Beim Amsterdamer Systemintegrator
Getronics wird alles unternommen, um den Schuldenberg abzubauen und die drohende Insolvenz abzuwenden. Mitte Februar hat das damals noch amtierende Management einen weiteren Versuch unternommen, seinem Hauptharst an Gläubigern, den Obligationeninhabern, für die Rettung des Unternehmens ein akzeptables Angebot zu machen: Diese sollen nämlich ihre Obligationen gegen neu auszugebende Aktien und etwas Bargeld eintauschen. 11,3 Milliarden Aktien sollen neu ausgegeben werden — bisher sind nur 409 Millionen Anteilspapiere im Umlauf.
Damit der Deal aber auch tatsächlich zum erhofften Erfolg führt, müssen mindestens zwei Drittel der Obligationen eingetauscht werden. Getronics gab Mitte Februar bekannt, dass Besitzer von über 60% der Obligationen die Bereitschaft signalisiert hätten, vom nunmehr verbesserten Angebot Gebrauch zu machen und die Obligationen gegen Aktien einzutauschen.
Erstes Angebot gescheitert
Anfang Januar hatte
Getronics ein Angebot gemacht, das mit einem gemischten Angebot von neuen Obligationen, Aktien und Cash die Obligationeninhaber zum Tausch hätte überzeugen sollen. Allerdings konnten nur gerade Inhaber eines Viertels der Obligationen für das Angebot gewonnen werden.
Um die Schulden wenigstens annähernd zu tilgen, hätten aber mindestens 57,5 Prozent des Gesamtwertes eingetauscht werden müssen und selbst dann, so liessen Firmenvertreter gegenüber CNN verlauten, hätte noch eine Finanzierungslücke bestanden. Auf das Angebot hin brach der Aktienkurs der Getronics zusammen und halbierte sich nach der Ankündigung des zweiten Angebots gleich nochmals.
Management gefeuert
Wie die Schuldensanierungsfrage ausgeht, ob sich die Obligationeneigner zum Tausch durchringen konnten, war bis Redaktionsschluss nicht bekannt. Dass die Situation weiterhin nicht einfach ist, zeigte sich am 21. Februar. An dem Datum wurde das bisherige Management vom Verwaltungsrat zum Rücktritt aufgefordert. Der CEO Peter van Voorst und der Finanzchef Jan Docter nahmen ihren Hut, nachdem sie gewarnt hatten, der Gewinn werde im Geschäftsjahr 2002 um 15 Prozent tiefer ausfallen als bisher angenommen.
Mit den beiden Top-Leuten verlassen zwei altgediente Getronics-Hasen das Unternehmen. Voorst war seit 1985 und Docter seit 1988 an Bord. Als Nachfolger sind Axel Rückert als künftiger Chairman sowie Klaas Wagenaar als sein Vize und Chief Financial Officer (CFO) vorgesehen. (mh)
Abtragen des Schuldenbergs
Ziel von
Getronics ist es, die Nettoverschuldung von 450 Millionen Euro auf etwa 100 Millionen Euro herunter zu bringen. Die Kosten für die Schuldenreduktion würde dabei hauptsächlich von den Aktionären getragen, da die Zahl der Aktien (nach dem neuesten Angebot von 409 Millionen auf bis zu 11,3 Milliarden) erhöht werden soll, was ihren Wert verringert. Etwas über 500 Millionen Euro von Getronics Bruttoschulden stammen aus zwei Serien von Wandelobligationen, die 2004 und 2005 fällig werden.