Sun Schweiz bekommt eine neue Organisationsstruktur. Die internen Entscheidungswege sollen gestrafft werden, die Abteilungen Support, Professional Services und Vertrieb enger zusammenarbeiten und Synergien nutzen.
Der Schweizer Markt wird in drei Grossregionen eingeteilt, die sich auf die dort schwergewichtig tätigen Kundensegmente ausrichten. Die Region East mit Zürich und Basel etwa befasst sich vor allem mit den Finanzdienstleistern. Die Grossregion Bern heisst bei Sun Central und richtet ihren Fokus auf die Telekommunikation. Die dritte Grossregion, West, soll die gesamte Romandie versorgen.
Mit der neuen Einteilung sucht Sun mehr Nähe zu seinen Kunden, statt sich wie bis anhin vor allem an deren Grösse zu orientieren. Ziel ist, wie Andreas Knöpfli (Bild) – seit 1. Oktober Managing Director von Sun Schweiz – sagt, auch die Erschliessung neuer Marktsegmente. So will man beispielsweise vermehrt die öffentlichen Verwaltungen angehen.
Weniger Partner für «Optimale Marge»
Sun behält sich vor, Grosskunden – genannt wurden die Grossbanken Credit Suisse und UBS – selber zu betreuen, wie Knöpfli ausführte. Hingegen sollen von den Key-Accounts in den drei Grossregionen nach den Vorstellungen von Knöpfli rund drei Viertel für die Partner reserviert bleiben.
Der allgemeine Markt wird weiterhin zu hundert Prozent über den Channel bearbeitet. Entsprechend den neuen Strategien und Strukturen mussten sich die Partner bereits seit Frühjahr einer Überprüfung unterziehen. Wie Knöpfli sagt, sind die Neubewertungen zu 70 Prozent durchgeführt und werden bis Ende Jahr abgeschlossen sein. Von den rund 50 Partnern werden dann noch 20 bis 30 übrig bleiben. Knöpfli: «Mehr als die Hälfte unseres Umsatzes läuft über unsere Partner.
Sie müssen daher eine optimale Marge erwirtschaften können.» Auf Nachfrage konkretisiert er, dass er fünf Prozent für diejenigen, die nur gerade einen Kundenbesuch und eine Offerte investieren und den Rest Sun überlassen, als relativ grosszügig ansehe. Wer jedoch selber Kunden bringt, dürfe mit acht bis zehn Prozent rechen: «Wir erwarten, dass jeder in der Kette einen Zusatzwert erbringt, sonst generiert er nur Kosten. Bei einer Marge von acht Prozent sollte ein Partner bei drei bis dreieinhalb Millionen Umsatz Break Even erreichen können. Es braucht also schon gewisse Anstrengungen.»
Wolkenkratzer
In Anspielung auf die Bemerkung von IT Reseller, dass er bei seiner Ernennung zum Managing Director in Volketswil eine Baustelle antreffen werde, meinte Knöpfli selbstsicher, mit der neuen Struktur sei nun ein Fundament gelegt, auf dem sich Wolkenkratzer errichten liessen. Sein Wort in Gottes Ohr, denn ganz so toll sieht es bei Sun noch nicht aus.
Im Ende September abgeschlossenen ersten Quartal des Geschäftsjahrs 2003 weist das Unternehmen weltweit einen Nettofehlbetrag von 111 Millionen Dollar aus. Der Umsatz von 2,7 Milliarden Dollar bedeutet vier Prozent weniger als in der Vergleichsperiode des Vorjahres.
Um die Kosten in den Griff zu bekommen, wurde weltweit eine Reduktion des Personalbestandes um 11 Prozent oder 4400 Personen angekündigt. Bis Ende Jahr soll die Belegschaft auf 35’000 Mitarbeiter reduziert werden, um operative Kosten von rund 100 Millionen Dollar einzusparen. Dies erklärte Finanzchef Steve McGowan anlässlich der Präsentation der Quartalszahlen. Bisher war Sun beim Abbau von Arbeitsplätzen eher zurückhaltend vorgegangen.
Vor einem Jahr waren erstmals in der Geschichte des Unternehmens 3900 Stellen gestrichen worden. «Harte Zeiten fordern harte Entscheidungen», kommentierte Konzernchef Scott McNealy, und versprach, Sun rasch wieder rentabel zu machen. Er verwies auf gestiegene Marktanteile und Fortschritte in Absatzgebieten wie Life Sciences, im Gesundheitswesen und im Einzelhandel.
Stellenabbau auch in der Schweiz
Knöpfli bestätigte, dass auch hierzulande Stellen gestrichen würden. Sun beschäftige in der Schweiz 323 Personen. Weitere 40 sind im Europa-Hauptquartier in Genf mit internationalen Funktionen betraut. Genaueres zum Stellenabbau mochte Knöpfli noch nicht sagen, meinte aber, dass wohl fünf bis acht Prozent der Arbeitsplätze in der Schweiz verloren gehen dürften: «Das sind immerhin weniger als andernorts.
Zum Teil, weil wir insgesamt relativ gut gewirtschaftet haben. Andererseits zahlt sich nun aus, dass wir bei der Aufstockung des Personalbestandes in den letzten Jahren zurückhaltend waren.» Nicht betroffen sind Forschung und Entwicklung.
Knöpfli meinte, dass die Analysten mit ihrer eher pessimistischen Einschätzung des Unternehmens wohl etwas übertreiben, er selbst sei optimistischer. Er wolle sich aber nicht beklagen: «In den vergangenen Jahren haben wir vom Boom profitiert. Nach dem Platzen der Dotcom-Blase leidet Sun nun wie viele andere unter der geringen Investitionslust der Unternehmen.» (fis)