Letzte Woche trat HP-Chefin Carly Fiorina vor eine Analystenschar in der Börsenmetropole New York. Im Vorfeld ihres Auftritts sorgte das für gewöhnlich gut informierte Finanzblatt «Wall Street Journal» mit einem Artikel für Aufsehen. Darin wurde glaubhaft vermittelt, dass bei
HP eine grössere Reorganisation bevorstehe.
Aus den bestehenden vier Geschäftseinheiten – Personal Systems Group, Imaging and Printing Group, Enterprise Systems Group und Services Group – sollen gemäss WSJ deren drei geformt werden. Die Services Group soll angeblich mit der Enterprise Systems Group verschmolzen werden und unter dem Namen Technology Solutions Group firmieren. Die neue Abteilung würde 29,6 Mrd. Dollar Umsatz erwirtschaften, was rund 23% des Totalumsatzes von HP entsprechen würde. Die anderen beiden Geschäftseinheiten würden in ihrer Form beibehalten werden.
Der Letzte seiner Art
Die Person, die das Amt des zuständigen Executive Vice President übernehmen würde, nannte das Wirtschaftsblatt ebenfalls bereits: Ann Livermore, die bis jetzt
HP Services leitet. Der letzte im Top-Kader verbleibende Compaq-Mann, Peter Blackmore, der bis anhin der Enterprise Systems Group vorsteht, werde Leiter einer neuen Abteilung namens Customer Solutions Group.
Äusserst plausibel
Obwohl Carly Fiorina nicht eindeutig zu allen durchgesickerten Fakten Stellung nahm, ist es äusserst glaubhaft, dass dieser Umbau über die nächsten Monate tatsächlich vollzogen wird. Schliesslich machte die HP-Chefin auch während ihrem Auftritt in New York eine Andeutung, die als Bestätigung der Pläne interpretiert werden kann:
HP habe bereits im Juni damit begonnen, die Service- und Systems-Abteilungen näher zueinander zu rücken, und dieser Prozess werde über die nächsten Monate weiter vorangetrieben, so Fiorina.
Zudem widersprach sie der Ansicht, dass HP zwischen
Dell von unten und
IBM von oben ins buchstäbliche Sandwich geklemmt werde: Dell biete «low Cost» und «low Tech», IBM «high Cost» und «high Tech». HP hingegen biete «low Cost» und «high Tech», meinte Fiorina kämpferisch.
Mehr Direktverkauf bei der PSG
Obwohl die beiden anderen Geschäftseinheiten nicht in den vom WSJ postulierten Umbau miteinbezogen sind, scheint sich zumindest bei der Personal Systems Group auch eine Änderung anzubahnen. Über die nächsten drei Jahre will Fiorina hier den Umsatz im Direktgeschäft schrittweise anheben, bis er schliesslich 20% ausmachen soll.
Heute liegt der Anteil bei 12%. Um die Partner ob dieser Aussichten nicht gleich ganz zu vergraulen, liess sich Duane Zitzner, der die Personal Systems-Abteilung leitet, mit der Aussage zitieren, dass auch die Partner mit Umsatzwachstum rechnen können und mit besseren Tools für die Supply Chain und die Beziehungspflege versorgt würden. (map)