Bilder v.l.n.r: Jürg Dangel, CEO Pixelpark; Mike Zingg, Marktingleiter Unic; Gian-Franco Salvato, Chairmen Aseantic; Matthias Asendorf, Marketing Manager Crealogix; Urs Bucher, Sales Manager, Namics
Die Webdienstleister waren seit dem Aufkommen ihres Geschäfts eher auf die Privatwirtschaft konzentriert. Dass sie sich nach dem Platzen der Dot-Com-Blase vermehrt den Ausschreibungen des öffentlichen Sektors zuwenden, ist nicht verwunderlich. Mehr jedoch verwundert es, dass es unter den grössten Schweizer Webdienstleistern immer noch welche gibt, die sich kaum um den Markt gekümmert haben.
Pixelpark fängt erst an
Ein Beispiel dafür ist Pixelpark. Der einst erfolgsverwöhnte E-Business-Pionier hat im öffentlichen Sektor bisher noch kaum Projekte realisiert. Dies soll sich nun aber ändern. Jürg Dangel, CEO Pixelpark Schweiz, macht ein grosses Potential aus: «Wir haben zwar relativ spät angefangen, uns um den öffentlichen Bereich zu kümmern.
Da die Entwicklung aber erst in den Anfängen steckt, ist der Public Markt ein grosses Betätigungsfeld mit noch sehr viel Potential.»
Um nun im öffentlichen Sektor mitmischen zu können, hat Dangel einen Sales-Mann engagiert, der sich ausschliessich um den Public Markt kümmert. Dangel selbst ist darüber hinaus bei eCH, der E-Government-Standardisierungsinitiative von Wirtschaft, Bund, Kantonen und Gemeinden, Mitglied, auch – und da macht er kein Geheimnis draus – um sich neben den Zielen der Initiative auch um das Beziehungsnetz in einem für Pixelpark noch unerschlossenen Gebiet zu kümmern.
Unic noch verhalten
Auch Unic Internet Solutions ist in Sachen öffentliche Hand noch nicht sehr stark, obwohl als einzige der grossen Agenturen in der Bundeshauptstadt beheimatet. Laut Marketingleiter Mike Zingg ist der Bereich für Unic zwar interessant, allerdings sei der Aufwand bei Ausschreibungen sehr gross, die Gewissheit, zum Zug zu kommen, hingegen klein.
Zwar hat man mit der Stadt Burgdorf, dem BUWAL-Projekt «Wasser 3000», Swissmedic oder dem Bundesamt für Bildung und Wissenschaft bereits Projekte realisiert und versucht auch, im Public-Markt mehr und mehr Fuss zu fassen. Zingg resümiert aber pragmatisch: «Unic ist im KMU-Bereich stark positioniert, hier ist das Auswahlverfahren weniger aufwendig und etwas transparenter.»
Aseantic rechnet mit 20%-Anteil
Schon weiter fortgeschritten im öffentlichen Sektor ist Aseantic. Dabei mag dem Bieler Unternehmen vielleicht die Nähe zu «Bundesbern» gelegen kommen – oder wie es Chairman Gian-Franco Salvato ausdrückt: «Für einmal ist der Berner Dialekt ein Vorteil.» Aseantic hat bereits einige Projekte für Bund und die Berner Behörden realisiert, darunter den Internetauftritt für das Bundesamt für Armeematerial und Bauten, das Intranet für das Bundesamt für Rüstung und Internetauftritte für WiBS (Wirtschaftsinformatik Biel/Seeland) und die kantonale Wirtschaftsförderung (Wirtschaftsberatungs Cluster).
Für Salvato haben Bundesämter und kantonale Ämter erste Priorität, Projekte auf Städte- oder Gemeindeebene dagegen weniger. Es sei, so Salvato, ganz einfach eine Frage der Projektgrösse und der Art der Projekte, die auf Bundes- und Kantonsebene mit Websiteauftritten, Intranets und CMS-Anbindungen eher der Ausrichtung Aseantics entsprächen als Projekte auf Gemeindeebene.
Salvato sieht zwar im öffentlichen Sektor längst keinen Boommarkt, erachtet den Sektor aber als wichtigen Wachstumsbereich.
Salvato hat seit dem Gewinn erster Projekte Mitte 2002 den Bereich ausbauen können, seither Projektfranken in siebenstelliger Höhe eingeholt. Dass der Public-Markt für Aseantic zu einer bedeutenden Einnahmequelle avanciert ist, verdeutlicht Salvato mit seinen Aussichten für 2003: «Für das laufende Jahr streben wir einen Umsatzanteil von 20% mit dem öffentlichen Sektor an.»
Auch Crealogix mit von der Partie
Auch der sich nicht mehr als Webdienstleister sehende Branchenprimus
Crealogix hat, obwohl traditionell in der Finanzbranche verankert, zusätzlich einige kleinere Eisen im Feuer des öffentlichen Sektors. Neben älteren Projekten für die ETH und Universität Zürich und Aufträgen für Postfinance und die SBB gewannen die Bubikoner kürzlich zusammen mit
Siemens ein Projekt für die Schweizer Luftwaffe.
Pressesprecher Matthias Asendorf darf zwar zum Projekt keine genauen Angaben machen, verrät aber immerhin, dass es sich nicht um ein klassisches E-Business-Projekt handelt: «Wir bauen keine Website für die Luftwaffe, sondern der Auftrag geht in Richtung klassisches Softwareengineering.»
Crealogix biete ausserdem bei Ausschreibungen im Kanton Zürich mit, es sei allerdings nicht ganz einfach, Fuss zu fassen. Asendorf: «Es bieten halt bei jedem Projekt viele verschiedene Anbieter mit.»
Einfacher wurde es durch den Zukauf der Baarer M.I.T im letzten Sommer. Durch die Übernahme konnte Crealogix beim VBS (Eidg. Departement für Bevölkerungsschutz und Sport) Fuss fassen, ist dort doch die M.I.T bereits mit diversen E-Learning-Projekten aktiv.
Das Gespann Day / Namics
Namics und die Basler CMS-Schmiede Day sind wohl zur Zeit das erfolgreichste Gespann in Sachen öffentlicher Sektor. Auf Bundesebene, wo
Namics bereits einige Projekte für sich beanspruchen kann, wird meistens Days «Communiqué» eingesetzt, bei Stadt und Kanton Zürich kommt neben Day auch gelegentlich Obtree zum Einsatz.
Namics Referenzliste im öffentlichen Sektor ist beachtlich: Neben älteren Projekten wie z.B. einem für die Wirtschaftsförderung des Kantons St. Gallen, die Staatskanzlei Zürich oder die Roll Back Malaria Initiative stechen grössere Coups wie Aufträge für das Bundesamt für Landwirtschaft oder für die Informatikabteilung der Stadt Zürich, die vollumfänglich auf Day umgerüstet wird, hervor.
Sales Manager Urs Bucher beziffert die Projekt-Volumen «zwischen 250 und 500’000 Franken» und geht davon aus, dass Namics mit E-Government-Projekten derzeit ca. 15% des Umsatzes macht, Tendenz steigend. Interessant auch, dass Bucher durch die WAI-Initiative (Web Access Ability Initiative) einen weiteren möglichen Investitionsschub erwartet: Wenn die Behindertentauglichkeit für Informationen im öffentlichen Sektor per Dektret gewährleistet sein muss, würden weitere Projekt-Franken für die Webdienstleister locker werden. (mh)