Microsoft scheint das Ganze richtig dramatisch geplant zu haben. Zuerst signalisierten die Redmonder ein leichtes Nachgeben: Im ersten Service-Pack für Windows XP, das in den nächsten Wochen oder Monaten herauskommen soll, wird die Unterstützung für Suns Java in Form von Microsofts eigener Java Virtual Machine (JVM), im Gegensatz zur ursprünglichen XP-Version, wieder mitgeliefert. Doch kurz darauf wird der Knüppel ausgepackt: Ende 2004 soll Schluss sein mit Microsofts Java Unterstützung.
«Die Entscheidung, Microsofts Java-Implementation aufzugeben, wurde aufgrund von Suns Strategie getroffen, das Justizsystem auszunützen, um gegen uns zu konkurrieren», sagte MS-Sprecher Jim Cullinan. Ausserdem führte MS Sicherheitsbedenken an. «Unsere Vereinbarung mit Sun (resultierend aus einem Prozess, den Sun gegen
Microsoft angestrengt hatte; Anm. der Red.) verbietet uns, nach dem 1.1.2004 noch Veränderungen – einschliesslich Security-Verbesserungen – an unserer Java-Implementation vorzunehmen», so Cullinan weiter.
Mein Java, dein Java
Das Schlüsselwort ist hier «unser». Java ist ja eine Programmiersprache, die durch die Virtual Machines auf allen Betriebssystemen laufen sollte. MS wirft Sun aber vor, diese Sprache monopolistisch kontrollieren zu wollen.
Also genau das, was man sonst den Redmondern immer vorwirft. Sun beschuldigt MS wiederum, unter dem Vorwand, die eigene JVM besser in Windows zu integrieren, die Integrität und Kompatibilität der Programmiersprache zu gefährden. (Was auch ein Gericht bestätigte – darum der Vergleich.)
Sun dürfte darum kaum richtig glücklich sein, dass Redmond seine eigene JVM jetzt wieder mitliefert: Eigentlich will man ja, dass MS die neue Version von Sun zu XP beilegt. Bisher hatte man wenigstens gleich lange Spiesse: Anwender mussten beide JVM zuerst herunterladen, und zumindest die Informierten konnten sich auch für Suns Version entscheiden. (hjm)