Knatsch um Informatikschule Digicomp

Die in Nachlassstundung befindliche Informatikschule Digicomp hat neue Besitzer. Der Digicomp-Gründer und ehemalige Geschäftsführer Willi Vollenweider (Bild) spricht von einer «feindlichen Übernahme».

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2003/19

     

Der Lehrbetrieb der Informatikschule Digicomp an den Standorten Zürich, Bern, Basel, St. Gallen und Lausanne ist im Rahmen eines Blitzangebotes am 16. Oktober in die Hände der Nanoprécis AG gefallen. Hinter Nanoprécis, eine Uhrenwerk-Firma, verbirgt sich eine Investorengruppe bestehend aus Paul Kupper (Nanoprécis) und ehemaligen Mitarbeitern von Digicomp.
Ein ursprüngliches Sanierungskonzept der in provisorischer Nachlassstundung befindlichen Informatikschule hatte vorgesehen, dass ein Konsortium unter der Führung eines externen Investors den Schulbetrieb übernehmen sollte.
Der Grossteil der bestehenden Schulungszentren sollte offen bleiben, das administrativ und organisatorisch tätige Personal sollte übernommen und auch die Arbeitsplätze der Kursleitenden erhalten werden.

Bank stellte sich quer

Laut Firmen-Gründer und Geschäftsführer Willi Vollenweider habe aber nun «eine Bank» einen Strich durch die Rechnung gemacht und sich gegen erwähnten externen Investor ausgesprochen. Am vorgesehenen Sanierungskonzept hätte sich auch Vollenweider zu einem Teil finanziell beteiligen wollen. Aufgrund der Entscheidung der Bank hat der zuständige Richter bei der Gläubigeranhörung den Investor nicht berücksichtigt.
Vier Stunden vor der Gläubigerverhandlung haben Paul Kupper (Haupt-Geldgeber), Peter Kupper (CFO der alten Digicomp, jetzt ebenfalls CFO), Markus Kammermann (vorher Bereichsleiter Lehrgänge, jetzt COO) und Bruno Michel (letztes Jahr mit Verkaufs-Mandat bei Digicomp, jetzt Chef Sales) ein Angebot eingereicht und den Zuschlag erhalten. Das neue Unternehmen firmiert unter dem Namen «Digicomp Academy».
Die Weiterführung aller Kurse und Lehrgänge sei gewährleistet, heisst es seitens der neuen Geschäftsleitung. «Alle Kursleistungen werden ohne Zusatzkosten für die Kunden von der Digicomp Academy erbracht», so Kammermann, «auch wenn wir von den bereits gezahlten Kursgeldern nichts mehr sehen werden.» Alle Lehrkräfte sollen weiterbeschäftigt werden.
Ebenfalls alle Mitarbeitenden in Administration und Verwaltung, ausgenommen der alten Geschäftsleitung. Über finanzielle Details des Deals wollte man sich nicht äussern. Das neue Unternehmen firmiert derzeit unter dem «Dach» von Nanoprécis, soll aber im nächsten Jahr als eigenständige Aktiengesellschaft gegründet werden.

Ex-Chef gründet Konkurrenzfirma

Vollenweider will sich auf keinen Fall mit der neuen Gruppierung identifizieren. «Für mich ist das eine schlechte Lösung», sagt er gegenüber IT Reseller. «Aus meiner Sicht handelt es sich bei der Übernahme eindeutig um einen «Unfriendly Takeover», den ich versucht habe zu verhindern, aber leider hat das Gericht dagegen entschieden.»
Aus dem Scherbenhaufen der ehemaligen Digicomp entstehen insgesamt drei neue Firmen:
1. Eine IT-Schulungsfirma unter der Führung von Willi Vollenweider, die sich momentan noch in Gründung befindet und nächste Woche an die Öffentlichkeit treten wird.

2. Digicomp Academy (Kupper, Kammermann, Michel)

3. «Digicomp Lugano» als Abteilung des neuen Besitzers Bconsult Informatica Lugano. Hier werden 90% der Lehrkräfte weiter beschäftigt, das Büro wurde durch interne Mitarbeiter und zwei Neueinstellungen besetzt.
Vollenweiders neue Firma wird die Digicomp Academy künftig ganz klar konkurrenzieren. Die Gläubiger der alten Digicomp dürften leer ausgehen. (sk)


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Welche Farbe hatte Rotkäppchens Kappe?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER