Mehraufwand beim Kreditmanagement

Distributoren macht nicht nur die Zahlungsmoral ihrer Kunden zu schaffen. Auch mit den Kreditversicherern, Auskunfteien und Inkassogesellschaften haben sie ihre liebe Mühe.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2003/05

     

«In gewissen Fällen steckt bei Zahlungsproblemen kriminelle Energie dahinter. Wir hatten schon einen Fall, wo uns ein Reseller gefälschte Postquittungen gefaxt hat», sagt Theo Tataropoulos, Teamleader Accounts Receivable bei Ingram Micro Schweiz, «doch auch mit unseren Auskunfteien und Inkassogesellschaften haben wir unsere liebe Mühe.»
Tataropoulos deutet damit etwas an, das Zeit und Geld kostet: die Zahlungsfähigkeit eines Kunden abklären und im «Notfall» die Ausstände wieder eintreiben. Eben Aufgaben, die traditionell von Drittfirmen angeboten werden, müssen laut Tataropoulos in letzter Zeit häufig von Ingram selbst wahrgenommen werden, will man nicht auf Kunden, sprich Umsatz oder den Erhalt fälliger Ausstände verzichten.
«Die Inkassogesellschaften arbeiten zum Teil sehr schlecht. Termine werden nicht eingehalten, und bezahlen muss man sie auch dann, wenn sie gar nicht erfolgreich arbeiten. Mittlerweile ist unsere Kreditabteilung effizienter und erfolgreicher», konstatiert er nach einem Dreivierteljahr bei Ingram.

Vorauskasse verlangen

Als schwierig bezeichnet er, kriminelle Kunden von Pechvögeln zu unterscheiden. Doch bevor es überhaupt zu Zahlungsproblemen von Kunden kommt, hat Tataropoulos noch mit anderen Problemen zu kämpfen: «Die Versicherer sind aufgrund der vielen konkursiten IT-Firmen vorsichtiger mit der Vergabe von Policen geworden.
Versicherungen akzeptieren zum Teil gewisse Kunden nicht mehr, oder Kreditlimiten werden gekürzt. Solche Fälle müssen wir intern lösen. Wir arbeiten in letzter Zeit häufiger mit Vorauskasse oder setzten Kreditlimiten danach fest, ob Informationen zur betreffenden Firma verfügbar sind oder nicht.»
Für Tataropoulos ist ein sauberes Kreditmanagement das A und O seines Jobs nach dem Motto: Vorbeugen ist besser als heilen: «Wenn man die Kreditvergabe seriös vornimmt, bleibt der Abschreiber bei Schadensfällen im Maximum beim vertraglichen Selbstbehalt.»
CFO Roger-René Müller geht gar noch einen Schritt weiter: «Die Versicherer bestimmen im Extremfall unsere Umsätze. Wenn sie sich mehr und mehr aus der IT-Branche zurückziehen, müssen in Zukunft Reseller mehr Eigenkapital vorweisen können.»

Kommunikation als Instrument

«Kreditversicherungen legen heute strengere Massstäbe an, kürzen Kreditlimiten und reagieren schneller bei Überfälligkeiten», sagt Jan Schulz (Bild), Managing Director Actebis. Auch er macht erhöhten internen Aufwand aus, werde doch das Eigencontrolling immer wichtiger. Zwar könne man sich auf die Auskunfteien nach wie vor «zu 99 Prozent» verlassen, «naturgemäss ist das aber nur ein Teil der Information, und oft sind die zugrunde liegenden Auskünfte und Bilanzen ein halbes oder gar ein ganzes Jahr alt.
Damit bleibt es immer bei hoher Eigenverantwortung», führt er aus. Kreditlimiten würden grundsätzlich eingehalten bei Actebis, sagt Schulz. Wenn aber ein Kunde immer pünktlich zahlt, könne eine Limite auch mal überschritten werden. «Und sonst gibt es die Möglichkeit für Projektlimiten, die wir bei der Versicherung beantragen oder selbst vergeben.»
Auf jeden Fall seien «Frühwarnsysteme» ein wichtiges Instrument: «Man muss die Zahlungsmoral der Kunden beobachten. Letztlich ist die Kommunikation zwischen Credit Controlling, Verkaufsabteilung und Kunde entscheidend», konstatiert Schulz. (mh)


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