«Level 3 ist kein Start-up», sagt Uwe Nickl (Bild), seines Zeichens Geschäftsführer DACH des weltweit tätigen Netzwerkbetreibers. Nickl wirbt um Vertrauen in einer Branche, in der Konkursämter oft mehr zu sagen haben als CEOs und Finanzchefs. Tatsächlich ist Level 3 weder in Konkurs wie die Ex-Konkurrenten KPNQwest, Teleglobe und andere, noch unter Gläubigerschutz wie Worldcom oder Global Crossing.
Doch auch Level 3 hatte mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Anfang Jahr beschloss der Konzern, sich auf Grosskunden (andere Carriers, ISPs und grosse, multinationale Firmen) zu konzentrieren, nachdem man sich bereits 2001 von den Operationen in Asien getrennt hatte. Damit gelang es Level 3, rechtzeitig ein Umschuldungs-Abkommen mit den kreditgebenden Banken abzuschliessen, so dass heute die Finanzierung des Marktaufbaus gesichert sein sollte. Der Ausbau des Netzwerkes selbst ist praktisch abgeschlossen.
Nickl: «In den USA sind heute 170 Telcos unter Gläubigerschutz. Bis heute konnte sich noch keiner aus diesem Status wieder lösen. Ein seriöser Grosskunde fragt sich doch, ob er mit einer Firma unter Gläubigerschutz zusammenarbeiten soll.» Gemäss Nickl haben die Affären um KPNQwest, Worldcom und Global Crossing einige Kunden zu Level 3 getrieben.
«Überkapazitäten sind theoretisch»
«Auf Vorrat» geht heute kein Carrier mehr in einen neuen Markt. Seit diesem Sommer sind in der Schweiz Zürich (ab IX Europe Telehouse) und Genf an das Glasfaser-Netz von Level 3 angeschlossen. Der Schritt in die Schweiz erfolgte gemäss Nickl, weil konkrete Kundenanfragen vorlagen. Nickl zählt bei der Kundenakquisition auf zwei Argumente.
Seine Firma beansprucht die Kostenführerschaft bei gleichzeitig höchster Qualität der Dienstleistung. In einem Massenmarkt zählen die Stückkosten, so Nickl. Deshalb sei ein eigenes, grosses Netzwerk entscheidend. Ausserdem ermögliche die eigene Software «Ontap» wesentlich kürzere Einrichtungszeiten für Neukunden oder solche, die ihre Übertragungskapazitäten anpassen wollen.
Die Überkapazitäten im Markt
für Kommunikationsdienstleistungen schrecken den DACH-Verantwortlichen von Level 3 nicht. Nickl: «Die Überkapazitäten bestehen eher theoretisch. Es stimmt, dass sehr viele Assets (Glasfaserleitungen) heute brach liegen. Doch es kostet sehr viel Geld, diese zu beleuchten, zu unterhalten und jeweils auf den neuesten Stand der Technologie zu bringen. Es ist deshalb unwirtschaftlich, ein eigenes Netzwerk auf Basis Konkurs gegangener Carriers aufzubauen, anstatt Übertragungskapazitäten von effizient arbeitenden Anbietern wie Level 3 zu marktkonformen Preisen einzukaufen.» (hc)
Der andere Mega-Carrier
Level 3 entstammt ursprünglich der Bauwirtschaft. Der ehemalige Mutterkonzern, Peter Kiewit Sons, spaltete 1985 alles, was nicht zum Baugeschäft gehörte, ab (Kohlenminen, Strassen-Mautstellen, Kommunikation). 1998 wurde die Gruppe in Level 3 umgetauft und an der New Yorker Nasdaq kotiert. Heute unterhält der Konzern ein 20’000 Meilen langes Netzwerk sowie 33 Metropolitan-Ringe in den USA und in Europa.
Die Gruppe wird im laufenden Jahr über zwei Milliarden Dollar umsetzen, davon etwa 100 Mio. aus dem Nicht-Kommunikations-Geschäft. Operativ will Level 3 in diesem Jahr in die schwarzen Zahlen kommen.