätte man nur wo nötig die Entwicklungsverträge übernommen. EDS verfüge, so Römer weiter, selbst über gute Verbindungen nach Indien. Römer sieht im Moment auch keine weiteren Akquisitionen: «Weil die grössten Reservationssysteme in Europa bereits durch EDS betrieben werden, sind Übernahmen eher weniger wahrscheinlich.» Zürich ist ja auch erst Phase zwei in EDS’ Plan zur Eroberung der Outsourcing-Welt. Von hier aus will man wie eingangs erwähnt Asien erobern. In Indien scheint man sich bereits auszukennen. (mh)

Verträge für 500 Mio. Dollar


Die Vertragsabschlüsse von EDS mit dem neuen Carrier Swiss und einigen Tochtergesellschaften der ehemaligen Swissair belaufen sich auf 200 Mio. Dollar. Im vierten Quartal 2001 hatte EDS mit früheren Atraxis-Kunden Abschlüsse bereits in Höhe von über 300 Mio. Dollar gemacht. Damit liegt der Wert der mit der ehemaligen Atraxis gezeichneten Verträge bei 500 Mio. Dollar.


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