Swisscom fordert sich selbst heraus

Über die Marktchancen der neuen VPN-Lösung auf der Basis von ADSL sind sich die Provider uneinig. Der grösste Feind des neuen Produkts lauert aber in den eigenen Reihen der Swisscom.Über die Marktchancen der neuen VPN-Lösung auf der Basis von ADSL sind sich die Provider uneinig. Der grösste Feind des neuen Produkts lauert aber in den eigenen Reihen der Swisscom.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2003/16

     

Demnächst schickt die Swisscom ihre neue VPN-Lösung ins Rennen. Sie baut auf den Business-ADSL-Zugängen auf und wird den bestehenden Breitbandprovidern zum Wiederverkauf angeboten. Die Reaktion der ADSL-Provider ist gemischt, über die Erfolgschancen sind sie sich uneinig.
Für die einen hat das Produkt gleich mehrere Pferdefüsse, andere sind begeistert.
Die Lösung funktioniert ausschliesslich über ADSL- und Dial-up-Verbindungen in das Swisscom-Netz – eine ausländische Niederlassung kann ein Kunde auf diese Weise nicht anbinden. Der Kunde erhält einen vorkonfigurierten Router, auf den die Swisscom für Wartungszwecke zugreifen kann.

Blackbox

«Man kauft von der Swisscom eine Blackbox, hat keinen Einfluss auf die Qualität oder die Technologie», äussert sich Fredy Künzler von Init7 kritisch. Bei diesen Produkten verlange der Kunde viel eher massgeschneiderte Lösungen, ist Künzler überzeugt. «Die Swisscom geht halbherzig vor, weil sie sich mit dem neuen Produkt selbst konkurrenziert», äussert Künzler einen Verdacht, der oft zu hören ist.
Damit spricht er die selbst von Swisscom-Angestellten oft zitierten internen Querelen zwischen der Wholesales-Abteilung von Swisscom Fixnet und Swisscom Enterprise Solutions an. Erstere wird mit den neuen VPN-Produkten auf Kollisionskurs mit der Letzteren gehen, die solche Lösungen bereits seit langem anbietet. Gemäss ersten Schätzungen werden nämlich die neuen ADSL-VPN-Produkte die Preise von Swisscom Enterprise Solutions um etwa 30 Prozent unterbieten.

Investitionen von 100’000 Franken

Trotz dieses Preisvorteils, herrscht bei den meisten ADSL-Anbietern eine kritische Sichtweise und Zurückhaltung vor. Diese Vorsicht hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass die interessierten Provider für den Aufbau der notwendigen Infrastruktur, um das VPN-Produkt anbieten zu können, in etwa 100’000 Franken investieren müssten.
Ein hoher Betrag in Zeiten, in denen die Provider mit hauchdünnen Margen versuchen müssen, den Kopf über Wasser zu halten. Diese Ausgangslage führt denn auch dazu, dass bis jetzt erst zwei Provider, Cybernet und Netstream, angebissen haben. Sie haben bereits bei Pilotkunden die VPN-Lösung aufgeschaltet.

Bandbreiten vor Veränderung

Kurz vor Redaktionsschluss liess die Swisscom erstmals durchsickern, wie die Bandbreiten bei den ADSL-Business-Angeboten künftig ausgestaltet sein werden. Anstelle von brutto 512/512 kbps, 1024/512 kbps und 2048/512 kbps werden künftig Nettoleistungen von 300/300, 600/500, 1200/500 sowie 2400/500 kbps (Download/Upload) angeboten.
Diese Anpassung wird voraussichtlich die Einführung des neuen VPN-Angebots verzögern. Ursprünglich wollte die Swisscom am 1. Oktober starten, nun wird es frühestens Ende November 2003. (map)


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