CRM auf Mitarbeiter übertragen

Nach Customer Relationship Management (CRM) haben Consulter und Software-Anbieter mit Employee Relationship Management (EMR) ein neues Schlagwort entwickelt. Was steckt dahinter?

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/10

     

Tom Siebel, CEO des CRM-Anbieters Siebel, hat einmal gesagt, das nächste «Big Thing», das CRM (Customer Relationship Management) folge, werde ERM (Employee Relationship Management), das Verwalten der Mitarbeiterbeziehungen zum Unternehmen, sein.
Das liegt nahe, haben es doch in den letzten Jahren die Verantwortlichen in den Unternehmen schon alle gehört und viele mit mehr oder weniger Erfolg versucht, ihre Prozesse zu Partnern, Lieferanten und Kunden zu optimieren. Jetzt sind also die Mitarbeiter dran.
Ob man es nun ERM oder — wie PWC Consulting — B2E (Business to Enterprise) nennt, gemeint ist allemal dasselbe: Die bisher (teilweise webbasierten) Human-Resource-Prozesse sollen zur umfassenden, unternehmensweiten Vernetzung aller Mitarbeitenden weiterentwickelt werden. Dadurch, so beschwören Software-Anbieter und Berater, werde die Administration optimiert, Teilbereiche eines Unternehmens verknüpft, Wissen so besser verwaltet und also Kosten eingespart. Nicht zuletzt verspricht man, durch Mitarbeiterportale die Zufriedenheit der Angestellten zu steigern.

Was war, was sein soll

Was aber ist neu an der Idee? Laut Dr. Wolfgang Jäger, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Wiesbaden, sind die meisten personalwirtschaftlichen Kernprozesse durch E-Business tangiert: «Einstellungs-, Entwicklungs-, Führungs-, Veränderungs- und Administrationsprozesse finden sich in den E-Business-Ansätzen der ersten Generation wieder.»
In E-Recruiting und E-Learning seien die Nutzenpotentiale vielfach erkannt und umgesetzt worden. Nun sollen aber, so Jäger, die «eher partiellen E-Business-Lösungen im HR-Management» durch weitergehende Ansätze ergänzt werden. Genauer gesagt sollen HR-Portale alle elektronisch abbildbaren HR-Prozesse bündeln.

Eine Evolution!

PWC Consulting geht gar einen Schritt weiter, kein Wunder, spricht man doch gar von einer B2E-Evolution: Ist erst einmal der Schritt zu einem personalisierten HR-Portal getan, sollen weitere Unternehmensfunktionen wie IT oder Finanzen eingebunden werden, bis schliesslich das gesamte Unternehmen ineinander verknüpft werden könne. In einem letzten Schritt (genannt Business to Extendet Enterprise) schwebt PWC gar die Vernetzung des B2E-Systems mit Geschäftspartnern, Zulieferern und Kunden vor Augen — womit der Kreis zu CRM wieder geschlossen wäre. (mh)

Kommentar


Schön und gut, aber...

Laut einer (von PWC durchgeführten) Umfrage soll die Mehrheit der befragten Schweizer HR-Manager der Meinung sein, dass das HR-Portal in Zukunft die «virtuelle Eingangstür» in die Unternehmung sein wird. Die totale Verknüpfung von Unternehmen mit ihren Lieferanten, Kunden und Mitarbeitern ist ein bereits lang existierender Wunsch im E-Business. Tatsache aber ist, dass zum heutigen Datum sehr oft die grossen Ambitionen von noch grösseren Enttäuschungen gedämpft wurden.
Grund dafür ist nicht nur das Platzen der Internet-Blase, sondern auch die Unzahl an abgebrochenen Projekten und Managerkarrieren und damit die Unsummen an verlochten Geldern, die E-Business-Projekte verschlungen haben. In vielen Unternehmen ist man mehr als genug damit beschäftigt, die bestehenden E-Business-Projekte in die Unternehmensprozesse zu integrieren. Aber sicher wird die Zeit kommen, da ein CEO oder COO auch mit E-Business-Projekten wieder einen Blumentopf gewinnen kann.
Bis es soweit ist, nehmen sich die Anbieter schon mal die HR-Leute vor, die kannten für ihre Bedürfnise bis anhin höchstens den Begriff «Intranet», nicht aber «Portal».
Markus Häfliger (Bild)


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