Das Geschäftsmodell leuchtete ein – und tut es immer noch: Kunden sollen ihre Server im Datencenter eines Drittunternehmens unterstellen. Damit können sie sich die hohen Kosten für die Infrastruktur (Bau, Internetanschlüsse, Security usw.) teilen – wobei natürlich für den Betreiber auch etwas abfallen sollte.
Hörte man sich vor zwei, drei Jahren die Pläne von Carriern, spezialisierten Unternehmen aber auch manchem einheimischem Unternehmen an, bekam man das Gefühl, dass die ganze Schweiz bald von einem Wald von riesigen Datencentern überzogen sein würde.
Kaum mehr Spezialisten
Die Realität sieht nun ganz anders aus. Vor allem im Laufe des letzten Jahres verschwanden viele wieder aus der Schweizer Landschaft. Frits van der Graaff, Chef von IXEurope Zürich, war Ende letzten Jahres einer der ganz wenigen, der ein neues Zentrum eröffnen konnte – allein im Raum Zürich konnte er damals unter nicht weniger als acht Datenzentren, die zum Verkauf standen, auswählen!
Inzwischen ist wieder etwas Ruhe eingekehrt, und die Überlebenden versuchen ihre Geschäfte jetzt vorsichtig auszubauen. Die Konsolidierung, meint allerdings van der Graaff, ist noch nicht abgeschlossen. Dringlich sei es für die meisten international tätigen Unternehmen, noch in diesem Jahr als Gesamtkonzern, und nicht nur in einzelnen Ländern, die schwarzen Zahlen zu erreichen – die Reserven sind dünn geworden.
Zur grossen Schliessungswelle führten das Überangebot durch überrissene Pläne und die ausbleibenden Kunden. Für viele spezialisierte Firmen, von Riesenschulden durch die für den Bau der Zentren nötigen Investitionen belastet, bedeuteten die leerstehenden Hallen und die mangelnden Einnnahmen ein schnelles Aus. Prominente Beispiele aus dem letzten Jahr waren Digiplex in Genf und Energis, deren schönes Datacenter in Dübendorf nun ein schnödes Lagerhaus ist. Übrig geblieben sind in der Schweiz nur IXEurope und Interxion.
Regionalere Pläne
Carrier hatten im allgemeinen mehr Reserven und konnten redimensionieren – falls sie nicht aus anderen Gründen Konkurs gingen. Viele zogen sich aber aus dem Datacenter-Geschäft zurück. Das zweite Zentrum von IXEurope gehörte zum Beispiel ursprünglich Carrier 1. Andere bauen heute sogar vorsichtig aus, wie zum Beispiel
Sunrise, die Ende Jahr ein Zentrum in Basel für Kunden aus der Nordwestschweiz eröffnet hat.
Auch der Provider
Green hat gerade ein Colocation-Zentrum eröffnet, vor allem für Kunden aus der Region Mittelland. Aber auch solche kleineren Projekte lohnen sich, meint Green-Chef Guido Honegger, eigentlich nur, wenn man bestehende Infrastruktur nutzen und damit Investitionskosten sparen kann. Die Server sind heute viel kleiner als früher, und Green nutzt nun den frei gewordenen Platz in seinem Hostingcenter für das Server Housing. (hjm)