IBM erweitert seine Softwareabteilung. Für 10,50 Dollar pro Aktie, was einen Kaufpreis von etwa 2,1 Mrd. Dollar ergeben würde, möchte Big Blue Rational Software kaufen. Die entsprechende Vereinbarung zwischen den beiden Unternehmen ist unterschrieben, die Übernahme muss aber noch von den üblichen Behörden sowie den Inhabern von Rational-Aktien abgesegnet werden.
IBM erwartet, dass der Deal im ersten Quartal 2003 definitiv über die Bühne gebracht werden kann.
IBMs fünfter Software-Brand
Die weltweit 3400 Angestellten von Rational sowie seine Produkte sollen in IBMs Software-Gruppe integriert werden. Dort wird Rational eine eigene Abteilung und neben Lotus, DB2, Tivoli and Websphere IBMs fünften Software-Brand bilden. Die Produkte sollen weltweit weiterhin durch die Salesabteilung von Rational vertrieben werden, die in IBMs eigene Sales integriert wird.
Mike Devlin, Mitgründer und jetziger CEO von Rational wird die Abteilung leiten und direkt Steve Mills, dem Leiter von IBMs Software-Gruppe, unterstehen. Geplant ist, die Rational-Produkte stärker in IBMs bisherige Software-Lösungen zu integrieren. Die Investitionen in die Produktentwicklung sollen erhöht werden, um neu auftauchende Bedürfnisse von Systemintegratoren und Softwareentwicklern abzudecken.
Weg von .Net?
Rational, ein langjähriger Partner von
IBM, stellt Tools für die Entwicklung von Applikationen her. Bisher gehören dazu Produkte für vielerlei Plattformen und Entwicklungsumgebungen, darunter vor allem auch die beiden Hauptkontrahenten J2EE und .Net. IBM ist eines der Schwergewichte auf der Java-Seite. IBM verkündet zwar offiziell, dass Rational für alle Plattformen weiterentwickeln werde.
Mills allerdings schränkte bereits ein: «Das hängt davon ab, wie sich der Markt entwickelt.» Viele Analysten glauben nicht, dass Rational noch lange Produkte für die gegen Java konkurrierende .Net-Plattform entwickeln wird.
Microsoft übrigens hat zugegebenermassen intern über eine Aqkuisition von Rational nachgedacht - dafür ist es nun zu spät.
Warum überhaupt verkaufen?
Rational hat zwar im dritten Quartal etwas bessere Zahlen als erwartet abgeliefert, insgesamt aber unter der Investitionsunlust der Unternehmen gelitten. In den ersten neun Monaten des Jahres 2002 erzielte das Softwarehaus 307 Mio. Dollar Umsatz, 9,6 % weniger als im gleichen Zeitraum im letzten Jahr. Der Verlust betrug 26 Mio. Dollar. (hjm)