INSIDER IM GESPRAECH: Peter Esser, Kostenbekämpfer


Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2003/15

     

Man sieht Peter Esser, der bei Fujitsu Siemens für die Volumenprodukte und die Produktion verantwortlich ist, viel Erfahrung, aber auch eine gewisse Härte an. Der Mann muss über ein gutes Zeitmanagement verfügen, leitet er doch quasi im Nebenjob auch gerade noch Fujitsu Siemens Deutschland. Wir haben Peter Esser in Zürich getroffen.
Der studierte Informatiker und langjährige Siemens-Manager hat einiges zu erzählen. So vom ewigen, knüppelharten Kampf gegen die Kosten. Jährlich muss er die Komponenten-unabhängigen Produktionskosten für PCs (der Fachbegriff lautet «cost per box») um 8% senken. Lager- und Produktionszeiten sind Essers grosser Feind.
Wer die Cost per Box drücken will, muss das Inventar senken und die Produktionszeiten verkürzen. Esser, nicht ohne Stolz: «Wir sind die einzigen neben Dell, die mit PCs überhaupt noch Geld verdienen. Wir haben letztes Jahr mit einer veritablen Rosskur in meinem Bereich 40 Millionen Euro Kosten rausgenommen – wenn wir das nicht geschafft hätten, hätte es uns aus dem Geschäft geblasen.»
Dies dürfte nicht die letzte Sparübung beim grössten europäischen Computer-Hersteller gewesen sein. So werden zur Zeit die europaweiten Strukturen nach Rationalisierungsmöglichkeiten abgeklopft. Der deutsch-japanischen Magerkur zum Opfer fallen werden beispielsweise die länderspezifisch ausgestalteten PC-Sortimente.

Der Channel muss billiger werden

Obwohl Fujitsu Siemens nach eigenen Angaben in jüngster Zeit einige Schweizer Grosskunden von
Dell zurückgeholt hat, merkt man doch im Gespräch mit Esser: Dell ist heute die Messlatte jedes Computerfabrikanten. Die Versuchung mit vermehrtem Direktverkauf das erfolgreiche Modell der Texaner zu kopieren, ist da natürlich gross.
«Wann werden Sie den Channel verraten», wollten wir deshalb von Esser wissen. Als Antwort folgt keines jener unglaubwürdigen Glaubensbekenntnisse zum Channel. Esser: «Solange der Partner Mehrwert für den Kunden oder den Hersteller bringt, wird er überleben können.
Wenn er für keine Seite einen Mehrwert bieten kann, hat er seine Funktion verloren. Voraussetzung für ein indirektes Modell ist jedoch, dass alle Channel-Partner Kosten rausnehmen.» Gemeint ist beispielsweise, dass FSC-Partner vermehrt elektronisch kommunizieren und sich möglichst direkt in die Lieferketten des deutsch-japanischen Konzerns einhängen sollten.

Die Sache mit dem Kopf

Die Schlacht im PC-Business wird heute auf der Kostenseite geschlagen – das macht Esser klar. Doch wie geht er mit der Rolle als «Bad Guy» um, der saniert, Stellen streicht und Löhne kürzt? Wäre er nicht lieber einmal auch der «Good Guy»? Alles eine Sache des Kopfes, meint Esser. Er sehe sich eben als «Good Guy», der das Überleben der Firma sichert.
«Auch der Belegschaft ist klar, dass wir laufend Kosten senken müssen.» Die akribische Suche nach Spar- und Rationalisierungspotential bei Fujitsu Siemens wird also weitergehen. (hc)


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