Sun möchte seinem Software-Business durch das Projekt «Orion» neuen Schub geben: Wahrscheinlich ab Ende Jahr soll alle Server-Software als «integriertes Software System» und unter einem einheitlichen Pricing-Modell vertrieben werden.
Ausserdem wird ihr ein gemeinsamer, vierteljährlicher Update-Fahrplan verpasst. Die Programme werden zusammen als komplettes Paket für Solaris oder Linux erworben werden können.
In das Orion-Paket integriert werden sollen schliesslich zum Beispiel Produkte wie Suns One Web Server, Applikationsserver und Management Tools, E-Mail-, Collaboration- und Kalender-Lösungen, die Clustering-Software und wahrscheinlich auch Storage-Management-Lösungen. Gemäss Sun will man aber durch «Orion» nicht die Produkte von Drittherstellern ausschliessen.
Alle Produkte werden auch weiterhin einzeln erhältlich sein, und im Bündel sollen die Applikationen zwar alle vorhanden sein, sie werden aber nur aktiviert, wenn sie auch wirklich benutzt werden.
Administrationkosten verringern
Jonathan Schwartz, Chef der Software-Abteilung, erklärt den Sinn des Projektes so: «Um das Chaos der Softwarebetriebsformen, wie es im Moment auf dem Markt besteht, zu verringern, formen wir aus allen unseren Produkten einen «Software-Zug», der einem regelmässigen Fahrplan folgt. Dabei wird aber jede Komponente strikte Kriterien erfüllen müssen, bevor sie ‘einsteigen’ darf.»
Mit Orion verfolgt Sun zwei Stossrichtungen. Viele Kunden haben zunehmend Mühe, sich über die dauernden Updates, Releaseversionen und Patches der verschiedenen Hersteller auf dem Laufenden zu halten. Ausserdem verursacht das auch – gerade an den heutigen engen IT-Budgets gemessen – spürbare bis schmerzliche administrative Kosten. Diesen Kunden will Sun durch die in regelmässigen Abständen und dadurch voraussagbaren, für alle Sun-Software-Produkte gleichzeitig erfolgenden Updates, das Leben erleichtern.
Einheitliches Pricing für alle Produkte
Auch durch transparentes, einfaches Pricing will sich Sun Konkurrenzvorteile verschaffen. Gegen den Wirrwarr der bestehenden Pricingmodelle, bei denen jede Applikation wieder anders verrechnet wird – zum Beispiel das Betriebssystem nach CPUs, Mailserver nach Anzahl Mailboxen, Directorys nach Anzahl der Einträge usw. – möchte Sun eine einheitliche Preisgestaltung für alle verschiedenen Produkte einführen. Ganz klar ist, dass man damit vor allem auch
Microsoft an den Karren fahren will.
Details unklar
Die Details des Pricings sind allerdings noch nicht ausgearbeitet. Schwartz meinte, er favorisiere eine einfache, wahrscheinlich jährliche Flatrate. Diese könnte, je nach Kundenwunsch, auf der Anzahl der User, der Anzahl von Filialen (vor allem für Kunden aus dem Retail) oder der Anzahl Abonnenten eines bestimmten Dienstes (Telekomms) basieren. Genaueres soll in den nächsten zwei bis drei Monaten bekannt gegeben werden.
Chance für Channel?
Gleiches gilt für die neue Channel-Strategie, die mit dem Orion-Projekt einher gehen soll. Der Channel dürfte das Orion-Projekt auf jeden Fall aufmerksam verfolgen. Etwas haben die Verantwortlichen schon klar gemacht: Durch Orion möchte Sun versuchen, auch bei mittelgrossen Kunden stärker ins Geschäft zu kommen – und dazu brauche man Lösungsanbieter als Partner. (hjm)